Das multifaktoriell ausgelöste Schwanzbeißen erfordert eine gute Tierbeobachtung, um es möglichst schon im Entstehen erkennen zu können, und ein schnelles Eingreifen. Hier setzt das EIP-Projekt „DeTail“ (Detection of Tail Biting) an.
Ziel des Projektes ist es, eine Web-App zu entwickeln, die auf Grundlage bekannter Frühindikatoren auf Buchtenebene als Frühwarnsystem für das Schwanzbeißen in der landwirtschaftlichen Praxis verwendet werden kann. Der Landwirt kann mithilfe des Frühwarnsystems frühzeitig und gezielt auf ein erhöhtes Schwanzbeißrisiko bei seinen Tieren aufmerksam werden und mit geeigneten Gegenmaßnahmen reagieren.
Das Schwanzbeißen beim Schwein stellt mit seinen vielfältigen Ursachen nach wie vor eine der größten Herausforderungen in der praktischen Schweinehaltung dar. Die am weitesten verbreitete Maßnahme zur Vorbeugung ist das Kupieren der Schwanzspitze bei unter vier Tage alten Ferkeln.
Allerdings ist in der Europäischen Union das routinemäßige Kupieren der Schwänze von Schweinen bereits seit dem Jahr 1991 verboten. Das Verbot gilt nicht, wenn der Eingriff in begründeten Ausnahmefällen zum Schutz des Tieres oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist. In Deutschland und auch in den meisten anderen EU-Staaten wird die überwiegende Zahl der konventionell gehaltenen Ferkel daher noch kupiert.
Frühindikatoren sind bereits aus anderen Forschungsprojekten zum Schwanzbeißen bekannt. So konnte im „Konsortialprojekt gegen das Schwanzbeißen bei Schweinen“ (KoVeSch), an dem die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp (LVZ) der Landwirtschaftskammer beteiligt waren, die Schwanzhaltung der Tiere als gut geeigneter Indikator ermittelt werden.
Die Schwanzhaltung wird über Videobeobachtungen der Tiere in der Stallbucht aufgezeichnet und über Instrumente der Künstlichen Intelligenz ausgewertet. Zusätzlich werden Bonitur-, Klima- und Bewegungsdaten erhoben. An der Erarbeitung des Frühwarnsystems sind alle Mitglieder der operationellen Gruppe beteiligt. Auf den vier landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie im LVZ werden die Daten aus den Stallungen erfasst. Die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg ist für die Datenaufbereitung und -verknüpfung verantwortlich, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die CAU stehen als beratende Partner dem Projekt zur Seite. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein übernimmt als Lead-Partner die Projektkoordination und ist Ansprechpartner für Fragen zum Projekt.