StartNachrichtenMarktMarktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 27

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 27

Frühkartoffelernte gestartet
Von Judith Wahl, LK-Markt
Foto: Pixabay

Am Kartoffelmarkt rückt die Ernte der Frühkartoffeln weiter in den Fokus. Es gibt zwar noch regionale Knollen der Ernte 2021 im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), doch zunehmend wird das Sortiment weiter auf Frühkartoffeln umgestellt. Wochenlang waren es die importierten Frühkartoffeln aus Israel, Ägypten und Zypern, später kamen italienische Ware, Spanier und Portugiesen hinzu. Und auch weiterhin sind es Importkartoffeln, die vor allem das Niedrigpreis-Segment dominieren.

Betrachtet man das deutsche Sortiment der Frühkartoffeln zum jetzigen Zeitpunkt, teilt sich dies in losschalige und festschalige Ware. In der vergangenen Woche waren deutsche Erzeuger optimistisch, ausreichend festschalige Knollen zu ernten, doch Kartoffelpacker gingen davon aus, dass diese nicht ausreichen würden. So soll in dieser Woche eine stärkere Umstellung erfolgen. Als einer der Vorreiter hat Lidl in KW 26 das Sortiment auf deutsche frühe Ware umgestellt. Die festschaligen Frühkartoffeln aus Deutschland, die hierzulande im Supermarkt zu finden sind, sind derzeit noch überwiegend aus Nordrhein-Westfalen oder aus der Pfalz. Dort beginnt die Ernte früher als hier. Hiesige Ware findet vermehrt über den direkten Absatz den Weg in den Markt. In dem Regionalangebot von Edeka, Famila und Rewe gibt es in einigen Filialen auch heimische Ware.

Absatz läuft schleppend

Die Verbrauchernachfrage wird insgesamt als zurückhaltend beschrieben. Warme Temperaturen und der Ferienbeginn werden als Gründe angeführt, dass weniger Kartoffeln abgesetzt werden können als erwartet. Zudem wächst das Angebot stetig und es baut sich eine Angebotswelle auf. Die hiesigen Bestände der späteren Sorten entwickelten sich seit der Auspflanzung gut. Sie sind im Vergleich zu anderen Jahren in der Entwicklung etwa gleichauf bis eine Woche voraus. Bei hohen Temperaturen relativiert sich dies zunehmend. Herausforderungen bringen die vielen Kartoffelkäfer und der Krautfäuledruck. Niederschläge fielen zum Teil regional sehr unterschiedlich. Im südlichen Schleswig-Holstein war es länger trocken, was den Fäuledruck geringer hielt.

Die aufgerufenen Preise liegen bundesweit etwa zwischen 45 und 55 €/dt. Für den Kunden im LEH liegt der Kilopreis hierzulande leicht über dem Vorjahr. Als Aktionswaren konnte in der vergangenen Woche ein 2-kg-Sack für 2,49 € erworben werden. Aktuelle Ladenpreise sind rund 1,40 bis 2 €/kg. Im Direktabsatz liegen die Preise etwas höher.

Anbau 2022 ausgedehnt

Nachdem man monatelang dachte, dass die Anbaufläche 2022 für Kartoffeln wohl kleiner ausfallen würde als in anderen Jahren, geht man aktuell davon aus, dass es genau anders herum ist. Hintergrund einer sinkenden Anbauprognose waren die sehr guten Preiserwartungen für andere Ackerkulturen. Dies hatten allerdings auch die Vertragspartner im Blick. Und so wurden seitens der Verarbeitungsindustrie bessere Verträge angeboten. Diese nutzen dem Vernehmen nach die Kartoffelanbauer im Vergleich zu den Vorjahren flächendeckend häufiger. Die deutsche Anbaufläche wächst laut der Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) um 1,5 % auf 185.800 ha.

