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Kartoffelkurse unter Druck

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Das Kartoffelgroßhandelsgeschäft ist hierzulande nicht sehr ausgeprägt. Viele Betriebe vermarkten ihre Kartoffeln direkt ab Hof oder sie haben eine regionale Vermarktung zum Beispiel über Supermärkte aufgebaut. Hier halten sich große Preisschwankungen in Grenzen. In anderen Regionen werden zum Beispiel Abpackbetriebe beliefert, die ihre Bezahlung nach den Großhandelskursen ausrichten. Die Kurse für Kartoffeln aus der Haupternte zeigten in den vergangenen Jahren große Schwankungen. Im Frühjahr 2021 lagen die Kurse unter 10 €/dt. Im Herbst 2023 starteten sie mit über 50 €/dt. Für Frühkartoffeln liegen die Kurse zum Teil deutlich darüber. In diesem Jahr begannen die Notierungen für erste frühe Ware mit fast 90 €/dt. Für Importe aus den Mittelmeerländern lagen die Kurse zum Teil deutlich darüber. Mittlerweile sind die Notierungen auf dem Weg nach unten. Mit aktuell etwa 55 €/dt befinden sich die Kurse jedoch noch auf einem vergleichsweisen hohen Niveau. In Schleswig-Holstein wird erst Ende August, mit Beginn der Haupternte, wieder ein Großhandelspreis notiert.

Zwischenzeitlich knappes Angebot

In diesem Frühjahr war der Kartoffelmarkt nur knapp versorgt. Auch die Kartoffelernte litt im vorigen Herbst unter den nassen Bedingungen. Viele Felder konnten nicht gerodet werden. Die eingelagerte Ware hatte oft Qualitätsmängel, was zu hohen Absortierungen geführt hat. Das knappe Angebot sorgte schon im vorigen Winter für ein vergleichsweise hohes Niveau der Erzeugerpreise. In diesem Frühjahr hielt die nasse Witterung an und verzögerte die Auspflanzungen. Die hiesigen Frühkartoffeln kamen erst spät auf den Markt. Auch Importware aus dem Mittelmeerraum war knapp und europaweit gefragt. Auch wenn die Ernte zuletzt immer wieder durch Regenschauer unterbrochen wurde, nimmt das Angebot jetzt spürbar zu. Die Kartoffeln reifen jetzt rasch heran. Die Nachfrage zeigt sich ferienbedingt ruhig. Die Kurse tendieren daher saisonbeding schwächer.

Die Verbraucherpreise liegen aktuell noch über dem Niveau des Vorjahres. Nach Information der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn werden bundesweit etwa 1,70 €/kg Speisekartoffeln gezahlt. Im Vorjahr waren es zirka 10 ct/kg weniger. Mit dem Beginn der Haupternte Ende August sollten die die Kurse im Lebensmittelhandel um weitere 10 bis 15 ct/kg nachgeben.

Mehr Anbaufläche

Die bundesweite Kartoffelanbaufläche ist in diesem Jahr um 10 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dieses erhöhte Angebot sollte die Kursentwicklung im Herbst weiter abbremsen. Die bislang recht nasse Witterung lässt jedoch einen erhöhten Ausfall durch Kartoffelkrankheiten befürchten. Es gibt genügend Feldbestände, die nach extrem später Pflanzung nicht gut aussehen. Krautfäule sorgt nicht nur für Qualitätsprobleme, sondern mindert auch die Erträge. Die bislang geerntete Frühware zeigt aktuell noch gute Qualitäten. Auch die Kurse für Industriekartoffeln haben sich mittlerweile eingebremst. Am Terminmarkt in Leipzig wurden Veredelungskartoffeln im Mai noch mit über 50 €/dt notiert, mittlerweile liegt der Frontkurs bei 17,50 €/ dt. Es wird mittlerweile nur noch Vertragsware von den Fabriken abgenommen. Für frei gehandelte Ware gibt es keine Abnehmer mehr. Auch europaweit wird eine größere Kartoffelernte erwartet. Trotz der widrigen Wetterbedingungen und des knappen Saatkartoffelangebots hat sich die EU-Kartoffelanbaufläche um 2 % gegenüber dem Vorjahr erhöht. Höheren Zuwachs gab es vor allem im Industriekartoffelbereich (Pommes). In den Niederlanden kamen über 3.000 ha hinzu, in Belgien sogar 6.000 ha, so die vorläufigen Angaben. Der noch größere Zuwachs von Konsumkartoffeln in Frankreich und in Deutschland beinhaltet sowohl Konsumkartoffeln als auch Industrieware.

Aktuell verspricht die Wetterprognose trockenes und sonniges Wetter. Damit sollten auch die Rodearbeiten zügig vorankommen. Die Nachfrage nimmt bei diesen Temperaturen jedoch weiter ab. Daher sollte der Markt nur mit passenden Mengen beliefert werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Preisrückgang beschleunigt.

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