Ostern ist vorüber und es wird von einer Beruhigung der Kartoffelnachfrage berichtet. Parallel ist die Spargelsaison in vollem Gange, doch auch diese Nachfrage erlebt kurz nach Ostern einen Knick. In der damit einhergehenden Preisreduktion sehen Marktteilnehmer die Chance für eine erneute Belebung der Nachfrage. Passend zum „weißen Gold“ werden häufig Kartoffeln serviert, sodass der Kartoffelabsatz mindestens leicht anziehen sollte.
Stabiles Preisniveau
Die Kartoffelerntemenge im Jahr 2021 lag mit 246.400 t in Schleswig-Holstein 3 % über dem Fünfjahresschnitt 2015 bis 2020 und 11 % unter dem Vorjahresergebnis. Im zweiten Corona-Jahr war der Kartoffelverbrauch für die Herstellung von Nahrungsmitteln (Deutschland: 3,76 Mio. t) so hoch wie noch nie. Die größten Zunahmen gab es bei der Herstellung von Pommes frites. Trockenprodukte, zu denen Püree, Kartoffelmehl, Flocken und Granulat zählen, werden als Basisprodukt oder als Zutat sowie Ergänzung für andere Artikel genutzt. Sie nehmen den größten Anteil bei der Kartoffelverarbeitung insgesamt ein.
Dem Statistikamt Nord zufolge lagen zum Jahreswechsel 2021/22 34 % der geernteten Kartoffeln noch auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Zum Jahreswechsel 2019/20 waren es 46 % der geernteten Menge. Die Mengen fließen kontinuierlich ab, Konsumenten kaufen im LEH oder im Direktverkauf. Lose frei Rampe liegt der Erzeugerpreis nach einer Preiserhöhung für Kühlhausware der besten Qualität nun vier Wochen in Folge für festkochende Kartoffeln hierzulande zwischen 17 und 24 €/dt. Vorwiegend festkochende Knollen werden um 2 €/ dt geringer bewertet. Die Qualitätsunterschiede führen zur großen Preisspanne. Die Absortierungen aufgrund minderer Qualität führen außerdem dazu, dass die zu vermarktende Menge kleiner ausfällt als anfangs gedacht. Zudem laufen die Exportgeschäfte zügig. Das Baltikum und die Balkanstaaten fragen in dieser Saison stetig nach. Dabei werden neben den Übergrößen auch kleinere Sortierungen ausgeführt.
Die Knollen aus dem vergangenen Jahr werden hierzulande im Lebensmitteleinzelhandel bereits seit einigen Wochen ergänzt mit Frühkartoffeln aus Ägypten, Zypern und Israel, aber auch aus Italien. Aktuellen Informationen zufolge sind es mehr ägyptische Kartoffeln als im Vorjahr. Demgegenüber werden aus Spanien wegen unpassender Witterungsbedingungen weniger Knollen erwartet. Die Lebensmittelketten signalisieren aktuell, dass eine Umstellung auf mehr Importware nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen könnte, mit dem Nachteil für hiesige Produzenten, dass alterntige Ware weniger rege nachgefragt werden könnte.
Auswirkungen Ukraine-Krieg
Seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges ist auch der Kartoffelmarkt von Irritationen geprägt. Unsicherheiten bestehen beispielsweise für die Verarbeitungsschiene über die Verfügbarkeit von Öl zum Frittieren. Aber auch Herausforderungen in der Logistik stehen in Verbindung mit höheren Kosten. So fehlen Fahrer, aber auch Container. Zudem führen die erhöhten Dünger- und Energiepreise zu Kurserhöhungen in der Verarbeitungskette der Knollen.
Der Grundstein für die neue Kartoffelernte wird derzeit gelegt. Die Auspflanzungen der Knollen laufen auf Hochtouren. Auf den leichten Standorten sind die Kartoffelauspflanzungen deutlich fortgeschritten und neigen sich dem Ende entgegen. Auf den schweren Böden geht es mit etwas Zeitabstand stetig voran. Hierzulande ist knapp die Hälfte der Fläche bestellt. Ähnliches wird über den Osten Niedersachsens berichtet. Im westlichen Niedersachsen ist man schon fast durch mit der Bestellung. Im Süden liegen die Auspflanzungen aufgrund von Niederschlägen etwas zurück. Ob die Anbaufläche bundesweit größer oder kleiner als im Vorjahr ausfällt, darüber kann heute nur spekuliert werden. Der Anreiz, sich für eine andere Kultur zu entscheiden, war und ist bei den für die kommende Ernte genannten Getreide- und Ölsaatenpreisen zumindest gegeben.
Markttendenz
Getreide: Die weltweite Weizen- und Körnermaisernte wird 2022 kleiner als in den Vorjahren ausfallen. Der Verbrauch steigt dagegen.
Raps: Die EU hat bis zur Ernte noch Importbedarf. Indonesien hat ein Exportverbot für Palmöl erlassen. Die Biodieselproduktion steht in der Diskussion.
Futtermittel: Bis zur neuen Ernte hat die Mischfutterindustrie noch Deckungsbedarf. Die Schweinefutternachfrage sinkt.
Kartoffeln: Die Kurse für Qualitätsware bleiben stabil. Größere Mengen aus Spanien werden ab Mitte Mai erwartet.
Schlachtrinder: Bei rückläufigen Ablieferungen sind stabile Jungbullenkurse möglich. Die Schlachtkuhpreise tendieren wieder fester.
Schlachtschweine/-sauen: Noch ist die Nachfrage ruhig. Die Mäster hoffen für Anfang Mai auf eine Belebung der Grillfleischnachfrage.
Ferkel: Die Kurse für Importtiere wurden herabgesetzt. Nicht alle leeren Ställe werden zügig neu belegt.
Milch: Am Weltmarkt liegen die Notierungen wieder unter den jüngsten Rekordpreisen. Der Zenit ist wohl überschritten.
Schlachtlämmer/-schafe: Es wird kaum mit Preisänderungen gerechnet. Das Angebot an frischen Lämmern steigt zögernd.
Marktlage
Getreide: Die Matif-Weizenkurse hielten sich Ende der vergangenen Woche über der Marke von 400 €/t. Maisimporte erreichen Westeuropa.
Raps: Auch die Matif-Rapskurse halten sich bei über 1.000 €/t. Die Kurse für Pflanzenöle sind nochmals gestiegen.
Futtermittel: Die hohen Kurse für pflanzliche Öle verteuern die Ölschrote. Auch die Getreidekurse steigen weiter.
Kartoffeln: Die Absortierungen bleiben hoch, gleichzeitig füllen Importe aus Südeuropa das Angebot wieder auf.
Schlachtrinder: Der Handel hat sich nach der Preiskorrektur wieder etwas stabilisiert. Bei Jungbullen gibt es noch Überhänge.
Schlachtschweine/-sauen: Auch in der Vorwoche blieben die Preise unverändert, obwohl Überhänge den Handel belasten.
Ferkel: Die Notierungen für deutsche Ferkel bleiben weiter unverändert. Die Kurse für freie Ferkel geben zum Teil nach.
Milch: Die Milchproduktion bleibt gedämpft. Die Produkte konnten ihre Osterpreise nicht ganz behaupten. Dies gilt vor allem für Butter.
Schlachtlämmer/-schafe: Nach Ostern wurden die Kurse etwas reduziert, da auch die Nachfrage zurückgegangen ist.