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Getreidemarkt: Trendwende durch Dürre?

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Der Handel mit Getreide und Raps läuft aktuell in ruhigen Bahnen. Die zuletzt reduzierten Notierungen haben die Umsätze mit Ware aus der alten und der neuen Ernte zurückpendeln lassen. Das Abwarten hat sich anscheinend gelohnt: Die Kurse haben sich Ende voriger Woche wieder etwas aus dem Keller herausbewegt. An der Matif sind die Weizenkurse Anfang Juni auf 220 €/t und damit auf das Niveau von Juni 2021 zurückgefallen. Am vorigen Freitag stieg der Kurs wieder auf 234,50 €/t. Noch deutlicher fiel die Preiserholung für Raps aus. Am Matif-Terminmarkt wurde am 30. Mai 2023 ein bisheriger Jahrestiefpunkt von 385 €/t erreicht. Zuletzt wurde im September 2020 ein ähnlich niedriger Kurs notiert. Bis zum 9. Juni hat sich der Matif-Rapskurs jedoch schon wieder auf 433,25 €/t erholt.

Beunruhigende Meldungen aus der Ukraine

Als Ursachen für diese Entwicklung werden die anhaltende Trockenheit in Mitteleuropa und die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine genannt. Auch die Sprengung einer Pipeline, die Ammoniak aus Russland zu einem ukrainischen Schwarzmeerhafen transportiert hat, wird als Grund angeführt. Dieser Anschlag könnte das gerade wieder verlängerte Getreideabkommen infrage stellen.

Während in Südeuropa die Getreideernte bereits läuft, könnte die aktuelle Trockenheit in Nord- und Osteuropa zu Schäden führen. Noch Ende Mai hat die Europäische Kommission ihre Prognose für die europäische Weizenernte erhöht. Die EU-Weizen-, -Gerste- und -Maisernte sollten demnach größer als im Vorjahr ausfallen, vor allem durch höhere Erträge in Frankreich und Rumänien, während der dürrebedingte Ernteausfall in Spanien bereits berücksichtigt wurde. Trotz der zum Teil widrigen Witterung sollten die EU-Weizenbestände relativ groß bleiben. Umfangreiche Getreideexporte aus Russland sowie der Ukraine haben die Notierungen in diesem Frühjahr auch hierzulande unter Druck gebracht. Für die Ukraine wurde für das laufende Jahr mit einer kriegsbedingt deutlich kleineren Getreideernte gerechnet. Diese Schätzungen wurden zuletzt wieder etwas angehoben. Dennoch bleiben hier große Unsicherheiten, da die Überflutungen aufgrund des Staudammbruchs große Schäden auf den Flächen angerichtet haben. Zudem sind jetzt die Bewässerungsmöglichkeiten eingeschränkt. Auch die Zukunft des Getreideabkommens mit Russland wird weiterhin als kritisch angesehen.

Günstiger Weizen aus Russland

Getreide aus Russland sollte jedoch weiterhin preiswert und in großen Mengen zur Verfügung stehen. Nach der Rekordernte im Vorjahr wird für das laufende Jahr ebenfalls mit einer großen Erntemenge gerechnet. Russland will jetzt jedoch über einen neuen Mindestpreis seine Exportnotierung nach unten begrenzen.

Auch die Entwicklung der Rapskurse wird durch die Witterung und die Nachrichten aus der Ukraine gesteuert. Hier sieht die EU-Kommission, trotz der Trockenheit in Deutschland und in Nordfrankreich, eine EU-Rapsernte, die über der Vorjahresmenge liegen soll. Die Sojakurse in Chicago sind ebenfalls gestiegen, da auch aus den US-Sojaanbaugebieten mittlerweile Meldungen über fehlende Niederschläge kommen.

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