In anderen Bundesländern wird bereits der Raps gedroschen. Heterogenität prägt die Ergebnisse. Hierzulande schreitet die Abreife der Rapsfelder voran. Erste Schläge könnten diese Woche geerntet werden. Auf anderen Standorten wird es noch etwas dauern. Trotz der lang anhaltenden Trockenheit sehen viele hiesige Bestände gut aus. Die tatsächlichen Erträge müssen jedoch noch abgewartet werde. Bei einer deutlichen Flächenausdehnung gegenüber dem Vorjahr könnte es trotzdem dazu kommen, dass hierzulande im Jahresvergleich insgesamt weniger Raps produziert wird. Vergleichsweise hohe Ölgehalte sind derzeit nicht auszuschließen, was den Erzeugern zugutekommen würde.
Schätzungen des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) vom 13. Juli ergaben eine Erntemenge für Schleswig-Holstein von 335.000 t bei einem zugrunde gelegten Ertrag von 39,5 dt/ha. Dies würde einem Plus von 1,6 % gegenüber dem Vorjahr entsprechen. Bundesweit soll sich die Rapsproduktion auf 4,1 Mio. t mit einem durchschnittlichen Ertrag von 35,7 dt/ ha und damit ein Minus von 3,3 % gegenüber dem Vorjahr belaufen. Innerhalb der EU ist Deutschland auf Platz zwei, was die Rapsproduktion betrifft. Nur in Frankreich wird auf mehr Hektaren Raps angebaut. Auch französischer Raps wird bereits geerntet, ähnlich wie in einigen Ländern Osteuropas. Bislang fehlt es an Ertrags- und Qualitätsergebnissen, die belastbar wären. Laut der EU-Kommission werden knapp 20 Mio. t Raps in der EU produziert werden. Innerhalb von 25 Jahren lag die Rapsproduktion nur 2014 höher. Die Lagerbestände werden der Prognose nach wieder ansteigen, jedoch nur auf 0,8 Mio. t. Weltweit geht das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) von einer Rapsproduktion in Höhe von 87 Mio. t aus, was etwa dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Die globalen Lagerendbestände würden sich bei rund 7 Mio. t einpendeln.
Importe notwendig
In der EU ist man auf Rapsimporte angewiesen. Der wichtigste EU-Rapslieferant war in der Saison 2022/23 Australien mit einem Anteil von knapp 50 %. Rund 40 % kamen aus der Ukraine (3 Mio. t). Doch wie wird es in der aktuellen Saison aussehen?
Australiens Ernteschätzungen belaufen sich
derzeit auf rund 5 Mio. t, was einem Minus von rund 2 Mio. t entsprechen würde. Und auch die Importe aus der Ukraine sind ungewiss. Welche Mengen können geerntet werden, und vor allem auch: Welche Mengen können exportiert werden? Von einem Scheitern des Getreideabkommens sind auch die Ausfuhren von Raps betroffen. Zu Wochenbeginn zeichnete sich keine Einigung ab. Obwohl Raps mittels Transporten per Bahn, Lkw oder auch zu Schiff über die Donau in die EU gelangen kann, erwarten Marktteilnehmer steigende Rapskurse durch eine Beendigung des Getreidedeals, zumal in der Region am Schwarzen Meer die Spannungen wieder zunehmen. Versorgungsrisiken stehen im Fokus, weil der Hafen von Odessa vergangene Woche von Drohnen angegriffen wurde.
Gegenläufige Raps- und Sojanotierungen
An der Börse in Paris erlebten die Rapsnotierungen zum Ende vergangener Woche eine Aufwärtsbewegung mit einer Kursreduktion dann wieder am Freitag. Mit einem Schlusskurs von 470 €/t am Montag erreichen die Rapsterminmarktnotierungen in Paris einen Wert wie zuletzt Mitte Juni. Auch die Öl- und Sojanotierungen geben oft Impulse für die Rapskursentwicklung. Doch zu Wochenbeginn zeichnet sich eine gegensätzliche Entwicklung ab. Die Sojakurse gaben deutlich nach.
Währenddessen werden in einigen Ölmühlen in der Bundesrepublik Wartungsarbeiten durchgeführt. Bis August wird dieser Zustand andauern.
Für die Saison 2023 rechnen einige Marktteilnehmer mit einer weiteren Anbauausdehnung. Positive Preissignale und eine verstärkte Nachfrage nach Biokraftstoffen geben Anlass für diese Prognose.
Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Preise von Europas wichtigster Ölsaat für Speiseöl- und Biodieselproduktion entwickeln werden.