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Massive Proteste, Wut auf die Politik und immer mehr Höfe, die aufhalten: Die Stimmung in der Landwirtschaft könnte besser sein. Wer hat da noch Lust auf diesen Job?
In Schleswig-Holstein sind es 354 junge Frauen und Männer, die „ja“ gesagt haben. Ihre ersten vier Wochen als Auszubildende in der Landwirtschaft sind bald vorbei. Am 16. Juli hat das neue Ausbildungsjahr der Landwirtinnen und Landwirte begonnen. Betrachtet man die neu abgeschlossenen Verträge im Ausbildungsberuf Landwirt/-in über die vergangenen Jahre von 2019 bis 2023, lässt sich erkennen, dass die Zahlen Schwankungen unterliegen. Aber sie befinden sich nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als zuständige Stelle für die Berufsausbildung in zwölf grünen Agrarberufen weiterhin auf einem stabilen Niveau. Mit mehr als 800 Ausbildungsbetrieben im Beruf Landwirt / -in in Schleswig-Holstein sind dennoch mehr Ausbildungsstellen im Land vorhanden als Auszubildende.
Zum Stichtag 31. Oktober waren in Schleswig-Holstein 354 neue Lehrverträge abgeschlossen für das im vorigen Monat begonnene Lehrjahr. Die Zahlen sind seit fünf Jahren konstant auf dieser Höhe. Was sich übrigens verändert hat, ist der Frauenanteil. Im Jahr 2019 lag der Frauenanteil in der landwirtschaftlichen Ausbildung in Schleswig-Holstein noch bei 20 %, inzwischen sind es fast 30 %. Bundesweit ist ein Fünftel der Auszubildenden im Beruf Landwirt/-in weiblich. Mittlerweile kommen auch mehr als 40 % der landwirtschaftlichen Auszubildenden nicht mehr vom Hof, Tendenz steigend. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, wie cool der Beruf Landwirt ist. Lediglich könnte es passieren, dass die Erwartungen einiger Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie deren Eltern nicht immer mit den tatsächlichen Aufgaben auf den Höfen deckungsgleich sind.
Eine Idee vom Enthusiasmus, Engagement und Freude, die Auszubildende wie Ausbilder mit dem Beruf Landwirt/-in verbinden, beweisen jedes Jahr die Freisprechungen (siehe ab Seite 43). Bislang brauchte die Agrarbranche nicht lange um Auszubildende zu werben. Andere Branchen starten damit bereits an den Schulen. Faszination Landtechnik, Tierhaltung, frische Luft und meist familiäres Arbeitsklima ziehen noch. Es sieht so aus, dass bislang keine Gefahr besteht, dass die grüne Branche aufpassen muss, ihre Attraktivität bei jungen Leuten zu verlieren. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssparten. Da wird bereits mit Vier-Tage-Woche geworben, Jobfahrrad und Sportangeboten. Versprechen, die mit der Arbeitswirklichkeit auf dem Hof schlecht vereinbar wären.
Tatsächlich trüben auch einige Entwicklungen das Bild. Denn die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe nimmt ab. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren. Die an der Ausbildung Beteiligten müssen sich den Herausforderungen stellen. Dabei sitzt auch die Politik mit im Boot. Die Landwirtschaft in Deutschland ist heterogen und in ihrem Bereich ein starker Arbeitgeber. Sie braucht politische Rahmenbedingungen, die den Platz für Entwicklung lassen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hatte 2021 entsprechende Ideen vorgelegt. Dieses Rad muss nicht neu erfunden werden. Jetzt wäre Gelegenheit, die Umsetzung in Angriff zu nehmen. Das könnte auch dazu beitragen, dass aus Azubis Zukunftsbauern werden. Mechthilde Becker-Weigel