Zu Beginn dieser Woche wurde gemeldet, dass ein erstes Schiff den Hafen von Odessa verlassen hat. Unter großer internationaler Aufmerksamkeit hat ein mit Körnermais beladener Frachter sich auf den Weg in den Libanon gemacht. Wenn er sicher sein Ziel erreicht und weitere folgen, ist die Ukraine wieder als Getreidelieferant am Weltmarkt präsent. An den Terminmarktbörsen hat diese Nachricht die Getreidekurse unter Druck gebracht. Auch wenn bislang nur wenige Schiffe abfahrbereit sind, hat dies einen psychologischen Effekt. Ernst wird es erst, wenn die große Masse an Schiffen beladen werden und auslaufen kann.
Sojakurse bleiben hoch
Bislang dominierten Prognosen trockenen und heißen Wetters den Getreidehandel. Vor allem die Körnermaisbestände bereiten Sorgen. Der Sojamarkt ist nervös und reagiert mit starken Preisausschlägen auf Wettermeldungen in den USA. Dies hat die Forderungen für Sojaschrot hierzulande vorerst wieder erhöht. Während sich die Ackerbauern bislang über die relativ hohen Preise für ihre Marktfrüchte freuen, bereitet die Entwicklung den Tierhaltern Sorgen. Der Preisrückgang für Mischfutter durch den Erntebeginn hat sich nicht weiter fortgesetzt. In der letzten Woche wurden die Forderungen sogar wieder erhöht. Damit bleiben die Mischfutterkurse weiter deutlich über den Vorjahrespreisen. Während die aktuellen Rekorderlöse für Milch helfen, die hohe Rechnung für Milchviehmischfutter zu begleichen, bleibt die Lage in der Schweinehaltung schwierig. Hier reicht der aktuelle Basispreis nicht für eine rentable Schweinemast aus. Die Anbieter von Mischfutter verweisen auf die anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei den importierten Zusatzstoffen, Die ohnehin schon hohen Kosten für die Importkomponenten werden durch den aktuell sehr schwachen Eurokurs zusätzlich erhöht. Dazu kommt die Unsicherheit über die Gasversorgung. Besonders die Pelletierung ist sehr energieintensiv.
Aktuell gibt es nur wenig Abschlüsse im Mischfutterhandel. Die Landwirte sind mit der Ernte beschäftigt und hoffen, dass sich doch noch ein rückläufiger Preistrend einstellt. Auch die Mischfutterhersteller setzen auf fallende Kurse für Futtergetreide. Bislang kann man auf Kontraktmengen zurückgreifen. Insgesamt bleibt die Situation aber weiterhin unsicher. Getreide wird entsprechend vielfach zu Tagespreisen bewertet. So verunsicherten die zuletzt wieder festeren Getreidepreise die Marktbeteiligten. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Mischfutterpreise zumeist im September/Oktober den niedrigsten Stand im Wirtschaftsjahr erreichen. Aber selbst wenn die Forderungen nachgeben, sie werden deutlich über Vorjahreslinie bleiben.
Weniger Futtergetreidebedarf
Bemerkenswert ist, dass die reduzierten Viehbestände bislang wenig Einfluss auf die Gebote für Mischfutter haben. Seit Beginn der Corona-Epidemie sind die Schweinebestände in Deutschland um 16 % zurückgegangen. Damit hat sich auch der Umsatz mit Schweinemischfutter deutlich reduziert. Dazu kommt noch der Rückgang der Rinderbestände mit entsprechenden Einbußen bei Rindermischfutter. Die Menge an eingespartem Futtergetreide in Deutschland entspricht, grob kalkuliert, fast der Weizenernte Schleswig-Holsteins. Diese Menge kann jetzt anderswo eingesetzt werden. Im Bereich der Eiweißträger haben sich die Kurse für Rapsschrot durch die laufende Ernte verringert. In der letzten Woche lag der Kurs ab Landhandel bei etwa 340 €/t. Für Sojaschrot sind die Forderungen dagegen schon wieder auf etwa 560 €/t gestiegen. Non-GVO-Sojaschrot kostet sogar 790 €/t. Bei diesen hohen Preisen für die importierten Eiweißkomponenten steigt die Nachfrage nach heimischen Leguminosen. Bereits im letzten Wirtschaftsjahr wurden 60 % mehr Erbsen, Bohnen und anderes verfüttert als im Jahr zuvor. Dies hat auch Einfluss auf die sogenannte Eiweißlücke. Sie entspricht dem Anteil des importierten Futters am Gesamtfutteraufkommen, jeweils umgerechnet in den Proteingehalt. Diese lag noch vor einigen Jahren bei fast 30 % und ist mittlerweile auf 18 % gesunken, Tendenz weiter fallend. Damit löst sich die hiesige Landwirtschaft immer mehr aus der Abhängigkeit von Eiweißimporten.
Marktlage für die Woche vom 1. bis 7.8.2022
Getreide: Die sommerliche Witterung sorgt für einen raschen Erntefortschritt. Die Erträge fallen überdurchschnittlich aus.
Raps: Die Ernte steht vor dem Abschluss. Die Erholung der Kurse hat sich nicht forgesetzt.
Futtermittel: Der Sojamarkt ist nervös und reagiert mit starken Preisausschlägen auf Wettermeldungen in den USA.
Kartoffeln: Die Ernte der Frühware steht vor dem Abschluss. Es beginnt die Rodung der Anschlusssorten. Die Preise stehen noch unter Druck.
Schlachtrinder: Das Angebot bleibt gering. Reduzierte Gebote konnten sich nicht durchsetzen.
Schlachtschweine/-sauen: Das Angebot ist geht weiter zurück. Der Basispreis blieb unverändert und wird von allen akzeptiert.
Ferkel: Das für die Jahreszeit nicht sehr große Angebot steht einer ruhigen Nachfrage gegenüber.
Milch: Saisonbedingt geht die wöchentliche Milchanlieferung zurück, liegt jedoch wieder über den Vorjahresmengen.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage hat sich etwas beruhigt. Die Kurse sind nicht weiter gestiegen.
Markttendenz für die Woche vom 8. bis 14.8.2022
Getreide: Erste Schiffslieferungen aus der Ukraine und der Angebotsdruck aus der Ernte sorgen für rückläufige Notierungen.
Raps: Die Roh- und Sojaölkurse haben den Rückwärtsgang eingelegt und sorgen für Druck auf die Rapspreise.
Futtermittel: Die Kurse für Futtergetreide und Rapsschrot geben nach. Mischfutter könnte günstiger werden.
Kartoffeln: Trotz einiger Niederschläge in den Anbauregionen werden die Ertragsprognosen laufend reduziert.
Schlachtrinder: Obwohl die Fleischnachfrage sehr ruhig ist, steigen die Kurse für das knappe Lebendangebot.
Schlachtschweine/-sauen: Forderungen der Erzeuger nach Preisaufschlägen sehen die Schlachtbetriebe kritisch.
Ferkel: Der Handel kommt noch nicht in Schwung. Auch die Forderungen für Importferkel bleiben unverändert.
Milch: Die Urlaubszeit hat die Nachfrage reduziert. Die Kurse geben auf hohem Niveau etwas nach.
Schlachtlämmer/-schafe: Saisonbedingt nimmt das Angebot weiter zu. Die fehlenden Importe halten jedoch die Preise stabil.