Die Lage der Schweine haltenden Betriebe ist weiterhin kritisch. Die Schweinemast bleibt unrentabel, da die Kosten für Mischfutter zu hoch sind. Die wirtschaftliche Lage in der Sauenhaltung hat sich aufgrund der reduzierten Ferkelpreise noch einmal zugespitzt. Der Bestandsabbau setzt sich weiter fort. Viele Ställe werden vorübergehend oder für immer geschlossen. Das Inlandsangebot hat dadurch bereits deutlich abgenommen. Von Januar bis April dieses Jahres wurden in Deutschland 11 % weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Auch bei den Schlachtgewichten zeigt sich eine Abnahme um 1,4 kg pro Tier.
Trotz der kleinen Angebotsmengen und der laufenden Grillsaison treten die Schlachtschweinekurse auf der Stelle. In der Vorwoche blieb der Vereinigungspreis erneut bei 1,80 €/IP. Damit wurde diese Notierung seit fünf Wochen nicht verändert. Obwohl der Kurs über den Erlösen der Vorjahre liegt, können die derzeitigen Kosten der Schweinemast damit nicht gedeckt werden. Notwendig wäre ein Basispreis von deutlich über 2 €/kg SG. Die Schlachtbetriebe berichten weiterhin von hohen Lagerbeständen an Schweinefleisch in den Kühlhäusern. Dazu kommt die ruhige Exportnachfrage aus Drittländern. Selbst EU-Länder ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest können deutlich weniger Schweinefleisch auf dem Weltmarkt verkaufen als zuvor. Da sich auch die Witterung bislang wenig grilltauglich gezeigt hat, gab es in den vergangenen Wochen sogar Bestrebungen der Abnehmer, die Schweinepreise zu reduzieren. Zwischenzeitliche Bestrebungen, Hauspreise zu veröffentlichen, konnten jedoch von der Erzeugerseite abgewehrt werden.
Preise treten auf der Stelle
Mittlerweile hat sich jedoch der Handel wieder ausgeglichen. Durch die fehlenden Schlachttage in den vergangenen Wochen haben sich kaum neue Angebotsüberhänge aufgebaut. Auch der europäische Schlachtschweinemarkt zeigt sich ausgewogen. Die Notierungen in den Niederlanden, Dänemark und Frankreich sind seit Anfang Mai überwiegend unverändert. Hier lassen Impulse am Fleischmarkt weiter auf sich warten.
Hierzulande werden als Grund für die schwache Fleischnachfrage die gestiegenen Verbraucherpreise genannt. Zu den hohen Spritpreisen an den Tankstellen kommen noch Preisaufschläge für Heizung und Strom dazu. Auch viele Lebensmittel sind teurer geworden. Dies sorgt für eine reduzierte Nachfrage nach höherwertigen Artikeln, wie eben Grillprodukten vom Schwein. Trotz der hohen Preise will man ja auch noch in den Urlaub fahren.
Markt vor der Trendwende?
Zuletzt blieben Diskussionen um mögliche Preisabschläge im Schweinehandel aus. Vereinzelt sieht die Erzeugerseite bereits wieder Anzeichen einer Marktbelebung. Bislang waren frei gehandelte Schweine noch nicht gefragt. Die ISN-Schweinebörse verzeichnete bis in die Vorwoche noch keine Umsätze. Im Fleischgeschäft sorgen jedoch der Monatswechsel und die sonnige Wetterprognose für verbesserte Geschäftsabschlüsse. Insbesondere Grillartikel wie Nacken sind gefragt und erzielen moderate Aufgelder. Auch bei anderen Artikeln konnten die Handelsspannen leicht verbessert werden. In einigen europäischen Nachbarländern werden bereits höhere Schweinepreise gezahlt. In Spanien und Italien sorgt die anlaufende Urlaubssaison für leichte Preisaufschläge. Die Notierung in Polen zieht ebenfalls an, da das Angebot nicht für die belebte Nachfrage ausreicht. Davon profitiert auch der Versand von Schweinehälften aus Belgien nach Polen. In Belgien wurde die Notierung ebenfalls erhöht. Es wird auch von zunehmenden Lieferungen von deutschen Schweinen an Schlachtereien in Polen berichtet.
Hierzulande wird damit gerechnet, dass die Überhänge an Schlachtschweinen stetig abnehmen, während sich die Nachfrage zaghaft belebt. Wie im Frühjahr könnte dann der Überhang an Schlachthaken zu einem stärkeren Wettbewerb der Abnehmer um Schweine führen. Viel Zeit für eine Marktbelebung bleibt jedoch nicht. Bereits Anfang Juli beginnen in vielen Bundesländern die Sommerferien.
Marktlage für die Woche vom 13. bis 19.6.2022
Getreide: In den USA haben verringerte Ernteprognosen zu wieder steigenden Kursen geführt. Durch den schwachen Wechselkurs schlägt sich das ebenso im Euroraum nieder.
Raps: Bei guten Ernteaussichten und hohen Vorverkäufen bleibt der Rapskurs unter 800 €/t. Nach USDA-Schätzung wird im neuen Wirtschaftsjahr mehr Raps produziert als verbraucht.
Futtermittel: Die Kurse für Sojaschrot ziehen nach oben, Rapsschrot fällt unter 400 €/t.
Kartoffeln: Regionale losschalige Frühkartoffeln sind im LEH verfügbar. Parallel werden letzte Mengen der alten Ernte abgesetzt.
Schlachtrinder: Geringere Stückzahlen führen zu mindestens stabilen bis leicht höheren Kursen.
Schlachtschweine/-sauen: Angebot und Nachfrage stehen sich nahezu ausgeglichen gegenüber. Es wird von einer etwas belebteren Nachfrage berichtet.
Ferkel: Sinkendes Angebot und bessere Nachfrage der Mäster führen nach und nach zu einem nahezu ausgeglichenen Markt.
Milch: Die Milchanlieferung ist nach Erreichen der Saisonspitze bereits wieder rückläufig. Das stützt die Preise am Markt.
Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot an schlachtreifen Lämmern steigt, Nachfrage und Preisspanne entwickeln sich uneinheitlich.
Markttendenz für die Woche vom 20. bis 26.6.2022
Getreide: Weil die Aussicht auf Lieferungen vom Schwarzmeer unsicher ist, nutzen Importländer jede Kaufmöglichkeit. Das hohe Interesse stützt die Preise.
Raps: Die Erholung der kanadischen Canolaernte und eine mögliche Erhöhung des Palmölangebots drücken auf die Kurse.
Futtermittel: Die Preise bewegen sich vorsichtig abwärts, im hiesigen Handel ist man gut mit Rohstoffen eingedeckt.
Kartoffeln: Mit erfolgter Reifeförderung werden hiesige festschalige Frühkartoffeln ab Ende Juni im LEH erwartet. Die Bestände entwickeln sich gut, wobei Produzenten die Zunahme von Krautfäule im Blick haben sollten.
Schlachtrinder: Durch die Annäherung zwischen Angebot und Nachfrage sollte eine Stabilisierung der Kurse folgen.
Schlachtschweine/-sauen: Hoffnung besteht auch im Absatzanstieg für Grillfleisch, sodass eine Kurserhöhung nicht auszuschließen ist.
Ferkel: In der Tendenz sehen Marktteilnehmer gerade wegen der erhöhten Einstallbereitschaft stabile Ferkelkurse.
Milch: Der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt, Milchdauerwaren sind wieder mehr gefragt.
Schlachtlämmer/-schafe: Ein steigendes Angebot könnte bei ruhiger Nachfrage erneute Preiskorrekturen nach sich ziehen.