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Markterkundung Forstpflanzen und neuartige Baumarten

Bedarf auf hohem Niveau
Von Peer Rosenhagen, Landwirtschaftskammer SH
Roteichenquartier in der Baumschule Foto: Peer Rosenhagen

Auch in diesem Jahr führte die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wieder eine Forstpflanzen-Markterkundung durch. Nach der Abfrage des Pflanzenbedarfs in den zwölf Bezirksförstereien und dem Anschreiben an die Baumschulen erfolgte eine Bereisung zur Begutachtung der unterschiedlichen Herkünfte und Sortimente.

Insgesamt fiel der Bedarf mit zirka 600.000 Forstpflanzen nach einer sehr starken Pflanzsaison 2022/2023 geringer aus, befindet sich jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau. Hauptursache waren die Sturmereignisse im Februar 2022, die vor allem den Süden und den Norden Schleswig-Holsteins trafen.

Des Weiteren führten Hitzeereignisse, Trockenperioden und Borkenkäferbefall landesweit zu weiteren Waldschäden und schlussendlich zu Baum- und Bestandesverlusten. Die Größe und Zahl der nun wieder aufzuforstenden Flächen im Wald bedeuten somit für alle Beteiligten weiterhin ein hohes Arbeitspensum.

Nach einer intensiven Markterkundung sowie anschließender Besichtigung der Quartiere bezüglich vorgegebener Qualitätsstandards konnten viele Sortimente und regionale Herkünfte auf ganzer Linie überzeugen und uneingeschränkt empfohlen werden. Eine große Herausforderung bestand für die Baumschulen in der Fokussierung auf die besonders nachgefragten fünf bis sechs Baumarten. Vor allem bereits erprobte klimaresiliente Arten wie Esskastanie, Roteiche oder Douglasie waren besonders begehrt. Engpässe waren ebenfalls bei Stiel- und Traubeneiche erkennbar.

Interesse an Alternativen

Im vergangenen Jahr wurde in verschiedenen Gesprächen und Fortbildungen das große Interesse bei Walbesitzenden an alternativen Baumarten, welche in Deutschland nicht heimisch sind, immer deutlicher. Hintergrund ist der Wunsch nach einer besseren Resilienz in Bezug auf den Klimawandel. Auch bei den hervorragend arbeitenden Baumschulen im Pinneberger Raum sind vermehrt Baumarten wie beispielsweise Baumhasel, Orientbuche, Flaumeiche und einige weitere zu entdecken.

Im November fand, initiiert durch die Lehranstalt für Forstwirtschaft, die Fortbildungsveranstaltung „Herkünfte alternativer Baumarten für Schleswig-Holstein“ in Bad Segeberg statt. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Abteilung Genressourcen, führte die Teilnehmenden durch einen spannenden Tag mit anschließender Exkursion.

Hier wurde einmal mehr deutlich, dass unsere heimischen Baumarten einer enormen Komplexbelastung durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Neben einer Verstärkung ökologischer Interaktionen in alle Richtungen und damit einhergehender Verschiebung interspezifischer Konkurrenz kommt es zu einer Störung ökologischer Gleichgewichte, und das Wechselspiel zwischen Waldschädlingen und ihren Wirtsbäumen gerät aus dem Gleichgewicht. Es kommt zu einer verstärkten Ausbreitung von Pathogenen, insbesondere invasive (Pilz-)Arten sind auf dem Vormarsch. Auch kommt es zu Schädlingsgradationen, und die Spätfrostgefahr sowie Hitzerisiken und Trockenstress steigen.

Welche Baumarten geeignet?

Aus den genannten Aspekten ergeben sich voraussichtlich deutliche Änderungen der derzeitigen Verbreitung unserer heimischen Baumarten. Folgende fünf außereuropäische Baumarten können bereits jetzt als potenzieller Ersatz für die heimischen Hauptbaumarten dienen: Douglasie, Küstentanne, Roteiche, Robinie und Japanische Lärche. Diese Baumarten werden auch aus förderungstechnischer Sicht bereits heute schon in gewissem Umfang akzeptiert.

Für weitere in Europa heimische Baumarten legt die Abteilung Genressourcen nun in großem Stil Herkunftsversuche und Probeanbauten an. Hier liegt das Problem vor allem in der Beschaffung von qualifiziertem Saatgut und in fehlendem Wissen, wie sich diese Baumarten in Deutschland verhalten. Erste Erkenntnisse aus den Anbauversuchen sind frühestens in 20 Jahren zu erwarten.

Genauer beleuchtet wurden während der Fortbildungsveranstaltung die Arten Baumhasel, Orientbuche und Flaumeiche. Nach den geschichtlichen Hintergründen und den natürlichen Verbreitungsgebieten dieser Baumarten ging es vor allem um Standortansprüche, Verjüngungsökologie, Wachstum, waldbauliche Behandlung sowie Leistungsfähigkeit, Verwendung des Holzes und die Beschaffung von Vermehrungsgut.

Fazit

Die drei Baumarten Baumhasel, Orientbuche und Flaumeiche sind möglicherweise zukünftig in der Lage, eine höhere Masse- und Wertleistung zu erzielen. Der Wasserbedarf ist geringer und die Trockenstresstoleranz ist höher.

Bei der Baumhasel sind keine grundlegenden biotischen/abiotischen Problematiken bekannt, und ihre Streu ist gut zersetzbar. Sie trägt somit zur Bodenverbesserung bei. Negativ ist festzuhalten, dass derzeitig wenig Wissen über Provenienzen und Leistungsfähigkeit in Deutschland vorhanden und zum Teil kein gesichertes Saatgut am Markt verfügbar ist.

In der Etablierungsphase sind Baumhasel, Orientbuche und Flaumeiche zum Teil durch Spätfröste gefährdet. Deutlich wurde der weiterhin hohe Bedarf an Forschung auf diesem Themengebiet, um für die Zukunft einen Wald begründen zu können, der sämtlichen Klimaszenarien trotzen kann.

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