Die mittlerweile fast abgelaufene Düngesaison werden die Landwirte lange in Erinnerung behalten. Während sich die Preise für Kalkammonsalpeter in den Vorjahren im Bereich von 150 bis 250 €/t bewegten, stiegen in diesem Frühjahr die Forderungen über 1.000 €/t. Für Harnstoff, der sonst zwischen 200 und 300 €/t gekostet hat, mussten plötzlich 1.250 €/t bezahlt werden. Nachdem der Hauptbedarf an Düngemitteln für das laufende Jahr ausgebracht wurde, können sich diese Preisforderungen nicht mehr durchsetzen. Aktuell werden für KAS etwa 650 €/t und für Harnstoff zirka 850 bis 900 €/t verlangt. Damit liegen die Forderung zwar unter den jüngsten Preisspitzen, bleiben jedoch mit Blick auf die Vergangenheit sehr hoch. Die übrigen Düngemittelsorten zeigen dagegen wenig Preisschwäche. Dies gilt vor allem für phosphat- und schwefelhaltige Düngemittel. Die Forderungen für Kali sind in den vergangenen Wochen sogar weitergestiegen.
Preise überzogen?
Viele Düngemittelhersteller weisen in ihren jüngsten Quartalsmeldungen sehr hohe Gewinne aus. Dies sorgt bei den Landwirten für Unmut. Man fordert eine Überprüfung der Preisaufschläge durch das Kartellamt.
Die hohen Preise haben mittlerweile die Nachfrage nach Harnstoff und KAS deutlich reduziert. Um den Absatz wieder in Schwung zu bringen, mussten die Düngemittelhersteller die Preise spürbar verringern. Dazu kommt, dass auch die Preise für Erdgas, den wichtigsten Kostenfaktor in der Düngemittelproduktion, gefallen sind. Dennoch bleibt die Nachfrage in dieser Situation verhalten. Sowohl die Landhandelsunternehmen als auch die Landwirte beobachten die Kursentwicklung der Ware für die kommende Saison. Zuletzt wurde KAS, der bereits jetzt abgenommen wird, besonders günstig angeboten.
Die Kurse für Erdgas sind Ende Mai mit knapp 90 €/MWh nicht einmal halb so hoch wie der Spitzenwert von 230 €/MWh Mitte März. Doch obwohl dies im langfristigen Vergleich immer noch teuer ist, gibt es Spielraum für weitere Preisabschläge für N-haltige Düngemittel. Gegen einen stärkeren Rückgang der Preise spricht jedoch ein anderer Aspekt: nämlich der extrem schwache Euro, der die in Dollar abgewickelten Importe erheblich verteuert.
Die Notierung für KAS frei Ostseehafen lag Mitte April noch bei zirka 950 €/t und hat dann wöchentlich etwa 70 €/t verloren. Besonders deutlich ist der Importpreis für Harnstoff gefallen. So kostet Harnstoff in den USA mittlerweile nur noch 570 US-$/t. Das sind 300 US-$ weniger als Mitte März. Ägypten bietet seinen Harnstoff derzeit für 750 € an und damit 250 US-$ günstiger als im März. Indien hat Mitte Mai eine große Menge Harnstoff am Weltmarkt gekauft. Damit dürfte die Nachfrage aus dieser Weltregion etwas abnehmen.
Phosphat, Kali und Schwefel bleiben teuer
Dagegen wurden für den wichtigsten Phosphordünger – Diammoniumphosphat (DAP) – unverändert knapp 1.000 €/t verlangt. Die Preise für Kornkali bleiben ebenfalls unverändert hoch bei rund 610 €/t. Sie sind seit März sogar um 200 € gestiegen, obwohl gerade Kali in Deutschland nicht besonders knapp ist. Doch auch hier machen der Weltmarkt und das Exportembargo gegen Weißrussland und Russland die Preise.
