StartNachrichtenMarktMarktkommentar KW 11

Marktkommentar KW 11

Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Pixabay

Ukraine-Krieg – Märkte abschotten?

Russlands Überfall auf die Ukraine bleibt auch weiterhin das beherrschende Thema in allen Bereichen. Während die Not der direkt betroffenen Menschen immer weiter zunimmt, bleibt es hierzulande bei wirtschaftlichen Auswirkungen. In vielen Bereichen gibt es drastische Kursausschläge. Deutliche Preisaufschläge zeigen vor allem die Energiemärkte. Aber auch die Notierungen für viele landwirtschaftliche Produkte haben zugelegt. So sind die Terminkurse für Weizen inzwischen um 50  % gestiegen. Auch am globalen Milchmarkt sorgt ein knappes Angebot für steigende Preise. Ähnlich ist die Situation bei Rind- und Schweinefleisch und bei Ölfrüchten. Durch diesen Konflikt ist der Aspekt der Ernährungssicherheit wieder mehr in den Mittelpunkt des Interesses geraten. Hierzulande ist die Lebensmittelversorgung nach Jahrzehnten des Überflusses fast in Vergessenheit geraten. Einige Länder in der EU rücken die Versorgung der eigenen Bevölkerung wieder nach oben auf der Prioritätenliste. Auch um Sicherheitsreserven zu schaffen, sollen zum Beispiel die Getreideexporte begrenzt werden. Dieses Vorgehen ist ein verführerischer Gedanke angesichts der aktuellen Krise, doch für andere Staaten können solche Maßnahmen verheerende Folgen haben. Solch ein Protekti­onismus könnte zum Beispiel die Preise für Nahrungsmittel in Ländern mit hohem Importbedarf deutlich erhöhen und zu politischen Unruhen führen. Hier zeigt sich eine viel zu große Abhängigkeit von den Getreideeinfuhren.

Keine künstliche Verknappung

Die G7-Agrarminister wollen daher die Länder auffordern, ihre Lebensmittel- und Agrarmärkte offen zu halten, künstlich überhöhte Preise nicht zu dulden und gegen jedes spekulative Verhalten, das die Ernährungssicherheit gefährdet, vorzugehen. Auch will man zusammenarbeiten, um Transportprobleme für Lebensmittel oder die Rohstoffproduktion zu lösen. Der angespannte internationale Getreidemarkt ruft nach Zusammenarbeit und nicht nach Abschottung. Auf der anderen Seite bleibt man vorerst ja auch auf Importe angewiesen. Die EU und vor allem Deutschland ist vorerst noch von Lieferungen von Öl und Gas aus Russland abhängig. Selbst auf eine kurzfristige Drosselung der Energieimporte konnte man sich nicht einigen.

Nach dem Motto „Wandel durch Handel“ versucht man schon seit Jahrzehnten den Kontakt zu weniger demokratisch gesinnten Regierungen zu pflegen. Russland hat die Einnahmen aus der Energielieferung fest eingeplant. Daher zeigen die Sanktionen des Westens große Wirkung. Viele Importgüter sind in Russland ausverkauft. In den Geschäften werden schon Nudeln, Mehl und Reis gehamstert. An den Geldautomaten stehen Menschen Schlange, da nicht mehr mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Dennoch bezieht man hierzulande weiter russisches Erdgas, auch wenn die Gasleitung Nordstream 2 nicht in Betrieb geht. Ein sofortiges völliges Abschneiden der russischen Öl- und Gaslieferungen würde in Deutschland nach Ansicht von Experten zu Versorgungsengpässen und auch Stromausfällen führen. Dennoch wäre dieser Schritt das Wirkungsvollste, um Russland die Finanzierung des Krieges zu erschweren. Dafür findet sich jedoch hierzulande bislang keine Mehrheit. Es kann auch dazu kommen, dass uns Russland den Gashahn abdreht.

Niemand soll frieren

Um die privaten Haushalte weiterversorgen zu können, könnten Einsparungen in der Industrie angeordnet werden. Betroffen wäre vor allem die Düngemittelproduktion. Diese würde dann früher oder später in das Ausland abwandern. Andere Bereiche der Industrie, wie die Stahl- und Chemieproduktion, wo Erdgas für die Wärmeerzeugung nötig ist, arbeiten wegen der geplanten Energiewende bereits an einer Umstellung. Zwischenzeitlich könnten sie Öl oder Kohle als Ersatz nutzen, aber langfristig müssten sie die Produktion auf Grünen Wasserstoff umstellen. Das alles ist auch mit Blick auf Strom- und Heizkosten sowie die allgemeine Teuerung nicht unwichtig. Wie sich die Preise entwickeln, kann derzeit niemand genau abschätzen. Alles in allem ist der Faktor Zeit entscheidend: Der Umbau hin zu Erneuerbaren Energien muss beschleunigt fortgesetzt werden.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt