StartNachrichtenAgrarpolitikRund 700 verendete Schweine im Kreis Plön entdeckt

Rund 700 verendete Schweine im Kreis Plön entdeckt

„Es muss eine extreme Überforderung vorgelegen haben“
Von Tonio Keller
Foto (Symbolbild): Imago 

In Großharrie im Kreis Plön wurden auf einem Betrieb rund 700 verendete Schweine gefunden. „Eine Tragödie“ nennt es Dietrich Pritschau, Vorsitzender der AG Schweinehaltung und Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein: „Das hat nichts mit der Art der Tierhaltung zu tun, es muss eine extreme Überforderung bei dem Halter vorgelegen haben.“ Die Sache wurde aufgedeckt, als der Halter einem Veterinär den Zugang verweigerte und dieser ihn sich mittels der Polizei verschaffte. So wurden die verendeten Kadaver entdeckt.

„Der Halter muss die Tiere schon seit 2020 nicht mehr ordnungsgemäß oder gar nicht versorgt haben, sie sind verhungert und verdurstet“, sagt Dr. Henning Hadeler von der Staatsanwaltschaft Kiel. Sie ermittelt nun gegen den 43-jährigen Halter wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Die Frage stellt sich, warum die Angelegenheit nicht früher bemerkt wurde. Die Schweine waren in drei Ställen untergebracht, zwei außerhalb des Ortes und einer abgewandt zur Straße. Eine Geruchsbelästigung war offensichtlich nicht aufgefallen, auch keine Schreie der Tiere. „Es muss ein langsames Abgleiten in den Tod gewesen sein“, meint Pritschau. Der Landwirt hatte vor drei Jahren die Schweinehaltung abgemeldet, man hatte also dort keine Schweine mehr vermutet. Ob sie tatsächlich fortgeschafft wurden, wurde offensichtlich nicht überprüft.

„Der Kollege muss überfordert gewesen sein“, sagt Joachim Flessner, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Plön: „Es ist unser aller Aufgabe, die Augen offenzuhalten und Hilfe anzubieten.“ Dr. Uwe Scheper, Vertrauensperson Tierschutz in der Landwirtschaft der Landesregierung, bekräftigt dies: „Fasst euch ein Herz, meldet euch, wenn ihr Probleme habt, es gibt immer einen Weg. Die Landwirtschaft muss lernen, über Probleme zu reden.“ Und an das Umfeld gewandt: „Lieber einmal mehr als zu wenig nachfragen!“

Ansprechpersonen:

Dr. Uwe Scheper, Tel.: 01 51-52 78 98 40, vertrauensperson.tierschutz@mllev.landsh.de
Klaus Dahmke, BVSH, Tel.: 01 71-972 72 23
Sönke Harders, LKSH, Tel.: 01 70-561 15 53, sharders@lksh.de
Dr. Jan Menkhaus, Nordkirche, Tel.: 01 51-22 56 50 28, jan.menkhaus@kda.nordkirche.de

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