Auch innerhalb der anderen wichtigen EU-Anbauländer hat sich die Kar­toffelanbaufläche wahrscheinlich ausgedehnt: Frankreichs Kartoffel­anbau umfasst 156.200 ha (+ 2 %). In den Niederlanden sind es ebenso 2 % mehr, die Fläche steigt auf 72.800 ha. Das größte Plus erreicht Belgien mit 3,2 % auf 92.600 ha.

Bisher gute Qualität geerntet

In einer Meldung wies die NEPG darauf hin, dass in einigen Regionen Beregnungsmaßnahmen aufgrund der hohen Energiekosten unterlassen worden sind. Es ist davon auszugehen, dass sich dies nicht gerade positiv auf die Entwicklung der Pflanzen auswirkt. Trotz des größeren Anbauumfangs stehen die 2022er Erntemengen je Hektar jedoch noch in den Sternen. Vorerst sind die geernteten Qualitäten der frühen Sorten gut. Man erwartet im deutschen Einzelhandel nun den Wechsel zum deutschen Sortiment. Gegen eine Absatzbelebung könnten jedoch die Sommerferienzeit und die sommerlichen Temperaturen sprechen.

Marktlage für die Woche vom 4. bis 10.7.2022

Getreide: In Südeuropa ist die Getreideernte weit fortgeschritten. In Deutschland läuft die Gerstenernte an. Die Kurse geben nach.

Raps: Nach dem Preisrückgang von Mitte Juni konnten sich die Matif-Kurse in der Vorwoche wieder leicht erholen.

Futtermittel: Auch die Kurse für US-Soja gaben im Juni nach. Sojaschrot bleibt hierzulande vergleichsweise teuer.

Kartoffeln: Das Angebot an hiesiger Frühware steigt im Großhandel an. Die Importe gehen zurück. Die Kurse geben leicht nach.

Schlachtrinder: Ein kleines Angebot lässt die Kurse wieder auf das Niveau von Ende Mai steigen.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz des guten Grillwetters sind die Kurse nicht weiter gestiegen. Das Angebot blieb überschaubar.

Ferkel: Auch die Ferkelkurse blieben auf dem zuvor erhöhten Niveau. Der Markt zeigt sich ausgeglichen.

Milch: Der Rückgang der Rinderbestände sorgt für eine weiterhin reduzierte Milchanlieferung. Der Käsemarkt bleibt ausgeglichen.

Schlachtlämmer/-schafe: Mit Blick auf das islamische Opferfest wurden die Lämmernotierungen etwas erhöht.

Markttendenz für die Woche vom 11. bis 17.7.2022

Getreide: Einige Landwirte sichern noch Restmengenmengen preislich ab. Andere hoffen, dass die Kurse sich bald stabilisieren.

Raps: Die niedrigen Kurse für Rohöl und für Pflanzenöl drücken vorerst die Rapskurse. Es wird Raps aus der Ukraine erwartet.

Futtermittel: Reduzierte Preise für Ölschrote und nachgebende Kurse für Futtergetreide sorgen für Druck auf die Mischfutterkurse.

Kartoffeln: Das Preisniveau sorgt für erhöhte Erntemengen. Die Witterung sorgt für gute Wachstumsbedingungen.

Schlachtrinder: Weitere Preisaufschläge lassen sich zum Beginn der Sommerferien nur schwer durchsetzen.

Schlachtschweine/-sauen: Der Ferienbeginn bremst die Nachfrage. Weitere ASP-Fälle verunsichern den Handel.

Ferkel: Ohne Impulse vom Schweinemarkt dürften die Ferkelpreise nicht weiter steigen. Man sieht vorerst stabile Preise.

Milch: Die Großhandelskurse für Butter blieben zuletzt stabil. Die Notierungen für Milchpulver neigen etwas zur Schwäche.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Kurse liegen etwa 20 ct über dem Vorjahresniveau. Weitere Preis­aufschläge sind schwer durchzusetzen.

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