Aktuell wird viel über die Lieferungen ukrainischer Agrarprodukte in die EU und deren negative Effekte auf die Preise hier berichtet. Erst in der letzten Zeit wird auch über Agrarimporte der EU aus Russland berichtet. Unter anderem berichtet die Direktorin der lettischen Grenzkontrollabteilung des Lebensmittel- und Veterinärdienstes, dass „weder die EU noch die lettische Gesetzgebung derzeit die Einfuhr von … Getreide aus Russland einschränken“. So wurden allein via Lettland 2023 mehr als 382.000 t Getreide aus Russland in die Europäische Union importiert.
Der lettische Agrarminister Armands Krauze hat seit Oktober 2023 in den monatlichen Treffen des EU-Agrarministerrats dazu aufgefordert, ein Einfuhrverbot für russische Agrarprodukte in der EU zu verhängen, also Agrarimporte aus dem kriegführenden Russland auf die Sanktionsliste zu setzen, was erstaunlicherweise bisher nicht geschehen ist und anscheinend auch nicht diskutiert wurde.
Die EU hat aus Russland 2022 laut „Agri-Food Trade Statistical Factsheet“ der EU für 2,3 Mrd. € Agrarprodukte gekauft, 6,3 % mehr als im Vorjahr. Zur Erinnerung: Russland überfiel die Ukraine völkerrechtswidrig im Februar 2022. Bekanntlich erhebt Russland Exportsteuern auf Getreideverkäufe. So fließt mit jeder Tonne Getreideexport Geld direkt in die russische Staatskasse. Insgesamt sind es laut EU-Statistik im aktuellen Wirtschaftsjahr (Stand 29. Februar) allein 1,131 Mio. t Getreide, davon 290.000 t Weizen, 420.000 t Hartweizen, 233.000 t Mais, 128.000 t Roggen und 60.000 t Gerste. Im Vorjahr waren es 552.000 t. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 hätten die EU-Länder Agrarprodukte im Wert von 2,2 Mrd. € aus Russland importiert, so das lettische Agrarministerium.
Lebensmittel waren aus humanitären Gründen nicht auf die Sanktionslisten genommen worden, vor allem aus Sorge um die Welternährung. Allerdings kann Russland inzwischen jede Menge Getreide via Schwarzmeer schiffladungsweise an jeden Punkt der Welt verschiffen, damit ist das Argument „Sicherung der Welternährung durch Lieferung via EU auf die Weltmärkte“ nicht mehr gültig.
Im Gegenteil, man könnte nun den Eindruck bekommen, dass Russland Weizenexporte als „Waffe“ gegen den großen Weizenexporteur und Kriegsgegner Ukraine sowie die traditionellen Weizenexporteure und Unterstützer der Ukraine, EU und USA, einsetzt. Russland überschwemmt den Weltmarkt mit billigem Getreide, blockiert so auch europäische Exporte, was zu großem Bestandsaufbau in der EU und wachsender Unruhe bei Landwirten führt, sowie zu Zwist etwa zwischen Polen und der Ukraine, was Russland nur recht ist.
Inzwischen hat Ende Februar das lettische Parlament als erstes EU-Land in einem nicht EU-konformen Alleingang die Einfuhr von Agrarprodukten aus Russland und Belarus verboten. Der polnische Regierungschef Donald Tusk hat nun ebenfalls „umfassende Sanktionen für Agrarprodukte“ aus Russland und Belarus gefordert. „Ich würde es vorziehen, wenn wir als gesamte Europäische Union über Sanktionen gegen Russland und Belarus in Bezug auf Agrarprodukte entscheiden würden“, sagte Tusk bei einem Besuch in Litauen.
Marktlage für die Woche vom 11. bis 17.3.2024
Getreide: Für Brot- und Industriegetreide ging es bei geringer Abgabebereitschaft weiter abwärts, Käufer waren am Kassamarkt schwer zu finden, bestenfalls für Futtergetreide.
Raps: Raps in Paris beendete wegen des weltweit üppigen Ölsaatenangebots seine Aufwärtsbewegung.
Futtermittel: Die heimischen Preise für Rapsschrot konnten ins Plus drehen.
Kartoffeln: Angebot und Nachfrage auf dem heimischen Speisekartoffelmarkt hielten sich die Waage.
Schlachtrinder: Der Handel mit Jungbullen war ausgeglichen, die Preise für qualitativ hochwertige Färsen gaben etwas nach, Schlachtkühe sind weiter gefragt.
Schlachtschweine/-sauen: Die angebotenen Stückzahlen gingen etwas zurück und wurden zügig abgenommen.
Ferkel: Das Kaufinteresse überstieg das zur Verfügung stehende Angebot.
Milch: Ende Februar stieg die Anlieferung leicht an, das Niveau des Vorjahres wurde jedoch knapp verfehlt.
Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot war überschaubar, reichte für die herrschende Nachfrage aber aus.
Markttendenz für die Woche vom 18. bis 24.3.2024
Getreide: Die Terminkurse für Ernte 2024 sind höher als für alterntige Ware, immer mehr Erzeuger ziehen Überlagerung in Betracht.
Raps: Die Lieferungen aus der Ukraine gehen aktuell etwas zurück, doch die Ölmühlen sind noch gut versorgt.
Futtermittel: Sojaschrot steht angesichts der Aussicht auf ein großes globales Angebot unter Druck, während Rapsschrot auf der anderen Seite deutlich im Preis zulegt.
Kartoffeln: Früher als in anderen Jahren ergänzen importierte Frühkartoffeln das Angebot. Ab der kommenden Woche sollten diese dann flächendeckend verfügbar sein.
Schlachtrinder: Die Nachfrage nach edleren Teilstücken sollte kurz vor Ostern wie üblich etwas anziehen.
Schlachtschweine/-sauen: Der Handel läuft ungebrochen flott, die Nachfrage beruhigt sich etwas.
Ferkel: Aktuell herrscht bundesweit eine Knappheit an Ferkeln.
Milch: Die Nachfrage nach Butter und Schnittkäse bleibt hoch, die nach Milchpulver hat sich beruhigt.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage dürfte sich um Ostern und im Ramadan beleben.