StartNachrichtenMarktLandwirtschaft und Klimawandel

Landwirtschaft und Klimawandel

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Kaum eine Branche ist so stark vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft. Schon eine Frostnacht im Frühjahr kann desaströs wirken. Zusätzlich zu solchen normalen Wetterkapriolen sind immer mehr auch die Folgen des Klimawandels zu verkraften. Mit „Klima“ ist nicht das tagesaktuelle Wetter gemeint, sondern der mittlere Zustand der Atmosphäre, der über mindestens 30 Jahre hinweg beobachtet wird. Die Parameter sind dieselben, die auch das Wetter kennzeichnen, also Temperatur, Niederschlag, Wind, Feuchte und Strahlung. Verändern sich deren Mittelwerte und häufen sich Extremereignisse, wird dies als Klimawandel bezeichnet wie in Deutschland, wo seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 die Jahresdurchschnittstemperatur steigt.

Das bleibt nicht ohne Folgen. Milde Winter begünstigen die Verbreitung neuer Schädlinge und Unkräuter. Auch ein Effekt der steigenden Temperaturen: Viele Landwirte können – oder müssen – neue Kulturpflanzen anbauen: Der Weinbau etwa wandert mit dem Klimawandel nach Norden, auch das Sortenspektrum verschiebt sich. Hinzu kommt, dass die Vegetationsperiode immer länger wird. Seit den 1960er Jahren haben Pflanzen über zwei Wochen mehr Zeit, um zu wachsen, was grundsätzlich erfreulich sein könnte. Treiben Pflanzen aber zu früh aus, können Spätfröste immense Schäden anrichten: Erfrieren beispielsweise bei Obstbäumen die Blüten und Knospen, ist die gesamte Ernte gefährdet.

Weniger ukrainischer Mais

Mit steigenden Temperaturen nehmen Hitzewellen und Dürreperioden zu. Fällt ein solches Ereignis in die sensiblen Entwicklungsphasen einer Pflanze, sind die Folgen sehr schnell sehr drastisch: Schon wenige extrem heiße Tage während der Getreideblüte können die Kornanlagen irreversibel schädigen und den Ertrag erheblich schmälern. Dies ist in diesem Jahr mit dem Körnermais in Südosteuropa geschehen: Extrem hohe Temperaturen während der Blüte haben die Pollen verbrannt, sodass weniger Maiskolben ausgebildet wurden. Die prognostizierte ukrainische Maisernte muss deshalb aktuell um mindestens 6 Mio. t nach unten korrigiert werden.

Der Klimawandel macht sich weltweit auf Lebensmittelmärkten bemerkbar. Für Olivenöl steigen die Preise, während die Qualität abnimmt. Olivenbäume, die eigentlich an Hitze und Trockenheit angepasst sind und deshalb am Mittelmeer angebaut werden, leiden unter den dortigen inzwischen regelmäßigen extrem hohen Sommertemperaturen. In Spanien wurden 2023 nur 50 % eines normalen Jahresertrages eingebracht, dies dazu in schlechter Qualität, weil die Olivenfrüchte nicht komplett ausgebildet wurden. Auch für die Schokoladenfreunde gibt es schlechte Nachrichten: In der Elfenbeinküste und Ghana in Westafrika, die 60 % des weltweiten Kakaos ernten, beeinträchtigt der Klimawandel den Anbau erheblich. Häufiger werdende Extremwetterereignisse wie lange Dürreperioden oder Starkregen haben der Qualität des Kakaos geschadet, Erträge reduziert oder Ernten völlig zerstört. Dies hat zu einer Verdoppelung des Preises für Kakaobohnen innerhalb von nur zwölf Monaten geführt.

Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz

Um diesem jetzt schon realen Geschehen auf den Agrarmärkten entgegenzuwirken, haben deutsche Land- und Forstwirte bereits erfolgreich zum Klimaschutz beigetragen. So seien seit 1990 die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft um 16 % gesenkt worden, wie der Deutsche Bauernverband mitteilt. Der Einsatz der Bioenergie im Verkehrs-, Wärme- und Energiesektor ersetzt fossile Energieträger und vermeidet Emissionen in Höhe von knapp 60 Mio. t CO2-Äquivalenten, so der DBV, wobei gleichzeitig Erträge verbessert worden seien. Die CO2-Vermeidung durch Bioenergie könnte allerdings weiter ausgebaut werden. Der Deutsche Bauernverband sieht eine Verdopplung der CO2-Vermeidung durch Bioenergie bis 2030 gegenüber 2010 als realistisch und zielführend für den Klimaschutz an. Die deutsche Landwirtschaft setzt sich auch das Ziel, die CO2-Aufnahmeleistung in landwirtschaftlichen Böden und Forstwirtschaft zu erhalten und auszubauen.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt