Seit Monaten wird von steigenden Preisen und Lieferengpässen in vielen Bereichen berichtet. Auch die Betriebsmittel für die Landwirtschaft sind knapp und teuer geworden. Doch mittlerweile scheint es, als würde sich die Lage in vielen Bereichen beruhigen. Die heiß gelaufenen Märkte kühlen sich langsam ab. Dies gilt jedoch leider auch für die Erlöse der Marktfrüchte. Die Weizen- und Rapskurse haben sich seit dem Erntebeginn um ein Drittel reduziert. Der Rückgang der Betriebsmittelpreise, etwa für Düngemittel und Energie, hält sich jedoch in Grenzen. Dabei liegen die Kurse für Rohöl am Terminmarkt in New York wieder auf dem Niveau vor Kriegsausbruch in der Ukraine. Zu Wochenbeginn wurden hier 89 US-$/bbl notiert. Während die Dieselpreise zum Jahresbeginn bei 1,50 €/l lagen, werden aktuell immer noch 1,90 €/l an den Tankstellen verlangt. Dies ist auch unter Berücksichtigung des schwachen Eurokurses immer noch zu teuer. Im September drohen sogar weitere Preisaufschläge, da dann die vorübergehende Steuerermäßigung für Mineralölprodukte ausläuft.
Märkte beruhigen sich
Doch auch die Kurse für andere Rohstoffe tendieren wieder schwächer. So gilt der Kupferpreis als Gradmesser für die globale Konjunktur. Am Terminmarkt in London wurde Anfang März dieses Jahres ein Rekordwert von mehr als 10.800 US-$/t erreicht. Mittlerweile sackte er um mehr als 30 % auf zeitweise knapp 7.000 US-$ ab. Preise für andere Rohstoffe hatten schon vergangenes Jahr, als die Konjunktur in vielen Teilen der Welt noch besser lief, Rekordhöhen erreicht. Dazu gehört unter anderem Eisenerz. Im Juli vergangenen Jahres kostete 1 t bis zu 220 US-$. Heute sind es nur noch rund 110 US-$/t. Ähnlich entwickelt sich der Stahlpreis, obwohl darin ja nicht nur der Rohstoff Erz, sondern auch jede Menge Energie steckt, deren Preis weiter auf Rekordniveau liegt. Sinkende Preise zeichnen sich aber keineswegs nur bei börsennotierten Rohstoffen ab. Selbst bei Computerchips, deren Knappheit inzwischen seit rund zwei Jahren weltweit Schlagzeilen macht, purzeln die Preise. Mit dem Blick auf die aktuelle Entwicklung in Taiwan könnten hier jedoch die Kurse demnächst wieder steigen.
Auch in anderen Bereichen sind weiterhin starke Preisschwankungen möglich. Die Märkte bleiben nervös. Man beobachtet die Entwicklung der Konjunktur und die globalen Konflikte. Eine Warnung vor verfrühter Hoffnung auf ein Ende der globalen Preisrallye ist der Kurs von amerikanischem Bauholz. Der für die US-Bauwirtschaft wohl wichtigste Rohstoff zeigte einen der ersten großen Lieferengpässe, der Teile der Wirtschaft lahmlegte. Dann platzte die Blase, der Preis brach innerhalb weniger Wochen um mehr als 70 % ein, um Ende vergangenen Jahres bis zu diesem Frühjahr allerdings erneut um etwa das Dreifache zuzulegen und dann wieder abzustürzen.
Dennoch sind Ökonomen der Meinung, dass viele Preise aktuell eher fallen werden als weiterzusteigen. Dies würde die Inflation wirksam begrenzen.
Sonderumlage für Energieversorger
In der EU und vor allem in Deutschland bleibt jedoch das Problem der hohen Energiekosten. Auch wenn die Preise an den Tankstellen etwas nachgeben, bleiben die Forderungen für Erdgas weiter sehr hoch. Russland drosselt die Zufuhr und versucht, damit die Öffnung der Gasleitung Nordstream 2 zu erzwingen. Neben vielen privaten Verbrauchern ist dadurch auch die Industrie betroffen. Diese verbraucht einen Großteil der Erdgaseinfuhren. Die Politik muss jetzt abwägen, wie sie das knappe Gas verteilt. Einschränkungen sind in allen Bereichen notwendig. Zu den bereits erhöhten Kosten kommen jetzt zusätzliche Umlagen dazu, um die Energieversorger vor einer Insolvenz zu schützen. Die hiesigen Düngemittelhersteller haben sowieso schon das Problem, dass hierzulande günstige Importware angeboten wird. Dies betrifft zum Beispiel Harnstoff aus Nordafrika. Dort sind die Erdgaspreise um das Zehnfache niedriger. Der hiesige Handel setzt jedoch auf Qualitätsvorteile der im Inland erzeugten Ware.
Auch Strom bleibt teuer. Man rechnet damit, dass die Abschlagszahlungen im kommenden Jahr 2,5-mal so hoch wie im laufenden Jahr ausfallen könnten.
Marktlage für die Woche vom 8. bis 14.8.2022
Getreide: Die Weizenernte läuft mittlerweile landesweit. Die Exporte aus der Ukraine haben die Kurse in der Vorwoche reduziert.
Raps: Auch die Rapskurse gaben nach der Öffnung der Häfen in der Ukraine nach, konnten sich anschließend wieder erholen.
Futtermittel: Die US-Sojakurse schwanken auf dem zuletzt wieder erhöhten Niveau. Futtergetreide wird günstiger.
Kartoffeln: Die Rodungen der Anschlusssorten laufen. Die Nachfrage in den Urlaubsregionen bleibt rege.
Schlachtrinder: Die Kurse für Jungbullen wurden in der Vorwoche erhöht, da zu wenig Angebot vorhanden war.
Schlachtschweine/-sauen: Trotz des kleinen Angebotes blieben Preisaufschläge aus, da der Fleischabsatz sehr ruhig war.
Ferkel: Die Kurse blieben auch in der Vorwoche unverändert. Das Angebot an freien Ferkeln geht zurück.
Milch: Die Preise für Milchprodukte haben Anfang August sowohl auf der Fett- als auch auf der Eiweißseite nachgegeben.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage übersteigt etwas das Angebot. Die untere Spanne der Kurse steigt leicht an.
Markttendenz für die Woche vom 15. bis 21.8.2022
Getreide: Der Markt bleibt nervös. Die Kurse finden keine klare Richtung und reagieren auf jede Nachricht mit Preisausschlägen.
Raps: Pflanzliche Öle und Ölschrote bleiben weltweit gefragt. Trotz guter Ernten können sich die Notierungen behaupten.
Futtermittel: Sorge bereiten die Maisbestände. Vielerorts fehlen weitere Grassilageernten. Sojaschrot bleibt relativ teuer.
Kartoffeln: Insgesamt bleibt das Angebot für die saisonal ruhige Nachfrage zu groß. Die Kurse geben etwas nach.
Schlachtrinder: Das Angebot an Schlachtkühen bleibt bei den aktuellen Milchpreisen begrenzt, die Preise sind stabil.
Schlachtschweine/-sauen: Das Ferienende und der Export bringen Nachfrageimpulse. Höhere Auszahlungspreise sind möglich.
Ferkel: Vorerst bleiben die Kurse stabil. Je nach Entwicklung im Schweinehandel sind höhere Ferkelkurse möglich.
Milch: Die hohen Temperaturen und die Ferienzeit haben die Nachfrage verringert. Das Preisniveau bleibt jedoch relativ hoch.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Grünlandflächen leiden unter der Trockenheit. Die Lämmer werden zum Teil zugefüttert.