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Biodiesel rückläufig

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Pixabay

Der Verbrauch von Biodiesel ging im ersten Halbjahr 2024 um 7,0 % auf rund 1,2 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Bedarf an Dieselkraftstoff B7 (Diesel plus 7 % Biodiesel) belief sich in dieser Zeit auf gut 14,2 Mio. t und blieb damit um knapp 5 % hinter dem Vorjahresvolumen zurück, so die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop). Angesichts eines rückläufigen Dieselverbrauchs, der laut Statista von 30,5 Mio. t 2015 auf 26 Mio. t 2025 sinkt, und stabiler Beimischungsquote erwartet die Ufop einen weiter rückläufigen Absatz von Diesel und damit Biodiesel in Deutschland. Hier basiert Biodiesel hauptsächlich auf Raps, der 2022 etwa 55 % der eingesetzten Rohstoffe ausmachte, wofür rechnerisch etwa die Hälfte der Rapsfläche in Deutschland genutzt wurde. Biodiesel stellt damit einen wichtigen Absatzkanal für die deutsche Landwirtschaft dar. Wie wichtig der Einsatz von Biodiesel auch für die Erreichung der Klimaziele ist, meldet das BMEL: 11,1 Mio. t CO2-Äquivalent wurden 2021 durch Biokraftstoffe vermieden, 60 % davon entfielen auf Biodiesel.

Energiewende reduziert Rohölverbrauch

Am Beispiel China lässt sich beobachten, wohin die Reise geht. Immer mehr chinesische Autofahrer betreiben ihre Autos mit Strom, heute schon geht der Bedarf an Rohöl für Verbrennerautos stark zurück. Der tägliche Verbrauch dafür ist um 500.000 bbl niedriger als im Vorjahr. Dass der Gesamtbedarf dennoch nur um 300.000 bbl sank, erklärt sich daraus, dass er in anderen Bereichen gestiegen ist. So zitiert businessinsider.com aus einer Analyse von Goldman Sachs.

In der Ölbranche ist schon davon die Rede, dass in China, einem Schlüsselmarkt für den weltweiten Energie- und Ölverbrauch, das Wachstum der Benzin- und Dieselnachfrage aufgrund der Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs und des verstärkten Einsatzes von Flüssigerdgas (LNG) in Lkw „leidet“. Es könnte bereits im kommenden Jahr der Punkt erreicht sein, an dem die gesamte Nachfrage nach Öl nicht mehr wächst, sondern sinkt. Dass dies keineswegs unrealistisch ist, zeigen die Verkaufszahlen in China vom Juni 2024. Erstmalig wurden in diesem größten Automobilmarkt mehr reine E-Autos oder Hybridfahrzeuge zugelassen als Benzin- oder Dieselfahrzeuge.

Biodiesel aus Raps weiter gedeckelt

Derzeit ist der Einsatz von Biodiesel in der EU auf 7 % begrenzt. Mit Schaffung der gesetzlichen Grundlage für eine Beimischung von 10 % Biodiesel machte die Bundesregierung in diesem Frühjahr eine höhere Beimischung von Biodiesel möglich. Allerdings ist die Verwendung von Biodiesel aus Anbaubiomasse weiter auf einen Anteil von 4,4 % begrenzt. Die Markteinführung von B10 führt daher nicht dazu, dass die Mineralölindustrie größere Mengen aus Rapsöl hergestellten Biodiesels in Deutschland nutzen kann. Die zusätzlichen 3 % sollen „nachhaltiger Biodiesel“ sein, also aus Rest- und Abfallstoffen, Gülle, Stroh, Algen et cetera. Solch angeblich aus Abfallölen und Reststoffen hergestellter Biodiesel wurde ab Ende 2023/Anfang 2024 in großen Mengen aus China importiert. Nicht nur die Ufop, sondern auch das BLE hatte Bedenken, ob dieser als nachhaltig zertifizierte Biodiesel möglicherweise aus anderen Rohstoffen, nämlich aus von Indonesien nach China geliefertem Palmöl, hergestellt wurde. Der Import von Biodiesel auf Palm­ölbasis ist aber in der EU verboten. Da Vor-Ort-Kontrollen nicht möglich gewesen seien, so die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage, habe die Staatsanwaltschaft Bonn ihre Ermittlungen eingestellt. Immerhin hat die EU im August Zölle in Höhe von 13 bis 36 % auf Biodiesellieferungen aus China eingeführt. Der Verband der Biokraftstoffindustrie (VDB) bezweifelt aber, dass die Zölle hoch genug sind.

Mit Beibehaltung der Obergrenze von 4,4 % aus Anbaubiomasse wurde eine Chance vergeben, die vorhandenen Produktionskapazitäten für Biodiesel langfristig zu nutzen. Nun wird mit dem gewünschten Rückgang des Dieselverbrauchs auch die absetzbare Menge an Biodiesel sinken.

Marktlage – für die Woche vom 14. bis 20.10.2024

Getreide: Der letzte WASDE-Report brachte kaum Impulse für die Märkte, Landwirte veräußerten häufig Partien, die etwa nicht optimal gelagert waren.

Raps: Deutliche Preissteigerungen nutzten Erzeuger vermehrt zur Vermarktung der Ernte 2024.

Futtermittel: Die schleppende Körnermaisernte ließ das Kaufinteresse an anderem Futtergetreide zunehmen.

Kartoffeln: Aktionen im LEH brachten Nachfrageimpulse, die durch das umfangreiche Angebot gut gedeckt werden konnten.

Schlachtrinder: Die Versorgung mit Jungbullen und höherwertigen Färsen war insgesamt knapp.

Schlachtschweine/-sauen: Die Nachfrage nach Schweinen und Schweinefleisch belebte sich in Deutschland.

Ferkel: Angebot und Nachfrage hielten sich im Handel die Waage, wobei für die meisten Ferkel gut Abnehmer gefunden werden konnten.

Milch: Spotmilch zog in Norddeutschland deutlich um 2,50 € auf 58,00 €/100 kg (3,7 % Fett) an.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Schlachtlämmerangebot wurde durch Ausfälle wegen der Blauzungenkrankheit eingeschränkt.

Markttendenz – für die Woche vom 21. bis 27.10.2024

Getreide: Die russische Regierung will die Exporte drosseln, was durch einen höheren Exportzoll und einen Mindestpreis von 228 €/t erreicht werden soll.

Raps: Die Importe vor allem aus der Ukraine fallen geringer aus als im Vorjahreszeitraum.

Futtermittel: Bei einer weiter festen Tendenz für Getreide ist bis Monatsende mit Preiserhöhungen für Mischfutter zu rechnen.

Kartoffeln: Die Ernte von Kartoffeln stockt nässebedingt besonders auf schweren Böden immer wieder.

Schlachtrinder: Schlachtrinder, besonders Jungbullen werden deutschlandweit in (zu) geringen Mengen angeboten.

Schlachtschweine/-sauen: Marktteilnehmer äußern sich zufrieden mit der derzeit stabilen Marktlage und dem Preisniveau.

Ferkel: Die angebotenen Ferkel werden zu insgesamt stabilen Preisen zügig verkauft.

Milch: Aufgrund des knappen Milchaufkommens ist das Angebot an den Produktmärkten weiterhin begrenzt.

Schlachtlämmer/-schafe: Die knappe Versorgung bewirkt steigende Preise, Lieferungen aus Neuseeland spielen derzeit nur eine geringe Rolle.

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