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Lernen am Großmaschinensimulator

Schwedische Gäste unterstützten die forstliche Bildung
Von Dr. Jörg Hittenbeck, Landwirtschaftskammer SH
Unterricht im Simulatorenraum mit den schwedischen Experten in Kleingruppen Foto: Dr. Jörg Hittenbeck

Die Lehranstalt für Forstwirtschaft verfügt seit vergangenem Jahr über zwei Simulatoren für die Bedienung von Harvestern und Forwardern in der Forstwirtschaft. Dieses Jahr wurde die Einführung in die Arbeit an den Simulatoren wieder durch Lehrer der schwedischen Partnerschule in Svenljunga gestartet. Die Auszubildenden erhalten so die Einführung durch ausgewiesene Experten und können danach im eigenen Lerntempo und je nach eigenem Interesse intensiv in die Großmaschinenbedienung einsteigen.

In den 1980er Jahren kamen erste Maschinen für die Kurzholzernte nach Deutschland und haben zu einer deutlichen Effizienzsteigerung und Arbeitserleichterung in der Forstwirtschaft beigetragen. Heute wird deutlich über die Hälfte des Holzeinschlages in Deutschland und Schleswig-Holstein mit Harvestern durchgeführt.

Der anschließende Transport aus den Beständen an die per Lkw befahrbaren Waldwege erfolgt mittels sogenannten Forwardern oder Kurzholzrückezügen. Harvester sind selbstfahrende Arbeitsmaschinen, die mit einem am Kran befestigten Aggregat Bäume greifen und fällen können sowie die Stämme anschließend direkt entasten und in Sortimente einteilen, während Forwarder das an der Rücke­gasse abgelegte Holz mit einem Kran in den sogenannten Rungenkorb laden und aus den Beständen bringen.

Ausweitung des Maschineneinsatzes

Im Laufe der vergangenen 40 Jahre hat sich der Einsatz dieser Maschinen deutlich ausgeweitet. Wurden anfangs nur schwächere Nadelholzbestände mit der Technik bearbeitet, sind die Maschinen heute im Nadelholz bei nahezu allen Dimensionen Standard und kommen auch in deutlich schwieriger zu bearbeitenden Laubholzbeständen zum Einsatz. Für die angehenden Forstwirte und Forstwirtinnen ist die Arbeit auf diesen Maschinen eine mögliche Berufsperspektive mit Zukunft.

Die an der Lehranstalt vorhandenen Simulatoren für die Großmaschinenausbildung bieten den Auszubildenden kurz vor Ende der Ausbildung die Möglichkeit eines vertieften Einblickes in den Beruf des Forstmaschinenführers. Anfang November sind dafür zwei Lehrende der schwedischen Partnerschule, der Lehranstalt für Forstwirtschaft aus Svenljunga, nach Bad Segeberg gekommen. Sie verfügen über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Ausbildung an forstlichen Großmaschinen und sind zudem ausgewiesene Experten für den Simulatoreneinsatz in der Ausbildung.

Eine Aufteilung in vier Gruppen à vier oder fünf Auszubildenden ermöglicht eine sehr intensive Anfangsbetreuung durch die schwedischen Partner. Die Arbeitssprache dabei ist Englisch und bereitet in der Kommunikation wenig Probleme.

Los geht’s mit der Euro-Steuerung

Insbesondere zu Beginn der Arbeit an den Simulatoren hat es sich als pädagogisch sinnvoll erwiesen, in kleinen Schritten zu starten, um die Grundlagen zu verstehen und zu verinnerlichen. Für die Auszubildenden bedeutet dies eine grundsätzliche Einführung in die Funktionen einer sogenannten Euro-Steuerung. Diese ist für Kranmaschinen vereinheitlicht, sodass die jungen Menschen später auch auf anderen Maschinen mit Kran (beispielsweise Baggern) direkt die Bedienung umsetzen können.

Erste Lernschritte zielen dabei auf die möglichst gleichzeitige Verwendung mehrerer Kranfunktionen, um einen weichen Bewegungsablauf entsprechend dem effizientesten Weg zu erreichen. Die aufeinander aufbauenden Übungen an den Simulatoren sind daher mit einem internen Bewertungssystem versehen und sollen mindestens drei Mal absolviert werden, bevor die Auszubildenden zur nächsten Übung (zum nächsten Level) wechseln.

Durch das Bewertungssystem der Simulatoren können die Auszubildenden zudem ihren individuellen Lernfortschritt nachvollziehen. Funktioniert eine Übung noch nicht so gut, kann sie häufiger wiederholt werden. Nach der grundsätzlichen Einführung durch die schwedischen Partner können die Auszubildenden während ihres Blockunterrichts abends und während längerer Pausenzeiten selbstständig an den Simulatoren weiter an ihren Fähigkeiten arbeiten. Je nach individueller Fähigkeit und Begeisterung haben sie so tatsächlich die Möglichkeit, ihr Können in eigener Regie auszubauen beziehungsweise weiterzustärken.

Fünf Auszubildende der Klasse können zudem am alljährlichen Austausch mit der schwedischen Partnerschule teilnehmen und dabei von einem vierwöchigen Maschinenführerkurs sowie weiterem Einblick in die schwedische Forstwirtschaft profitieren. Die Bewerbungen hierfür sind geschrieben, und die Auszubildenden haben durch die Arbeit an den Simulatoren möglicherweise auch eine klare Vorstellung, was sie erwartet.

Die Auszubildenden gehen jetzt erst einmal wieder in die Ausbildungsbetriebe zurück und können im März abermals an ihre neuen Erfahrungen mit den Simulatoren anschließen und ihre Fähigkeiten weiter verbessern. Für das Austauschprojekt ist damit insgesamt die Hoffnung verbunden, mehr Zeit mit den Realmaschinen verbringen zu können, sodass die Projektteilnehmenden nochmals profitieren könnten und besser vorbereitet wären für eine professionelle Arbeit mit Harvestern und Forwardern.

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