Ein positives Stimmungsbild der Kartoffelbranche lieferte die 71. Internationale Kartoffel-Herbstbörse, die am Dienstag voriger Woche stattfand. Organisiert vom Deutschen Kartoffelhandelsverband e. V. (DKHV) trafen sich Vertreter aus dem europäischen Kartoffelhandel, Züchtung und Verarbeitung in Hamburg. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die regionalen Ertragsunterschiede in diesem Jahr enorm groß seien. Aktuell sind die Betriebe mit dem Abschluss der Ernte und der Einlagerung der Haupternte beschäftigt, die unter optimalen Bedingungen auf Hochtouren läuft.
Die Internationale Kartoffelherbstbörse gilt als zentrales Stimmungsbarometer der Kartoffelbranche. Die allgemeine Stimmung war aufgrund der prognostizierten großen Ernte von 12,7 Mio. t Kartoffeln grundsätzlich positiv, jedoch befinden sich noch viele Kartoffeln im Boden und durch Unsicherheiten wie Witterungseinflüsse, Krankheitsdruck und Qualitätsfragen könne die vermarktbare Menge noch reduziert werden, resümierte DKHV-Präsident Thomas Herkenrath.
Die Rahmenbedingungen seien in diesem Jahr äußerst anspruchsvoll. Bereits im Frühjahr gab es deutschlandweit ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen. An manchen Orten waren die Böden so lange feucht, dass die letzten Pflanzungen erst Mitte Juni abgeschlossen werden konnten. Dennoch konnten unter optimalen Bedingungen viele Knollen erfolgreich gesetzt werden. In einigen Regionen wurden Flächen durch Hochwasser und anhaltende Regenfälle stark beschädigt. Das feuchte Wetter im Frühjahr, das bis weit in den Mai hinein anhielt, führte überall im Land zu einem erhöhten Krankheitsdruck, insbesondere durch Kraut- und Knollenfäule. Sorgen machen die immer restriktiveren politischen Vorgaben im Pflanzenschutz, die die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen zunehmend erschweren.
Lange wurde mit einer ähnlich großen Kartoffelernte wie im vorigen Jahr gerechnet (2023: 18,87 Mio. t), trotz eines 9%igen Flächenwachstums. Die ermittelten Erträge von repräsentativ ausgewählten Probeflächen für die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) gehen mit einem errechneten Ertrag von etwa 44 t/ha jedoch von einer Rekordkartoffelernte von 12,7 Mio. t aus. Das BMEL weist selbst darauf hin, dass sich dieser Wert noch verändern könnte. Das liegt unter anderem an der bisherigen Auswertung von lediglich 46 % der knapp 700 Probeflächen. Da neben diesen Flächen noch viele weitere Flächen gerodet werden müssen, ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um eine endgültige Bewertung der Gesamtsituation in Bezug auf Erntemenge wie auch verfügbare Qualitäten abzugeben.
Die regionalen Unterschiede zwischen den Erträgen sind in dieser Saison enorm. Der Bruttowert sagt daher wenig über die tatsächlichen Ernteerwartungen für die einzelnen Verwertungsrichtungen aus. Letztendlich sind die Qualität und Stabilität der Lagerbestände entscheidend dafür, welche Mengen für die Vermarktung in den nächsten Monaten überhaupt zur Verfügung stehen. DKHV