Menschen aus der Stadt haben oftmals keine Freunde oder Verwandte mit direktem Bezug zur Landwirtschaft. Viele Verbraucher kennen daher die Zusammenhänge bei der Herstellung von Lebensmitteln nicht mehr. Kann man ihnen daraus einen Vorwurf machen? Nein! Kann man aber zu dem Schluss kommen, dass Wissenslücken durch entsprechende Angebote im Bildungssektor zu schließen sind? Auf jeden Fall!
Mit dieser Erkenntnis startete Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) am Montag die Pilotphase der Bildungsoffensive seines Ministeriums (siehe Seite 13). Sie ist ein Element der Umsetzung des Dialogprozesses zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und wurde laut Schwarz in enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium entwickelt. Er erklärte: „Wir wollen Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufen I und II vermitteln, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, wie gesunde Lebensmittel produziert werden und eine gesundheitsförderliche sowie klimabewusste Ernährung gelingen kann.“ In Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Flensburg sollen in der ersten Phase rund 150 Lernangebote inklusive passender Materialien entstehen.
Hoffnungsvoll für das Vorhaben stimmt das breite Netzwerk beteiligter Verbände und Organisationen. Nur mit Bauern-, LandFrauen- und Landjugendverband ist eine flächendeckende Beteiligung geeigneter landwirtschaftlicher Betriebe möglich. Die Landwirtschaftskammer, der Fischereiverband sowie die Anbauverbände Bioland und Demeter unterstützen zudem bei fachlichen Fragen. Kompetenz in Sachen Bildung liefern neben dem Bildungsministerium und der Europa-Universität auch das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) sowie die BNE-Agentur (BNE: Bildung für nachhaltige Entwicklung). Für Ausgewogenheit der Unterrichtsinhalte stehen unter anderem die Verbraucherzentrale und der Tierschutzverein ProVieh.
Alle Beteiligten eint die Erkenntnis, dass Sinneserfahrungen bei Hofbesuchen allein nicht mehr ausreichen. Klar ist also: Landwirtschaftliche Unterrichtsinhalte sind erklärungsbedürftig. Bauern sind zwar bereit, in die Schulen zu gehen und Klassen auf ihre Höfe einzuladen, entscheidend für das Gelingen der Bildungsoffensive werden aber die Lehrkräfte sein. Schließlich nutzt das beste Angebot nichts, wenn es an den Schulen nicht angenommen wird.
Es gilt also, die Angebote an die Schulen gut zu vermarkten und niedrigschwellig zu halten. Hilfe bei der Organisation rund um die Hofbesuche könnte ein Schlüssel sein. Alternativ bieten Hilfsmittel wie VR-Brillen mittlerweile die Möglichkeit, digitale Hofbesuche ganz ohne Reiseaufwand zu ermöglichen. Fest steht: Um die Wissenslücken bei den Verbrauchern von morgen zu schließen, müssen die ersten Angebote der Bildungsoffensive zünden.