Der Erzeugerpreis für Milch hat in 2022 neue Höchstwerte erreicht und wird im Deutschlandmittel im Oktober mit 59,33 ct/kg beziffert. Hierzulande lag er minimal höher. Auch im Dezember wird es hierzulande Meiereien geben, die einen Auszahlungsgrundpreis von 60 ct und mehr bezahlen. Nachdem im November einige Meiereien den Preis bereits reduziert hatten, werden jedoch auch weitere Preisabschläge erwartet. Zumal die Milchanlieferung sowohl in Deutschland als auch in Europa und weltweit ansteigt und die Nachfrage sich derzeit rückläufig entwickelt. Anzeichen gibt es im Bereich der Spotmilchpreise schon seit ein paar Wochen – diese sind vergleichsweise stark zurückgegangen.
Im Bundesgebiet wird von einem Spotmilchpreis zwischen 34,5 und 36 ct berichtet. Als Beispiel sei hier außerdem der Spotmilchpreis in den Niederlanden angeführt. Dieser lag Ende November noch bei 56 ct, ist dann Anfang Dezember auf 39 ct (–17 ct) gefallen und erreichte am 18. Dezember seinen zuletzt geringsten Wert von 38 ct. Am 1. Weihnachtsfeiertag stieg er immerhin wieder um 3 auf 41 ct an. Auch in Italien gibt der Spotmilchpreis stetig nach. Mitte Dezember wurde das Kilogramm Milch am Spotmarkt für 65,8 ct gehandelt, am 18. Dezember dann mit 63,3 ct. Auch die neuseeländische Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) schloss am 20. Dezember mit einem Minus von 3,8 % den Preisindex. Sowohl die Fettkomponenten als auch die Pulver wurden jeweils negativ bewertet.
Preisrückgang bei Butter, MMP und Käse
Die Produktpreise gaben innerhalb der EU-Staaten auch im Oktober im Vergleich zu den vergangenen vier Wochen durch die Bank weg nach. Am stärksten fiel der Kurs für Butter (–5,1 %). Aber auch Vollmilch- und Magermilchpulver (MMP) wurden um 4 bis 4,5 % reduziert. Im Bundesgebiet gab es Mitte Dezember innerhalb von einer Woche für Blockbutter sogar einen Rückgang von 9 % auf im Mittel 5,20 €/kg. Butter im 250-Gramm-Päckchen war bis zuletzt relativ preisstabil bei 7,70 €/ kg. Magermilchpulver als Lebensmittelware wird für 2.855 €/t gehandelt, knapp 1 % unter dem Vorwochenkurs. Insgesamt wird von einer nationalen und internationalen ruhigen Nachfrage für MMP berichtet. Zwischen Januar und Oktober 2022 führte China, der größte Importeur weltweit, 25 % weniger Ware ein als in 2021 in diesem Zeitraum. Ob und wann sich dies wieder ändern wird, ist derzeit nicht absehbar. Auch der Käsepreis gibt teilweise weiter nach.
Steigerung der Milchanlieferungsmenge
Für 2022 wird von einer schwächeren Nachfrage nach Milchprodukten für den privaten Haushalt berichtet. Wegen der erhöhten Lebenshaltungskosten werden teurere Milchprodukte weniger stark nachgefragt. Man geht für das vergangene Jahr um 5,2 % reduzierte Konsummilchkäufe im Vergleich zu 2021 und 9,6 % weniger eingekaufter Butter aus. Für Käse liegt das Minus bei 2,1 %. Joghurt, Quark und andere Milchgetränke wurden ebenso weniger erworben.
Im letzten WASDE-Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums wurde die US-Milcherzeugung um 1,1 % auf 104,1 Mio. t Milch angehoben. In den jeweiligen Wirtschaftsjahren hat die Milchproduktion in Australien und Neuseeland bis Oktober im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nachgegeben. In den USA ist die Produktion auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Die Unsicherheiten an den Märkten haben Bestand. Dies trifft auch die Märkte für Milchprodukte. Die Versorgungssicherheit mit Energie ist für die Milchwirtschaft zwingend notwendig. Weiterhin ist von Preisschwankungen auszugehen. Eine Steigerung der Milchanlieferungsmenge sowie eine zurückgehende Nachfrage aufgrund hoher Inflationsraten und Kaufkraftverlusten sind nicht auszuschließen. Schwächere Auszahlungspreise wären dann zu erwarten. In den nächsten Wochen und Monaten könnte es für einige Milchlieferanten jedoch auch noch eine freudige Benachrichtigung geben, einige Meiereien werden noch eine Nachzahlung ausschütten. Auch die Exporte könnten bei geringen Produktpreisen wieder angekurbelt werden, wobei die wirtschaftliche Lage Chinas dabei eine entscheidende Rolle spielen wird.