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Magen-Darm-Gesundheit im Fokus

Schweine aktuell: Tränkwasser als Grundbaustein der Fütterung
Von Juliane Ahlhorn, Landwirtschaftskammer SH
Schweine sind Saug- und Schlürftrinker. Foto: Juliane Ahlhorn

Am 25. März fand die zweite Veranstaltung der Seminarreihe zur Magen-Darm-Gesundheit beim Schwein statt. In der Online-Veranstaltung wurde die Bedeutung des Tränkwassers als ein wesentlicher Bestandteil der Fütterung genauer beleuchtet. Die Veranstaltung wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Projekts „Netzwerk Fokus Tierwohl“ und durch die Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein gefördert. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe (AG) Schwein des Runden Tisches „Tierschutz in der Nutztierhaltung“ durchgeführt und richtete sich wieder an Beraterinnen und Berater sowie Tierärztinnen und Tierärzte.

Bei ihrer Begrüßung und Einführung betonte Dr. Sophie Diers, Fachbereichsleiterin für Schweinehaltung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) und Mitglied der AG Schwein, dass Wasser als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Fütterung das passende Thema für die erste Veranstaltung der Seminarreihe sei.

Wasser als Schlüsselressource

Karin Müller, Geschäftsführerin der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein und ebenfalls Mitglied der AG Schwein, stellte in ihrem Vortrag die physiologische Bedeutung des Wassers beim Schwein vor. Wasser sei das Futtermittel Nummer eins, Bestandteil aller Körperflüssigkeiten wie Blut und Gehirnflüssigkeit und vermittele sämtliche Stoffwechselvorgänge im Körper. Zudem reguliere das Wasser den Nährstofftransport, den Druck in den Zellen und den Temperaturausgleich im Körper. Die Referentin fuhr fort, dass die Wasseraufnahme bei Schweinen über die Tränkwasser- und Futteraufnahme erfolge sowie über metabolisches Wasser, das bei der Spaltung von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen entstehe. Der Wasserbedarf sei abhängig vom Alter, der Größe und dem Leistungsstatus der Tiere.

Daneben werden die Menge und die Häufigkeit der Wasseraufnahme von den klimatischen Bedingungen im Stall, dem Gesundheitsstatus der Tiere und der Futterzusammensetzung beeinflusst. Zeitgleich ist die Aufnahme von Wasser eng an die Futteraufnahme gekoppelt. Die Beraterin machte außerdem darauf aufmerksam, dass Schweine Saug- und Schlürftrinker seien und ihrem arttypischen Verhalten entsprechend offene Wasserquellen, zum Beispiel Beckentränken, bevorzugten.

Sie erklärte, dass eine sorgfältige Überwachung und Optimierung der Tränkwasserversorgung entscheidend seien für eine bestmögliche Nährstoffzufuhr, das Wohlbefinden und die Gesundheit und damit auch der Leistungsfähigkeit der Schweine. Weiter sagte sie, dass die richtige Tränktechnik, die Anpassung der Durchflussraten entsprechend den Altersgruppen der Tiere und die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität wesentliche Maßnahmen seien, um sicherzustellen, dass Schweine ausreichend mit Wasser versorgt würden. Bei kranken Tieren sinkt mit der Futteraufnahme auch die Wasseraufnahme. Dies kann verminderte Leistungen, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit oder Inaktivität der Tiere zur Folge haben. Eine zukunftsweisende, vielversprechende Methode zur Kontrolle der täglichen Wasseraufnahme könnten Wasseruhren sein. Diese sollten abteilweise angebracht werden, um die tägliche Wasseraufnahme und Unregelmäßigkeiten im Auge zu behalten. Die Referentin verwies auch auf die Verordnung (EG) Nummer 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002 sowie die Futtermittelhygiene-Verordnung (EG) 183/2005. Hier werden die Tränkwasservorgaben für die Versorgung von Lebensmittel liefernden Tieren geregelt.

Ferkel erlernen das Trinken von der Muttersau. Foto: Dr. Ariane von Mallinckrodt

Hygienisches Tränkwasser

Im zweiten Vortrag referierte Kai Aumann von Aumann Hygienetechnik über den Weg zur optimalen Tränkwasserversorgung. Auch Aumann begann seinen Vortrag damit, dass es außerordentlich wichtig sei, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Tränkwasser eine elementare Bedeutung in der modernen Tierernährung einnehme. Demnach sollte das primäre Ziel für landwirtschaftliche Betriebe und Tierhalter die langfristige Sicherstellung eines weitestgehend chemophysikalisch geeigneten und bakteriologisch unbedenklichen Tränkwassers sein. Dies ist maßgeblich, um einen hohen Tiergesundheitsstatus zu garantieren und immunsuppressive Faktoren zu reduzieren. Der Fachmann berichtete, dass der Hauptkeimeintrag in die Leitungssysteme unabhängig von der Wasserquelle durch die Tiere selbst über die Tränken erfolge. Von hier verläuft der Keimeintrag retrograd in die Leitungen. Eine sachgerecht durchgeführte Grundreinigung der Tränkwasserversorgung wäre förderlich, sei aber derzeit in den meisten Betrieben aufgrund von zum Beispiel Schichtdicken, unregelmäßiger Handhabe et cetera nicht umsetzbar. Es bildet sich ein Biofilm in den Leitungen, der das Wasser nicht nur geschmacklich beeinträchtigt, sondern vor allem bakteriologisch und mit entzündungsfördernden Toxinen und Endotoxinen belastet und somit ein Keimreservoir darstellt.

Aumann betonte, dass Biofilme in den Wasserleitungen einen Spiegel der Umwelt darstellten. Die Keimzusammensetzung bestehe häufig aus widerstandsfähigen Keimnestern, die sich vor allem in gut geschützten Bereichen wie Spalten, spröden Schläuchen oder unter Schleimschichten, und so weiter absetzten. Es sei daher schwierig, sie zu bekämpfen, sagte der Experte.

Ultraschall gegen Keime

Er fuhr fort, dass bei Hygienemaßnahmen folglich darauf geachtet werden sollte, dass der Biofilm abgetötet beziehungsweise dauerhaft entfernt werde und vor allem die rückwärtigen Keimeinträge über die Tränken reduziert würden. So können zugelassene Desinfektionsverfahren die vorliegenden Mikroorganismen abtöten oder vermeiden und Neuverkeimungen verhindern. Desinfektionsmittel greifen jedoch nicht immer bei sehr widerstandsfähigen Keimen.

Dafür eignet sich die Methode der Ultraschallbehandlung. Mit diesem Verfahren können hartnäckige und versteckte Keimanhäufungen aufgebrochen und in die planktonische Phase überführt werden. In dieser flüssigen Form werden die Keimnester für die Desinfektion zugänglich und können abgetötet werden. Aumann zeigte auf, dass für die Wasserhydraulik im Stall, wie Leitungsquerschnitte, -materialien, Totleitungen und die Verteilung des Wassers, ein großes Optimierungspotenzial bestehe. Es sollte zukünftig darauf geachtet werden, dass an allen Tränken beziehungsweise Wasserstellen jederzeit, auch in Zeiten hoher Wasserentnahmen, ausreichende Wassermengen zur Verfügung stünden. Bei Neuanlagen empfiehlt es sich, den Wasserleitungsbau als Teil des Anlagenbaus zu betrachten.

Weiterhin können Spülmechanismen dazu beitragen, die Wasserfrische und -akzeptanz zu erhöhen, indem sie kurzfristig Verkeimungen verdünnen. Der Experte betont, dass durch Konsequenz und regelmäßige, kritische Kontrollen im Rahmen eines umfassenden Hygiene-Konzeptes die Wasserqualität nachhaltig gesichert werden könne.

Er ist sich sicher, dass das Monitoren der Wasseraufnahmen zukünftig an Bedeutung gewinnen werde und einen wesentlichen Faktor für die Biosicherheit darstelle. Eine kontinuierliche Überwachung der Wasseraufnahme ermögliche es, frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren und die Gesundheit der Tiere zu schützen.

Fazit

Die Sicherstellung einer hochwertigen Tränkwasserversorgung ist eine fundamentale Herausforderung in der modernen Tierhaltung. Durch präventive Maßnahmen und eine bewusste Auseinandersetzung mit der Wasserqualität und -quantität können Landwirte proaktiv sicherstellen, dass das Wohlbefinden, die Tiergesundheit sowie die Leistung der Tiere nachhaltig gefördert werden. Sie sichern so letztlich auch den Betriebserfolg. Empfehlenswert für landwirtschaftliche Betriebe sind neben Prüfungen auf die mikrobielle Belastung auch regelmäßige Tränkwasserchecks auf Sauberkeit, Durchflussmengen und Wasserverbrauch.

In der Seminarreihe zur Magen-Darm-Gesundheit werden weitere Angebote für Berater und Landwirte folgen.

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