Der Richtpreis für Schlachtschweine ist auf einem Allzeithoch. Ein kleines Angebot trifft zwar auf eine reduzierte Nachfrage, trotzdem kann das Preisniveau von 2,50 € je Indexpunkt bereits seit Ende Juni gehalten werden. Indessen kann Schweinefleisch aktuell nur sehr zögernd abgesetzt werden, sodass es im Fleischhandel zu Preisabschlägen kommt. Die rote Seite versucht zu verdeutlichen, dass es zu einer Reduktion des Schlachtschweinepreises kommen müsste. Jedoch steht das kleine Angebot an Schlachtschweinen dem entgegen. Im Bundesgebiet wurden in der 29. KW rund 682.000 Schweine geschlachtet. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2022 waren das zirka 20.000 Tiere mehr innerhalb einer Schlachtwoche. Die Schweinefleischnachfrage in Deutschland liegt mengenmäßig im ersten Halbjahr 2023 etwa 5 % unter dem Vorjahreszeitraum. Möglicherweise kann dieses Kaufverhalten auf den Preisanstieg von 8,5 % im Jahresvergleich zurückgeführt werden.
„Sommerprogramm“ mit weniger Schlachtungen
Global betrachtet soll die Schweinefleischproduktion im Jahresvergleich um 0,5 % zurückgehen. Sie wird für 2023 auf 121,7 Mio. t geschätzt. Ausschlaggebend sind dabei die reduzierte Produktion innerhalb der EU – immerhin rund –5 % – und Kanada. Dem gegenüber stehen die Ausweitungen der Produktion in Brasilien, China und den USA. Für den weltweiten Verbrauch werden 121,3 Mio. t prognostiziert. Speziell in der EU geht dieser um 5 % zurück auf 17,13 Mio. t. Dagegen steht eine EU-Produktion von 21,14 Mio. t. Ohne Exporte geht es in der EU also nicht.
Aufgrund des schrumpfenden Angebots an schlachtreifen Tieren sahen einige Schlachtunternehmen sich gezwungen, etwas zu verändern. Eine Konsequenz, die lange Zeit nicht gezogen wurde, an der aber nun kein Weg mehr vorbeigeht, sind reduzierte Schlachttage. Es wird von einem „Sommerprogramm“ gesprochen, das reduzierte Schlachtzahlen pro Tag mit sich bringt und zudem auf Schlachtungen am Sonnabend verzichtet. An dieser Entscheidung hängt eine ganze Menge. Es sind Themen rund um das Halten von Personal, Personalgewinnung, aber eben auch Bezahlung. Zudem ist es das Wissen darum, dass eine höhere Auslastung besser ist, um die Festkosten zu decken.
Auswirkungen und Konsequenzen
Abstockungen in der Sauenhaltung und damit weniger erzeugte Ferkel, aber auch reduzierte Stallplätze in der Mastschweinehaltung führten zu der aktuellen Situation. Ob es jemals ein Zurück zu mehr Tieren gibt, ist zu bezweifeln. Somit bleibt auch der Schlachtbranche nichts, als sich darauf einzustellen.
Für Mischfutterhersteller bedeuten weniger Schlachtschweine und Ferkel auch weniger Betriebe beziehungsweise Tiere, die Futter benötigen. Wenn nun aufgrund der schwierigen Erntebedingungen oder anderer Qualitätseinschränkungen mehr Futtergetreide geerntet wird und parallel weniger Tiere in Deutschland gehalten werden, könnte dies auch Auswirkungen auf die Futtergetreidepreise und damit das Preisniveau für Mischfutter haben.
Für Schweinehalter sind dieses Preisniveau und die Situation, dass die schlachtreifen Tiere eigentlich jederzeit geliefert werden können, ganz komfortabel – zumindest für den Moment. Eine lange Zeit mit einem viel zu niedrigen Schweinepreis liegt hinter den Betrieben. Das derzeit verdiente Geld wird gebraucht, um wieder gerade davorzukommen. Möglicherweise wurden in der Krise auch Absicherungen für das Alter aufgelöst, um Liquidität zu schaffen. Spätestens jetzt sollten diese Rücklagen wieder aufgebaut werden.