StartNachrichtenMarktEs wird leerer in den Kuhställen

Es wird leerer in den Kuhställen

EU-Rinderbestand auf tiefstem Stand seit mehr als 20 Jahren
Von Mechthilde Becker-Weigel/Age
Die Milchviehställe in Deutschland werden leerer. Im Westen der EU werden vor allem in Frankreich und Deutschland Bestände abgebaut. Foto: Imago

In der EU wurden Ende vergangenen Jahres noch 75,7 Millionen Rinder gehalten, aber binnen Jahresfrist wurde die Herde um gut 1 % abgestockt. Vor allem in Frankreich und Deutschland ist die Rinderhaltung zurückgegangen. Die Zahl der Milchkühe in der EU sank im Vorjahresvergleich um 317.000 Tiere, lediglich Irlands Milcherzeuger trotzen dem negativen EU-Trend.

Trotz gestiegener Erzeugerpreise für Fleisch und Milch haben die Landwirte in der Europäischen Union im vergangenen Jahr ihre Rinderbestände erneut abgebaut. Laut Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) wurden im November beziehungsweise Dezember 2021 in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 75,65 Millionen Rinder gehalten; das waren rund 844.000 Stück oder 1,1 % weniger als im Vorjahr. Die Rinderherde ist damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gesunken. Verantwortlich für den jüngsten Rückgang der Rinderhaltung in der Gemeinschaft war insbesondere die Entwicklung in den beiden größten Produktionsländern Frankreich und Deutschland.
In Frankreich ging der Bestand um 485.600 Tiere oder 2,7 % auf 17,33 Millionen Stück zurück; hierzulande sank die Rinderzahl um 262.200 oder 2,3 % auf 11,04 Millionen Tiere. Noch höhere Abnahmeraten zwischen 3 % und 4,1 % wurden aus Portugal, Ungarn und Rumänien gemeldet. Gemäßigter fiel der Bestandsabbau hingegen in Belgien, Dänemark und Spanien mit jeweils rund 1 % aus. In insgesamt neun EU-Ländern haben die Erzeuger jedoch ihre Rinderherden gegenüber 2020 aufgestockt und somit den Gesamtrückgang etwas abgemildert. Mit einem absoluten Zuwachs von fast 120.000 Tieren oder 1,8 % auf 6,65 Millionen Rinder zählte dazu Irland. Zudem setzt sich in Polen der Bestandsaufbau der Vorjahre mit einem Plus von 1,5 % auf 6,37 Millionen Tiere fort, wobei vor allem die Zahl an Färsen und männlichen Tieren für die Fleischerzeugung zulegte. Auch in Österreich wuchs die Rinderherde etwas, und zwar um 0,8 % auf 1,87 Millionen Stück. Die Niederlande verzeichneten ebenfalls ein kleines Plus von 0,4 % auf 3,71 Millionen Tiere, wozu das umfangreichere Aufkommen an Schlachtkälbern unter einem Jahr beitrug.

Etwas mehr Färsen

Bei einem Blick auf die einzelnen Tierkategorien in der gesamten EU zeigt sich, dass das Jungvieh unter einem Jahr binnen Jahresfrist einen Bestandsrückgang von 1,6 % aufwies. Dies war allerdings nur der um 7 % auf 5,51 Millionen gesunkenen Zahl an Jungtieren geschuldet, die für eine Schlachtung vorgesehen sind. Der Nachwuchs im Rinderbestand für andere Zwecke legte dagegen um 0,2 % auf 17,54 Millionen Stück zu. Der für die Fleischerzeugung in der nächsten Zeit mitentscheidende Bestand an männlichen Tieren zwischen ein und zwei Jahren wuchs gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % auf 5,22 Millionen Tiere. Auch beim Nachwuchs der zukünftigen Kuhherde gab es leichte Zugewinne. So stieg die Zahl der nicht für die Schlachtung bestimmten Färsen im Alter von ein bis zwei Jahren um 0,6 % auf 8,61 Millionen; bei älteren Tieren blieb diese mit 4,02 Millionen Stück knapp unter dem Vorjahresergebnis.

Weniger Milchkühe

Bei der Milchkuhhaltung in der EU standen 21 Staaten mit gesunkenen Beständen lediglich sechs Länder mit Zuwächsen gegenüber. Insgesamt nahm der EU-Milch­kuhbestand gegenüber Dezember 2020 um 317.000 Tiere oder 1,5 % auf 20,22 Millionen Stück ab. Erneut waren Frankreich mit einem Minus von 2,5 % auf 3,32 Millionen und Deutschland mit einer Abstockung um 2,3 % auf 3,83 Millionen Tiere daran stark beteiligt. Zudem verringerten die polnischen Bauern ihren Milchkuhbestand deutlich, nämlich um 90.500 Stück auf 2,04 Millionen Tiere. Dagegen stockten die irischen Erzeuger ihre Milchkuhherde erneut spürbar auf, nämlich um 3,4 % auf 1,51 Millionen Stück. Auch in Tschechien, Bulgarien, Slowenien und Österreich nahmen die Bestände im Vorjahresvergleich etwas zu. Nach unten gingen die Bestandszahlen in der EU erneut auch bei den Mutterkühen, und zwar im Vorjahresvergleich um 245.000 oder 2,3 % auf 10,53 Millionen Stück. Aus Frankreich mit der hier größten Herde wurde ein Minus von 2,3 % auf 3,88 Millionen Tiere gemeldet, und in Irland ging es um 3,6 % auf 890.000 Stück nach unten. Unter den bedeutenderen Ländern mit Mutterkuhhaltung wurde nur in Portugal ein Bestandsplus verzeichnet, nämlich von 0,4 % auf 509.000 Tiere.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt