Neue gesetzliche Anforderungen, wachsende Ansprüche an Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie steigender Dokumentationsaufwand belasten insbesondere Schweine haltende Betriebe. Viele Landwirte wünschen sich daher praktikable digitale Lösungen, die Bürokratie reduzieren, Zeit sparen und die Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette verbessern. Genau hier setzte das EIP-Projekt „Smart Service Zukunft“ an, das im Dezember 2024 abgeschlossen wurde.
Das Hauptziel des Projekts war es, gemeinsam mit sieben Schweine haltenden Pilotbetrieben digitale Werkzeuge zu entwickeln und in der Praxis zu testen, die den Alltag der Betriebe erleichtern und gleichzeitig den Anforderungen der Branchenstandards QS, Initiative Tierwohl (ITW) und dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz entsprechen. Federführend war die Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh ZNVG eG, unterstützt durch die Fachhochschule Kiel sowie die Education and Qualification Alliance SCE mbH (EQAsce).
Umfrage zu Wünschen der Schweinehalter
Die Ausgangsbasis bildete eine bundesweite Umfrage unter Schweine haltenden Betrieben. Sie identifizierte sechs zentrale Wünsche der Landwirte an die Digitalisierung: weniger Bürokratie, weniger Papier, weniger Doppelarbeit, mehr Zeit für die Arbeit im Stall und auf dem Feld, mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette sowie mehr Datensouveränität und Sicherheit.
Im Rahmen des Projekts wurden digitale Lösungen entwickelt, die diese Bedürfnisse aufgreifen. Die schleswig-holsteinischen Schweinehalter leisteten im Projekt durch die Konzeption und praktische Umsetzung des ersten digitalen Lieferscheins Pionierarbeit. Ein solcher wurde erstmals für ihre Bedürfnisse maßgeschneidert. Über die digitale Plattform Q-Farm HUB können Landwirte zu jeder Zeit nachverfolgen, wann Tiere transportiert werden, wann sie am Schlachthof angekommen sind und wie sie klassifiziert und bewertet wurden. Papierbasierte Lieferscheine entfallen komplett. Die relevanten Daten werden in Echtzeit an alle beteiligten Partner übermittelt. Neben Zeitersparnis und verbesserter Planbarkeit schätzen die Betriebe die einfache Handhabung des Systems.
Es konnten außerdem ein Online-Quick-Check zur Selbsteinschätzung der Wirksamkeit von Biosicherheitsmaßnahmen im Betrieb, neue digitale Weiterbildungsangebote sowie die Möglichkeit der strukturierten Datenaufnahme durch Sprachverarbeitung praktisch erprobt und bewertet werden.
Die webbasierte Cloud-Plattform Q-Farm-HUB dient dabei als Datendrehscheibe und Organisationsstruktur für den ungehinderten Datenaustausch. Der Q-Farm-HUB gibt eine Struktur zwischen EQA als Broker und Bündler-Organisationen wie die ZNVG vor. Gemeinsam stimmen sie im genossenschaftlichen Verbund innerhalb der Wertschöpfungskette ab, wie zukünftig gesetzlich geforderte Erklärungen, Nachweise und Zertifikate an öffentliche Stellen weitergeleitet werden. Ein weiterer Vorteil: Die Plattform ermöglicht die Digitalisierung von Prozessen, die bisher analog abgewickelt wurden, und erfüllt so die Anforderungen des Online-Zugangsgesetzes (OZG).
Win-win-Situation durch Digitalisierung
Das Projekt „Smart Service Zukunft“ hat gezeigt, wie Digitalisierung zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten werden kann. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Betrieben, Forschungseinrichtungen und Dienstleistern konnte ein praktisches und bedarfsgerechtes Angebot entwickelt werden, das weit über Schleswig-Holstein hinaus Strahlkraft besitzt. Das Projekt „Smart Service Zukunft“ wurde im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) Schleswig-Holstein durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert.