Die Tage sind mittlerweile kurz und oft grau. Es ist also an der Zeit, es sich zu Hause schön zu machen und an das nahende Fest zu denken. Vor allem in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten finden viele Menschen Halt in Traditionen wie dem Weihnachtsfest. Dazu gehört für die Mehrheit immer noch ein echter Weihnachtsbaum.
Die Produzenten von Weihnachtsbäumen planen schon seit Monaten die Ernte für Advent und Weihnachten. Am 7. November haben der Bundesverband der Deutschen Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BVWE) und die Landwirtschaftskammer (LKSH) in Fuhlendorf, Kreis Segeberg, mit dem symbolischen Fällen des ersten Baumes die bundesweite Weihnachtsbaumsaison eröffnet. Die neugewählte deutsche Weihnachtsbaumkönigin Sarah Neßhöver stand dabei für einen Fototermin in der Kultur von Jürgen Schümann zur Verfügung.
Dr. Jörg Engler ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der schleswig-holsteinischen Weihnachtsbaumproduzenten. „In den Kulturen ist in Schleswig-Holstein wie im gesamten Bundesgebiet eine gute, dunkelgrüne Qualität der Weihnachtsbäume festzustellen“, sagte er beim Termin. „Die reichlichen Niederschläge in diesem Jahr hatten auch ihre guten Seiten.“ Jährlich werden in Deutschland etwa 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Etwa 80 % der Bäume stammen aus dem etwa 30.000 ha umfassenden heimischen Anbau. „Auch in diesem Jahr werden alle Nachfragen der Verbraucher nach natürlichen Weihnachtsbäumen bedient werden können”, so Engler.
Deutlich steigende Erzeugerpreise
Man erwarte in einer ersten Prognose die Endverbraucherpreise für Nordmanntannen in einem Preiskorridor von 22 bis 30 € pro laufendem Meter, so Engler weiter. In der arbeitsintensiven Weihnachtsbaumbranche ist ein deutlicher Strukturwandel spürbar. Seit Jahren hätten, so Engler, die starken Kostensteigerungen bei Löhnen und Produktionsmitteln unter dem Druck eines Angebotsüberhangs nur geringfügig in die Abgabepreise der Betriebe einbezogen werden können.
Diese zunehmend unwirtschaftliche Erlösstruktur sowie der Arbeitskräftemangel und die schwierige Suche nach Betriebsnachfolgern führten in den familiengeführten Produktionsbetrieben in ganz Europa gegenwärtig zu einer Reduzierung der Anbauflächen und erzwängen unausweichlich deutliche Anhebungen der Erzeugerpreise für den einkaufenden Groß- und Zwischenhandel. Eine künftig einträglichere Produktion gewährleiste außerdem weiterhin Investitionen in umweltbewusste Anbauverfahren und erhalte dadurch dem Naturbaum seine herausragende Akzeptanz und Beliebtheit gegenüber schädlichen Plastikimitationen.
Gemeinsam raten der Verband und die LKSH wegen kurzer Transportwege, der Wertschöpfung im eigenen Land und der CO2-Neutralität unbedingt zu einem Naturbaum statt der angebotenen Plastikvariante. Außerdem stehe ein natürlicher Weihnachtsbaum als emotionales Produkt in der heutigen Zeit mehr denn je für die Werte Familie, Gemeinschaft und Hoffnung und vermöge Licht und Wärme in die Welt zu tragen.
