Die Luft fühlt sich anders an in den Reußenkögen am Ostersonnabend. Das liegt nicht nur am Feiertag, an den ungewöhnlich warmen Temperaturen und dem Sonnenschein. Es liegt Aufregung in der Luft. Warum, ist schon von Weitem zu sehen, wenn man von Bredstedt aus in den Sophien-Magdalenen-Koog abbiegt. Strahlend weiß setzt es sich vom blauen Horizont ab: das Festzelt. Heute Abend soll hier gefeiert werden. Doch zuerst geht es auf die Osterrallye und um die begehrte Trophäe, das Gelbe Ei.
Gut sortiert liegt die Kiste für die Anmeldung vor Lale Stauch. 70 Fragebögen für die Teams, die sich später auf die gut 50 km lange Strecke über Ahrenshöft nach Viöl und anschließend über Drelsdorf und Bordelum zurück zum Startpunkt, der Koogshalle, machen werden. Denn die Osterrallye ist eine Orientierungsfahrt, auf der sich Teilnehmer in Wissen und Geschicklichkeit messen. Sie wird jedes Jahr von der Landjugend Reußenköge veranstaltet und findet dieses Jahr zum fünften Mal statt.
Jeder Rallyeplatz ist heiß begehrt. Nur 10 min dauerte es, da lagen für die möglichen 70 Teams schon doppelt so viele Anmeldungen im Postfach. Wer einen Platz ergattert, darf mit drei bis neun Rallyeteilnehmern an Bord starten. Einige von ihnen nehmen weite Wege auf sich, um dabei zu sein. So sind Teams aus Neumünster, Rendsburg und Ostholstein am Start. Die meisten kommen jedoch aus der Umgebung. Dabei ist die Rallye nicht nur für junge Leute. Auch etwas ältere Teilnehmer wie die „Babyboomer“ sind dabei. So entsteht eine bunte Gemeinschaft. Viele kommen verkleidet oder mit besonderen Autos – ob nun besonders alt, groß oder laut. Man will auch gesehen werden. Aber vor allem sind alle heiß auf den Sieg.
Ein als Mario verkleideter Teilnehmer kündigt beim Bändchenverkauf groß an, er werde das hier heute gewinnen, und fragt, ob die Landjugendmitglieder Tipps hätten. „Passt gut auf der Strecke auf und stellt euch an den Stationen clever an, dann sollte das schon klappen“, entgegnet Therese Thamsen mit einem Augenzwinkern.
Im Zweiminutentakt werden die Teilnehmer ab 12.30 Uhr losgeschickt. Auf der Strecke erwarten sie dann zusätzlich zum Fragebogen Stationen, an denen sie unter anderem Geschicklichkeit beweisen müssen. Tischtennisbälle auf Bierflaschen zu pusten oder Partybegriffe von den Lippen der Mitstreiter abzulesen, kann eine Herausforderung sein. Aber die meisten schlagen sich passabel. Das mag vielleicht auch an der guten Stimmung liegen. Die Teilnehmer sind gut drauf und die Landjugendmitglieder erst recht. So laden die Stationen auch zum Verweilen ein. Man kennt sich. Viele machen nicht zum ersten Mal mit und freuen sich, nach drei Jahren Zwangspause durch die Corona-Pandemie wieder dabei zu sein.
Die Koppel neben dem Zelt füllt sich langsam mit immer mehr Teams, die von ihrer Fahrt zurückkehren. Schnell werden noch die letzten Fragen beantwortet. Rund drei Stunden sind die Teilnehmer unterwegs, aber so manch einer verfährt sich auch mal, verschnackt sich oder legt kurze Wasserschlachten mit gegnerischen Teams ein. So kommt es, dass einige Teams erst nach dem Abgabetermin um 18 Uhr ins Ziel rollen. Aber alles kein Problem für die Landjugend. Sie ist erprobt und hat die Organisation gut im Griff.
Um 20 Uhr schaltet DJ Basti dann die Musik an. Jetzt kann es losgehen. So langsam trudeln dann auch die ersten Rallyeteilnehmer und Fetenbesucher im Zelt ein. Am Bierpilz, hinterm Tresen und an der „Shot-Bar“ stehen die Landjugendmitglieder wieder bereit. Die Ersten trauen sich bereits auf die Tanzfläche und es herrscht ausgelassene Stimmung. Um 21 Uhr wird es noch mal spannend. Die Siegerehrung steht an. Wer darf in diesem Jahr das Gelbe Ei mit nach Hause nehmen und sich Champion der Osterrallye 2022 nennen? Sind es die Titelverteidiger „Die Kamikatzen“ oder die „Babyboomer“? Nein, am Ende jubelt tatsächlich Mario mit seinem Team „Starlight Excess“. Sozusagen ein Sieg mit Ansage. Ob er im nächsten Jahr die Trophäe verteidigen kann, wird sich zeigen, wenn es bei der Osterrallye wieder heißt: „Auf die Plätze, fertig, los!“