Nach Abschluss der Braugetreideernte in Deutschland und Auswertung der besonderen Ernteermittlung durch die Landesanstalten für Landwirtschaft und Landwirtschaftskammern in den Bundesländern hat die Braugersten-Gemeinschaft einen ersten Erntebericht erstellt.
Trotz der vom Deutschen Bauernverband (DBV) veröffentlichten ernüchternden Erntebilanz für die deutsche Getreideernte sei eine gute Braugerstenernte mit durchschnittlichen, jedoch sehr heterogenen Qualitäten eingebracht worden, berichtet die Braugersten-Gemeinschaft. Im Gegensatz zum Vorjahr konnten die Bestände gesund und trocken bei hochsommerlichen Temperaturen geerntet werden.
Geringe Rohproteinwerte
Aufgrund der üppigen Niederschlagsmengen, der vielen Ähren tragenden Halme und des daraus resultierenden Verdünnungseffekts des verfügbaren Stickstoffs sowie des Zuchtfortschritts seien die Rohproteinwerte der Sommergersten mit durchschnittlich 9,9 % niedrig, berichtet die Braugersten-Gemeinschaft. Der Rohproteingehalt der Winterbraugersten ist mit 10,8 % im Durchschnitt um rund 1 % höher und für Brauzwecke optimal. Im Vollgerstengehalt verhalten sich Sommer- und Wintergerste umgekehrt: Während die Sommergersten mit 91,7 % eine überdurchschnittlich gute Sortierung aufweisen, bleiben die Winterbraugersten mit 88 % unter den Erwartungen. Die Erträge bewegen sich mit 5,1 t/ha bei Sommer- und gut 6 t/ ha bei den Winterbraugersten insbesondere bei Letzteren unter den Erwartungen.
Mit einer Gesamterntemenge von knapp 1,3 Mio. t Braugerste hat sich die Versorgungssituation der deutschen Malz- und Brauindustrie mit heimischer Ware im Vergleich zum Vorjahr deutlich entspannt. Der Importbedarf wird bei 650.000 t gesehen. Die Versorgung mit Sommerbraugerste in Europa wird aus heutiger Sicht als komfortabel eingeschätzt. Unter anderem eine gute Selektionsrate in Skandinavien und Deutschland hat an diesem Ergebnis ihren Anteil. Eingeschränkt könnte die Verfügbarkeit werden, wenn die Verarbeitungsindustrie Partien mit zu geringen Eiweißwerten nicht akzeptiert.
Die Auslastung der Mälzereien wird bei rund 85 % gesehen. Allein der Importbedarf in Deutschland ist ein Indiz dafür. Normalerweise liegt er bei rund 1 Mio. t. Aber auch die Exporte aus Frankreich in Richtung China fallen aktuell nicht so umfangreich aus wie in anderen Jahren. So haben die Preise, allerdings auch im Zuge der allgemein schwächeren Kurse für Getreide, in der vergangenen Zeit nachgegeben. Deutsche Vermarkter profitierten in diesem Jahr zu Beginn der Kampagne davon, dass aus Frankreich nicht die üblichen Mengen an Winterbraugerste im Handel waren, und konnten den Markt bedienen. Später haben sie die Verkaufswelle auch bei der Sommergerste genutzt.
Heterogene Erträge
Die Ernteergebnisse der Sommergerste in Europa sind heterogen. Je nach Aussaatzeitpunkt, Bodenart und Witterung fallen die Ergebnisse auch innerhalb einer Region sehr unterschiedlich aus. Dennoch wird von besseren Ergebnissen berichtet als zunächst erwartet. Thema sei in allen Regionen ein schwacher Proteinwert, berichtet die Braugersten-Gemeinschaft in ihrem ersten Erntebericht 2024.
Aus Frankreich werden Erträge von 5,45 t/ha berichtet. Die Sommergerst hatte nasse Bedingungen bei der späten Aussaat und unvorteilhafte Aufwuchsbedingungen in diesem Jahr. Die Eiweißwerte schwanken von 9 bis 12 %.
Die Exporte aus Frankreich werden kleiner als im Vorjahr gesehen. Dennoch ist anstatt von Geschäften in Richtung China von Abschlüssen mit Mexiko oder der Türkei zu hören. Inklusive Winterbraugerste wird in diesem Wirtschaftsjahr ein Überschuss von 2,35 Mio. t gegenüber 3 Mio. t im Jahr 2023/24 erwartet.
Braugerste ist voll im Markt
Erträge von 5 bis 5,5 t/ha sind aus Dänemark zu hören. Der Proteingehalt liegt zwischen 9,5 und 10 %. Die Qualität in Dänemark ist sehr gut, daher wird Futtergerste nach Dänemark importiert und die dänische Sommergerste als Braugerste in den Markt gegeben. Schweden kann ebenfalls Eiweißwerte von 9,5 bis 10 % vorweisen. Hier ist die Rede von einer durchschnittlichen Ernte.
Von sehr unterschiedlichen Erträgen und Qualitäten wird aus Finnland berichtet. Vor allem bei der Qualität bestehen zum Ende der Ernte noch einige Unsicherheiten.
Aus Großbritannien werden Erträge von rund 6 t/ha berichtet. Die Aussaat war wegen der nassen Witterung spät, die Ernte vor allem in Schottland ebenfalls. Rund 20 % der Fläche mussten Mitte September dort noch geerntet werden. Die Eiweißwerte fielen sehr unterschiedlich aus, was auch unterschiedliche Erlöse für die Partien bedeutet. Der Exportanteil wird auf rund 1,4 Mio. t geschätzt. pm