StartNachrichtenMarktErwartet und befürchtet: Heftige Preiskorrekturen

Erwartet und befürchtet: Heftige Preiskorrekturen

Milchpreisvergleich
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Imago

Die Vorhersagen für die Milchpreisentwicklungen haben sich im ersten Monat des Jahres 2023 bewahrheitet. Um 4 bis 6 ct korrigierten die meisten Meiereien hierzulande ihre Auszahlungspreise nach unten. Von 60 ct ist keine Rede mehr, der am häufigsten gemeldete Preis liegt bei 55 ct. Im Durchschnitt wurden im Januar 54,86 ct/kg ECM gezahlt. Das entspricht einem Rückgang um 8 % gegenüber dem Vormonat.

Bundesweit steigt die Milchanlieferung saisonüblich an, dabei kommt es hin und wieder zu Unterbrechungen. In der 5. KW wurde ein um 0,4 % vergrößertes wöchentliches Milchaufkommen registriert.

Im Vergleich mit der Vorjahreslinie ergibt sich ein gegenüber Dezember verringerter, aber weiter großer Vorsprung von 2,9 %. Im Rückblick auf das Jahr 2022 wird hingegen deutlich, dass dieser Vorsprung aus den letzten Monaten des Jahres stammt. Die Bilanz des Kalenderjahres 2022 verbleibt auf dem Niveau von 2021. Daten des BLE zeigen auch, dass die Milchanlieferung aus Grenzgebieten zu EU-Nachbarstaaten um 18 % angestiegen ist. Die hohen Milchpreise haben die Urproduktion folglich im Einzugsbereich der deutschen Meiereien angekurbelt. Und auch die Verarbeitungsstruktur wurde den Preisniveaus angepasst, die BLE-Zahlen spiegeln einige Verkehrungen wider. Eindeutig sagen lässt sich, dass im Jahresverlauf 2022 die Produktion von Milcherzeugnissen in Pulverform zulasten von Käse-, Joghurt- und Frischmilcherzeugnissen hochgefahren wurde.

Die Indizien für die finanzielle Verwertung des Rohstoffs Milch schwächeln seit Monaten. Der vom ife veröffentlichte Rohstoffwert Milch ab Hof sinkt zum vierten Mal in Folge auf 44,8 ct/ kg für den Januar. Dabei hat der Fettwert um 1,8 ct nachgegeben auf 27,4 ct/ kg und der Nichtfettwert um 1,3 ct auf 19,0 ct/kg. Am niederländischen Spotmarkt wurden am 12. Februar 35,5 ct/kg Milchpreis notiert. Die Global-Dairy-Trade (GDT)-Auktionen starteten negativ ins Jahr, nach einer fast unveränderten Sitzung Ende Januar kam es Anfang Februar dann zu einem Anstieg des Preisindex um 3,2 %. Und so scheint sich auch am hiesigen Markt der Preisverfall zu bremsen. Die Preisabsenkungen der vergangenen Monate haben zu einem Niveau geführt, das sich am internationalen Markt behaupten kann.

Nachfrage nimmt zu

Durch die Preissenkungen im LEH ist die Nachfrage nach Butter angekurbelt worden. Die Hersteller werden mit fast doppelt so hohen Ordermengen konfrontiert. Nichtsdestotrotz notiert die Kemptener Börse einen Preisverfall von etwa 7,40 €/kg Ende 2022 auf nur noch 5,20 €/kg. Der preisliche Abstand zur Blockbutter normalisiert sich zunehmend. Am Markt für Käse wird von einer guten bis sehr guten Nachfrage berichtet. Die Preistendenz sollte daher wieder fester werden. Für Emmentaler werden in Kempten 6,10 bis 7,15 €/kg aufgerufen, in Hannover sind für Gouda/Edamer-Brotware 3,70 bis 4,10 €/kg notiert. Die Bestellungen aus dem LEH steigen, die Industrie ordert gleichmäßig. Generell wächst das Interesse an längerfristigen Kontrakten.

Pulverpreise tendenziell fester

Sowohl am internationalen Markt, wie erwartet nach Abschluss der asiatischen Neujahrsfeierlichkeiten, als auch am europäischen Binnenmarkt werfen die Einkäufer ihre abwartende Haltung über Bord. Die Kurse am Pulvermarkt stabilisieren sich, teilweise ist von einer belebten Marktlage die Rede. Auch hier besteht Interesse an längeren Kontraktlaufzeiten, woraus auf eher steigende Preise geschlossen werden kann. Vollmilchpulver war zuletzt an der GDT sehr gefragt, hierzulande werden 3.450 bis 3.550 €/t aufgerufen. MMP in Lebensmittelqualität liegt etwa 200 € niedriger als vor vier Wochen, ist aber fest gestimmt. MMP in Futtermittelqualität notiert kaum schwächer als vor vier Wochen und ist auch wieder fest gestimmt.


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