Im zeitigen Frühjahr werden die Grünlandflächen mit Pflegemaßnahmen für die neue Wachstumsperiode vorbereitet. Doch nicht jeder Standort ist gleich. Die Pflege auf den Dauergrünlandflächen in der Marsch, im Moor, Hügelland oder auf sandigen Standorten des Mittelrückens können sich im Zeitpunkt und in der Intensität der notwendigen Maßnahmen durchaus unterscheiden. Das Ziel ist jedoch überall eine hohe Narbendichte mit wertvollen Futtergräsern.
Schleswig-Holstein zeigt mit den unterschiedlichen Bodeneigenschaften der Jungmoränenlandschaft im Östlichen Hügelland, der Altmoränenlandschaft auf der Geest, den nacheiszeitlich geprägten Sanderflächen der Vorgeest sowie der marin entstandenen Marsch unterschiedliche Bedingungen für das Graswachstum. Böden mit höheren Ton- und Schluffanteilen in der Marsch und im Östlichen Hügelland weisen eine größere Sorptionsfähigkeit und Nachlieferung von Pflanzennährstoffen aufgrund einer höheren Kationenaustauschkapazität (KAK) auf. Diese Böden haben aufgrund ihrer charakteristischen Porengrößenverteilung eine hohe nutzbare Feldkapazität (nFK), sodass das Wasserhaltevermögen höher und ein trockenheitsbedingtes Wachstumsdefizit potenziell geringer ist. Im Gegensatz dazu weisen die Böden mit hohem Sandanteil der Geest und Vorgeest eine vergleichsweise geringe KAK und nFK auf, können sich jedoch aufgrund der Grobporen und der damit verbundenen höheren Wärmeleitfähigkeit im Frühjahr schneller erwärmen. Wegen der hohen Niederschlagsmengen über die Wintermonate sind die Wiesen und Weiden in diesem Jahr, vor allem in den Niederungsregionen, später befahrbar als in anderen Jahren. Die sandigen Geeststandorte sind meist zuerst trocken genug für die Maßnahmen im Frühjahr. Moore und Anmoore sowie Marschböden erlauben die Pflege erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auch auf den Betriebsflächen können die Bodeneigenschaften heterogen sein. Eine flächenspezifische Befahrbarkeit ist zu berücksichtigen, denn zu nasse Bodenverhältnisse bergen die Gefahr, mit Schleppen oder Striegeln die Maulwurfshaufen zu verschmieren und die Narbe zu schädigen.
Schleppen und Striegeln
Bevor Schleppe oder Striegel zum Einsatz kommen, sollten die Maulwurfshaufen oberflächlich gut abgetrocknet sein, damit Bodenverschmierungen bei der Maßnahme vermieden werden. Steht man vor der Wahl zwischen Schleppen oder Striegeln, ist das Striegeln zu bevorzugen, denn dieses regt die Bestockung der Gräser an und entfernt Gülleschleier und abgestorbenes Pflanzenmaterial von den jungen Trieben. Viele Striegel sind technisch sehr ausgefeilt, sodass eine Schleppe vielerorts gar nicht mehr nötig ist. Maulwurfshaufen werden beispielsweise durch eine Planierschiene vor den Striegelzinken beseitigt. Die Beseitigung der Maulwurfshaufen ist wichtig, um Futterverschmutzungen und schließlich die Azidosegefahr der Wiederkäuer zu umgehen. Weiterhin stellen Maulwurfshaufen Eintrittspforten für unerwünschte Kräuter und Gräser in den Bestand dar. Durch die Zinken wird auf dem Boden liegendes organisches Material aufgelockert und dadurch der Boden gelüftet.
Auch wenn verfilzte Narben, zum Beispiel durch ein großes Vorkommen der Gemeinen Rispe (Poa pratensis), vorliegen, ist unbedingt dem Striegel mit seinen zahlreichen Striegelzinken der Vorrang zu geben. Der Striegel sollte dann scharf eingestellt oder es sollte zweimal in diagonaler Richtung gefahren werden, um die häufig oberflächlich wurzelnden Pflanzen (Rispen, Moos et cetera) herauszuziehen. Bei Vorkommen von Nestern der Gemeinen Quecke (Elymus repens) ist beim Striegeln jedoch Obacht geboten. Gemeine Quecke verbreitet sich sehr hartnäckig unter anderem über unterirdische Ausläufer (Rhizome), die im Falle einer mechanischen Grünlanderneuerung auch aus Teilstücken von nur 2 cm Länge austreiben können. Diese Nester sollten deshalb beim Striegelgang umfahren werden. Die beim Striegeln entstehenden Lücken sollten unbedingt über eine Nachsaat geeigneter und möglichst empfohlener Arten und Sorten geschlossen werden.