Neben den hohen Energiepreisen zeigen auch die fehlenden Düngemittellieferungen aus dem Schwarzmeerraum Wirkung. Russland als einer der weltweit größten Exporteure von Düngemitteln versucht jetzt, trotz der westlichen Sanktionen seine Lieferungen wieder aufzunehmen. Es gibt einen Vorschlag aus dem Kreml, Weizenlieferungen aus den Häfen der Ukraine wieder zuzulassen, wenn im Gegenzug russische Düngerexporte erlaubt würden. Schon jetzt erhalten hiesige Landhändler dubiose Offerten jenseits der üblichen Vermarktungswege. Dahinter wird oftmals Dünger aus Russland vermutet, der über Drittländer angeboten wird. Anscheinend versucht man auch am Weltmarkt, noch schnell Verkäufe zu tätigen, bevor die Preise für Stickstoffdünger weiterfallen.
Marktlage für die Woche vom 30.5. bis 5.6.2022
Getreide: Die Weizen-Matif-Kurse haben ihre jüngsten Höchststände wieder verlassen, liegen jedoch noch über der Marke von 400 €/t.
Raps: Der Handel mit alterntiger Ware ist kaum noch Thema. Die Kurse für die neue Ernte steigen mit höheren Roh- und Pflanzenölpreisen.
Futtermittel: Die US-Sojakurse haben zuletzt ein Dreimonatshoch erreicht. Regenfälle behindern die US-Sojabohnenaussaat.
Kartoffeln: Der Handel mit alterntiger Ware läuft aus. Die Kurse können sich behaupten. Die Frühkartoffelimporte nehmen zu.
Schlachtrinder: Auch in der Vorwoche hat sich die Talfahrt der Schlachtrinderkurse fortgesetzt. Die Fleischnachfrage bleibt ruhig.
Schlachtschweine/-sauen: Trotz fehlender Impulse vom Fleischmarkt konnte sich der Erzeugerpreis erneut behaupten.
Ferkel: In der Vorwoche wurden die offiziellen Ferkelkurse um 5 €/Stk reduziert. Dazu kommen oft weitere Preisabschläge.
Milch: Bei steigender Milchanlieferung bewegen sich die Kurse für Butter und Käse weiter nach oben. MMP wird etwas günstiger.
Schlachtlämmer/-schafe: In der Vorwoche wurden die Lämmerpreise erneut etwas reduziert. Die Nachfrage bleibt sehr ruhig.
Markttendenz für die Woche vom 6. bis 12.6.2022
Getreide: Die europäische Getreideerntemenge wurde zuletzt wieder etwas höher geschätzt als bisher erwartet wurde.
Raps: Die mögliche Einschränkung der Biodieselproduktion und das geplante Ende des Palmölexportverbotes durch Indonesien dämpfen die Preiserwartung bei Raps.
Futtermittel: Aufgrund der weiterhin hohen Preise für Futtermittelkomponenten bleiben auch die Forderungen für Mischfutter sehr hoch.
Kartoffeln: Erste Frühware aus dem Unterfolienanbau wird ab Hof oder auf Wochenmärkten angeboten.
Schlachtrinder: Die Nachfrage bleibt ruhig. Eine neue Preisbasis wird wohl erst nach der kurzen Pfingstwoche erreicht werden.
Schlachtschweine/-sauen: Die kurzen Schlachtwochen sorgen für erhöhte Angebotsmengen. Die Schlachter erhöhen den Preisdruck.
Ferkel: Die jüngsten Preisabschläge haben die Nachfrage nur wenig belebt. Die Nachfrage der Mäster bleibt abwartend.
Milch: Hierzulande und EU-weit bleiben die Notierungen hoch. Am Weltmarkt zeigt sich eine preisliche Trendwende nach unten.
Schlachtlämmer/-schafe: Viele Schlachter nehmen nur begrenzte Stückzahlen ab. Weitere Preisabschläge sind möglich.