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Getreide: Einlagern oder verkaufen?

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Mark
Foto: Imago

Die Getreideernte ist bis auf wenige Restflächen beendet worden. Nach einigen Jahren mit guten Erntebedingungen sorgte das Wetter in diesem Jahr für viele Herausforderungen. Jetzt werden die abgeernteten Flächen bearbeitet. Zum Teil läuft schon die Einsaat von Winterraps. Neben den aktuellen Feldarbeiten muss man sich jetzt auch Gedanken über eine Strategie der Vermarkung machen.

Was spricht für höhere Kurse?

Der zuletzt rückläufige Preistrend der Getreide- und Rapskurse bereitet vor allem den Betriebsleitern Probleme, die wenige Vorkontrakte abgeschlossen haben. Nach dem Motto „Billig verkaufen kann ich immer noch“, steigt bei vielen jetzt die Risikobereitschaft. Für einen möglichen Preisanstieg des Getreides in den kommenden Wochen gibt es durchaus einige Argumente. Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist derzeit nicht in Sicht. So bleibt der Seeweg für Getreideausfuhren aus der Ukraine vorerst versperrt. Die osteuropäischen Länder wollen das Importverbot für ukrainisches Getreide verlängern. Der Transit in andere EU-Länder soll jedoch weiter möglich sein. Die Europäische Kommission hat die Schätzungen für die europäische Getreideernte erneut nach unten korrigiert. Auch die deutsche Getreide- und Rapsernte fällt geringer als im Jahr 2022 aus. Der aktuell wieder reduzierte Eurokurs erhöht die Exportchancen für EU-Getreide. Aktuell sind bereits Exporte aus der EU angelaufen. So konnten Rumänien, Polen und Bulgarien größere Partien verkaufen – trotz günstiger Angebote aus Russland. Auch am Terminmarkt hält man höhere Kurse bis zum Jahresende durchaus für möglich. So notierte Ende letzter Woche der Dezember-Kontrakt am Terminmarkt Matif in Paris mit 243 €/t um 10 € über dem aktuellen Septemberkontrakt mit 233 €/t.

Argumente gegen eine Preiserholung

Leider bezieht sich die Notierung in Paris jedoch auf Brotweizenqualitäten. Gute Qualitäten sollte man vorerst behalten. Das hierzulande reichliche Angebot an Futtergetreide fällt dagegen preislich ab. Die europaweit reduzierten Viehbestände, vor allem im Schweinebereich, verringern die Nachfrage nach Futtergetreide. Die Schätzungen der EU-Getreideernte wurden zwar zuletzt etwas reduziert, gerade die Exportländer wie Frankreich und Rumänien haben überdurchschnittliche Erträge eingefahren. Eine gute Weizenernte gab es auch in unserem Nachbarland Polen. In Russland wird auch in diesem Jahr mit einem großen Angebot gerechnet. Es hat in den vergangenen Wochen mit günstigen Angeboten für Preisdruck auf dem Weltmarkt gesorgt. Zudem wurden putinfreundlichen Ländern in Afrika kostenlose Weizenlieferungen in Aussicht gestellt. Da auch der Rubelkurs gefallen ist, hat sich russisches Getreide auf dem Weltmarkt verbilligt. Hierzulande könnte das bislang schon reichliche Angebot an Futtergetreide durch eine umfangreiche Körnermaisernte erhöht werden. Die EU-Prognosen wurden hier nochmals heraufgesetzt, da der Mais von der zuletzt nassen Witterung profitieren konnte.

Der Blick auf die aktuellen Gegebenheiten lässt erneut eine spannende Vermarktungssaison erwarten. Jeder Landwirt muss für sich die einzelnen Punkte der Marktlage bewerten. Jetzt muss entschieden werden, wann welche Menge vermarktet werden soll. 

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