Unterschiedliche Nachsaaten
Nachsaaten haben das Ziel, die vorhandenen Lücken in der Grünlandnarbe schnell zu beseitigen und einer Auflockerung der Grasnarbe vorzubeugen. In einer lückigen Grünlandnarbe ist schnell mit einer starken Ausbreitung unerwünschter Arten zu rechnen. Die Samen von Vogelmiere, Löwenzahn, Ampferarten und Gemeiner Rispe haben hier gute Keimbedingungen. Wegen der schnellen Jugendentwicklung enthalten die klassischen Nachsaatmischungen ausschließlich Deutsches Weidelgras (GV). Sie gewährleisten eine schnelle Keimung und Jugendentwicklung und können daher besser mit der Altnarbe konkurrieren, was die Entwicklungschancen der jungen Saat deutlich erhöht. Für moorige und anmoorige oder zeitweise staunasse Standorte ist es wichtig, dass sich die Nachsaatmischung aus M-Sorten zusammensetzt, also Deutsch-Weidelgras-Sorten mit geprüfter Mooreignung. Grasarten wie Wiesenrispe, Wiesenlieschgras, Straußgras oder Rotschwingel sind konkurrenzschwächer und werden zur Nachsaat allgemein nicht empfohlen. Qualitätsstandard-Mischungen zu Orientierung (siehe Tabelle) und aktuelle Sortenempfehlungen finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer unter https://www.lksh.de/landwirtschaft/gruenland/
Treten kleinere bis mittlere Lücken in der Narbe auf, können sie im Übersaatverfahren (zum Beispiel zusammen mit Dünger über Düngerstreuer) geschlossen werden. Ist der Lückenanteil über 15 %, empfiehlt sich eine Nachsaat mittels Nachsaat-Striegelkombination mit bodennaher Saatablage, wodurch ein höherer Nachsaaterfolg gewährleistet wird. Weiterhin sollte die Saat nach der Ausbringung Bodenschluss haben, der durch das Anwalzen gewährleistet wird. Der Bestand sollte bei einer Nachsaat möglichst kurz sein, damit die Konkurrenz der Altnarbe gering ist. Der Zustand und die Wüchsigkeit der Altnarbe sowie die nachfolgenden Witterungsbedingungen mit eventuell auftretenden Spätfrösten oder einer Frühjahrstrockenheit beeinflussen den Erfolg der Nachsaat in hohem Maße. Wichtig für die noch empfindlichen Keim- und Jungpflanzen ist eine ausreichende Wasserversorgung, sodass in den niederschlagsarmen Monaten im Sommer eine Nachsaat nicht geboten ist. Die Pflegemaßnahmen sollten mit dem Einsetzen des Schossens der Bestände abgeschlossen sein.
Die Entwicklung des Bestandes
Die Entstehung von Narbenlücken und die Abnahme der Pflanzendichte können verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich müssen die Standortgegebenheiten, die Nutzungsintensität und die botanische Artenzusammensetzung gut aufeinander abgestimmt sein. Eine suboptimale Anpassung führt unvermeidlich zu einer baldigen Verschlechterung des Narbenzustandes mit Lückenbildung und nachfolgender Verunkrautung. Doch auch wenn das Grünlandmanagement optimal durchgeführt wird, können externe und nicht zu beeinflussende Faktoren schnell zu Lücken führen: lang anhaltender Frost oder Überflutung, ausgeprägte Trockenheit und ebenso Schäden durch Tipula, Mäuse oder Wildschweine.
Generell wird der gute Zustand der Grünlandnarbe und damit der Erfolg der durchgeführten Grünlandpflege und der Nachsaat maßgeblich von der Art und Intensität der Folgebewirtschaftung beeinflusst, das heißt eine Anpassung der Nutzungsintensität an das Ertragsniveau des Bestandes fördert eine nachhaltig positive Narbenentwicklung. Da die Bodenbeschaffenheiten und somit die Wachstumsbedingungen sich von Fläche zu Fläche stark unterscheiden können, ist über die Wahl der richtigen Pflegemaßnahmen flächenspezifisch zu entscheiden.