Die Anbaufläche von Körnermais in Schleswig-Holstein hat sich 2022 laut Statistikamt Nord im Vergleich zum Vorjahr um 1.100 ha auf insgesamt 2.800 ha einschließlich Corn-Cob-Mix vergrößert. Das zeigt, dass Körnermais auch im nördlichsten Bundesland an Interesse gewinnt. Es ist aber davon auszugehen, dass letztlich aufgrund der diesjährig vorherrschenden Witterungsbedingungen von den ursprünglich geplanten Körnermaisbeständen einiges an Fläche als Silomais für die Grundfutterversorgung der Rinderhaltung gehäckselt wurde.
Schon seit einigen Jahren führt die Landwirtschaftskammer Landessortenversuche zu Körnermais durch, in denen ausschließlich frühe Körnermaissorten mit Reifezahlen K ≤ 220 geprüft werden, um möglichst niedrige Feuchtegehalte zur Kornernte zu erzielen. Die Körnerreifezahl (K) beruht auf dem praxisrelevanten Trockensubstanzgehalt des Korns.
Hitze und Trockenheit ab Blüte
Auf sehr leichten Standorten und flachgründigen Böden führten Hitze und Trockenheit in diesem Jahr bereits ab Ende Juli zu Befruchtungsstörungen während der Blüte. Pollenschüttung und das Erscheinen der Narbenfäden unter Trockenstress passten nicht zueinander. Die Kolbenentwicklung litt im August bei angespannter Bodenwasserversorgung und hohen Temperaturen zunehmend. Jede Sandlinse, Bodenverdichtung et cetera führte innerhalb eines Schlages zu oftmals deutlichen Abreifeunterschieden, Defizite in der Kornfüllung des Kolbens waren keine Seltenheit. Auch die Körnermaissortenversuche der Landwirtschaftskammer auf den diesjährigen Versuchsstandorten Dannewerk (SL) und Langwedel (RD) wurden durch die Hitze und Trockenheit ab Ende Juli in Mitleidenschaft gezogen mit der Folge, dass die Kornerträge der Landessortenversuche so stark schwanken, dass eine Wertbarkeit dieses Merkmals nicht gegeben ist.
Nicht nur auf Ertrag achten
Doch sollte es bei der Sortenwahl nicht nur um Ertrag gehen. Für den jeweiligen Standort ist es wichtig, eine passende Sorte zu finden, bei der gute Abreifen im Korn erzielt werden und Lageranfälligkeit und Stängelfäule gering sind. Dazu erhobene Daten sind in Tabelle 1 aus den Jahren 2021 und 2022 aufgeführt. In den einzelnen Merkmalen sind deutliche Jahresunterschiede festzustellen. Vor dem Hintergrund, dass die diesjährige Körnermaisernte bereits Mitte Oktober abgeschlossen war, vier Wochen früher als im Vorjahr, liegen die Trockenmassegehalte im Korn in diesem Jahr im Mittel der Versuchsstandorte um 3,6 % höher. Die Anfälligkeiten für Stängelfäule sind 2022 deutlich erhöht, auch wenn überwiegend die Standfestigkeit der Maispflanzen gegeben war. Zur Ernte trat Stängelbruch auf, es liegt die Vermutung nahe, dass Bestände nach Trockenstress und Hitze im August vorzeitig abgestorben sind. Lager trat in beiden Versuchsjahren nicht auf, daher sind die Daten aus der beschreibenden Sortenliste aufgeführt. Am Merkmal Pflanzenlänge lassen sich Wachstumsbedingungen festmachen. Der Aufwuchs war im Vergleich zum Vorjahr auf beiden Versuchsstandorten niedriger, das zeigt, dass die Maispflanzen in den Versuchen bereits in der vegetativen Phase eine Einschränkung im Längenwachstum erfuhren. In der anschließenden generativen Wachstumsphase wurden Blüte, Kolben- und Kornfüllung in den Körnermaisversuchen in Mitleidenschaft gezogen. Die gemittelten Kornertragsergebnisse der beiden Versuchsjahre zeigen deutlich, dass 2021 hohe Erträge eingefahren werden konnten.
Sortenwahl entscheidet über Verwertung
Für die Sortenwahl von Körnermais sind die Nutzung und Verwertung entscheidend. Körnermais wird zum einen als Corn-Cob-Mix (CCM) angebaut, die Lagerung erfolgt durch Feuchtkonservierung. Das bedeutet, eine zusätzliche Trocknung ist nicht erforderlich. Für die Körnernutzung werden die Körner auf Restfeuchtegehalte von etwa 14 % getrocknet. Für die Wirtschaftlichkeit der Körnernutzung sind Kornertrag und geringe Restfeuchten im Erntegut entscheidende Größen. Soll Mais mit niedrigen Feuchtegehalten gedroschen werden, stehen die Bestände lange im Feld. Vor diesem Hintergrund sind die Beobachtungen bezüglich Anfälligkeit für Stängelfäule und Lagerneigung zu beachten. Steht hingegen für den Verkauf eine kostenintensive Trocknung der Maiskörner im Vordergrund, hat mit Blick auf hohe Energiekosten die bereinigte Marktleistung eine große Bedeutung, in die die Merkmale Ertrag und Kornabreife einfließen. Je höher der Kornertrag und je niedriger die Restfeuchtegehalte im Korn, desto höher die Marktleistung. Eine Einschätzung der Ertragseigenschaften von Korn und Silo sind in Tabelle 2 für die diesjährig angebauten Sorten laut Bundessortenamt aufgeführt. Eine Sortenwahl von standfesten Doppelnutzungssorten ist anzuraten, wenn zur Ernte erst die Verwertungsrichtung Silo oder Korn entschieden werden soll. Einjährig geprüfte Sorten können im Probeanbau getestet werden.
Fazit
Es zeigt sich, dass der Körnermaisanbau in Schleswig-Holstein zwar machbar, aber nicht ohne Risiko ist. In diesem Jahr zum Beispiel zeigte sich die Wetterabhängigkeit des Anbaus im Sommer, ausbleibende Niederschläge nach der Blüte und hohe Temperaturen waren häufig der ertragsbegrenzende Faktor. Aber auch starke Stürme im Herbst vor der Kornernte oder auch Frosttage im Mai zum Auflaufen et cetera können zu Schwierigkeiten während des Körnermaisanbaus führen. Der Fokus der Sortenwahl sollte nicht nur auf dem Kornertrag liegen, weitere wertbestimmende Eigenschaften wie Abreife, Lageranfälligkeit und Anfälligkeit für Stängelfäule beeinflussen den sicheren Anbau. Standfeste Doppelnutzungssorten anzubauen ist auf jeden Fall anzuraten, wenn erst zur Silomaisernte entschieden werden soll, ob der Aufwuchs als Korn genutzt wird.
Einjährige Versuchsergebnisse zu Körnermais sind unter lksh.de/Landwirtschaft/Ackerkulturen/Mais einzusehen.