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Fleischersatzprodukte – Umfang und Bedeutung

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Schlachtviehbranche zählt immer noch zu den umsatzstärksten Zweigen der Agrarwirtschaft, auch wenn die Mengen zuletzt bei Erzeugung, Verbrauch und Handel zurückgingen. In den vergangenen Jahren wurden zwischen 14 und 15 Mrd. € Produktionswert durch Schlachttiere erwirtschaftet. Trotz der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und den daraus resultierenden Einschränkungen sind signifikante Teile dem Export zuzuschreiben. Die Verbraucher achten wieder mehr auf den Preis, weil Fleisch deutlich teurer ist als in den Vorjahren. Der Umsatz der Gastronomie ist nach wie vor nicht wieder auf dem Niveau vor Corona und auch an Fleischersatzprodukten und dem Bio-Markt gingen die vergangenen Jahre nicht spurlos vorüber. Nach mehreren Jahren des Wachstums stagnierte 2023 zwar der Markt für Fleischersatzprodukte, im 1. Quartal 2024 kauften die privaten Haushalte allerdings bereits wieder gut 5 % mehr Fleischersatzprodukte. Deutlich mehr als drei Viertel dieser Produkte werden in Form von fleischanalogen Produkten wie Schnitzeln oder Würstchen nachgefragt. Der kleinere Anteil geht auf sonstige Fleischersatzprodukte wie Tofu zurück.

Verkaufswert des Fleisches fast 80 Mal höher

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mit 121.600 t 16,6 % mehr Fleischersatzprodukte als im Jahr zuvor produziert, im Vergleich zu 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Der Verkaufswert dieser Produkte erhöhte sich im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 % auf 583,2 Millionen Euro. Im Jahr 2023 betrug der Verkaufswert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 44,8 Milliarden € – und damit fast das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Es wurden in Deutschland über 1 kg Fleischersatzprodukte pro Kopf verzehrt, während der Fleischkonsum pro Kopf innerhalb von sechs Jahren um 9 kg von 61 auf 52 kg in 2023 sank. Ein Verdrängungswettbewerb scheint hier nicht stattgefunden zu haben.

Die Fleischersatzprodukte sind nicht landwirtschaftlichen oder handwerklichen Ursprungs, sondern werden in industriellen Großbetrieben wie zum Beispiel Beyond Meat gefertigt. Und dieser Konzern scheint große finanzielle Probleme zu haben, was der Absturz des Aktienkurses von über 160 US-$ auf aktuell unter 5 US-$ am besten beschreibt. Der Umsatz schoss von 16 Mio. US-$ in 2016 auf 465 Mio. US-$ in 2021, fiel dann aber auf 343 Mio. US-$ in 2023. Ein Gewinn wurde nie erzielt.

Fraglicher gesundheitlicher Wert

Besonders junge Bevölkerungsgruppen mit höherer Bildung und höherem Einkommen konsumieren Fleischersatzprodukte. Sie versprechen sich davon, dass diese im Vergleich zu Fleisch deutlich umweltfreundlicher sind, weil im Vergleich zu Rindfleisch weniger Treibhausgase bei der Herstellung entstehen, auch, dass der Verbrauch von Wasser und Flächen viel geringer sei. Oft werden die Produkte gekauft, weil sie für gesund gehalten werden. Um den gesundheitlichen Wert zu überprüfen, hat die Verbraucherorganisation foodwatch 15 rein pflanzliche Fleischersatzprodukte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: viele Produkte weisen einen hohen Kaloriengehalt, viel Salz und große Mengen an gesättigten Fettsäuren auf. foodwatch berechnete für alle Produkte die Nutri-Scores. Lediglich zwei der 15 Produkte würden demnach mit einer grünen Nährwertampel bewertet werden. Mehr als die Hälfte würde eine eher schlechte Nutri-Score-Bewertung D oder E erhalten. „Weniger Fleisch und Wurst zu essen, ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit“, sagte die für die Verbraucherorganisation tätige Ernährungswissenschaftlerin Alice Luttrop. „Aber: Vegane oder vegetarische Fleisch-Alternativen sind nicht per se gesund. Viele Fleischersatzprodukte sind stark verarbeitet und enthalten Aromen und Zusatzstoffe. Am besten ist es, zu frischen, möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen.” Es könnten also auch ganz einfach mal Kartoffeln und/oder regionales Gemüse sein.

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