Das Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum
Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, ist privat ein großer Weihnachtsbaumfan und überzeugt von der Qualität der heimischen Bäume. „Wir haben viel zu bieten, die Bäume mögen unser Klima zwischen den Meeren“, betonte er. In seiner öffentlichen Funktion stellte er die Rolle der LKSH vor: „Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein sind wichtige Produzenten von Weihnachtsbäumen, die weit über die Landesgrenzen hinweg ihre Abnehmer finden. Sie werden beraten und unterstützt durch die Kolleginnen und Kollegen der Landwirtschaftskammer. Unser Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum bietet den Weihnachtsbaumproduzenten eine hervorragende Beratungsplattform. Wir bündeln das Beratungsangebot abteilungsübergreifend, sodass in jedem Einzelfall optimale und maßgeschneiderte Lösungen für die jeweils speziellen Fragestellungen der Betriebe entwickelt werden. Mit dem Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum erhalten wir die Leistungsfähigkeit unserer Erzeuger und gewährleisten somit die hohe Qualität der heimischen Weihnachtsbäume. Und davon profitiert letztlich der Verbraucher, der für sein Geld hochwertige Ware erhält, deren Produktion die aktuellen gesellschaftlichen Ansprüche voll erfüllt – von hoher ästhetischer Qualität über Klimabilanz und Biodiversität bis zur Minimierung von Pflanzenschutzmitteleinsatz. Das Versuchswesen im Gartenbau und die Forstabteilung bilden das Zentrum durch die Auftragsforschung rund um die Weihnachtsbaumproduktion. Unsere Experten beraten die Betriebe gern.”
Neben der guten Arbeit des Kompetenzzentrums kooperiere die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein seit 2022 mit Experten außerhalb der Landesgrenzen, zum Beispiel mit dem Verband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Nordrhein-Westfalen. Man treffe sich regelmäßig und spreche die weitere Zusammenarbeit im Bereich Versuchswesen und Anbauberatung ab, so Graf zu Rantzau.
Weihnachtsbäume aus Schleswig-Holstein
Mit Millionen heranwachsenden Weihnachtsbäumen, die ihre Wurzeln in schleswig-holsteinischem Boden geschlagen haben, können die einheimischen Produzenten dieses Naturproduktes in jedem Jahr alle 1,4 Millionen Privathaushalte des eigenen Bundeslandes versorgen. „Aus der Region – für die Region“ ist in Schleswig-Holstein demnach das Motto.
Viele der rund 200 Produzenten bieten frisch geschlagene Bäume an eigenen Ständen in Städten und Ortschaften, aber auch direkt in ihren „Weihnachtswäldern“ an. Schleswig-Holstein ist auch Exporteur von Weihnachtsbäumen. Zahlreiche Lkw durchqueren in den nächsten Wochen den Elbtunnel gen Süden mit Zielen im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland.
Der Betrieb Jürgen Schümann
Der gastgebende Betrieb hegt und pflegt auf 45 ha Anbaufläche hauptsächlich Nordmanntannen, die nicht nur über den Großhandel abgegeben werden. Der traditionsreiche Forstbetrieb führt auch einen Hofverkauf ab dem 9. Dezember und weihnachtliche Veranstaltungen durch. Mit Laura Schümann steht eine Nachfolgerin für eine erfolgreiche Zukunft des Naturbaumbetriebes bereit.
Jürgen Schümann: „Ich habe eine intensive Beziehung zu den Bäumen, denn es handelt sich um ein langfristiges Produkt, das mehrere Jahre gehegt und gepflegt wird.“ Weil die Kosten davonliefen, werde dort, wo es gehe, technisiert. Statt der Motorsäge kämen heute bei der Ernte Portalschlepper oder Kneifer zum Einsatz. Der Rücken der Mitarbeiter danke es obendrein, nicht den ganzen Tag in gebückter Haltung arbeiten zu müssen.
Die amtierende Weihnachtsbaumkönigin
Sarah Neßhöver aus Nordrhein-Westfalen wurde am 13. September für eine Amtszeit von zwei Jahren zur neuen Weihnachtsbaumkönigin Deutschlands ernannt. Sie setzt sich bundesweit als aktive Repräsentantin des deutschen Weihnachtsbaumverbandes für das öffentliche Ansehen des natürlichen Weihnachtsbaumes ein. Ihr macht das Amt großen Spaß. Dabei kann sie Termine wie diesen bei uns im Norden besuchen oder geht beispielsweise in Kindergärten. Für sie bedeutet Weihnachten eine schöne Tradition, nach der man mit Familie und Freunden zusammen ist. Ein Naturbaum gehört für die 23-Jährige unbedingt dazu. Ohne Weihnachtsbaum wäre Weihnachten nicht Weihnachten, sagt sie.