Der EU-Dachverband der Getreidehändler (Coceral) erwartet eine höhere Maisernte als im Vorjahr, korrigiert aber seine Erwartung gegenüber der Dezemberprognose. Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Italien werden im Vorjahresvergleich wohl deutlich mehr Mais ernten. Die Weichweizenproduktion der EU dürfte gegenüber 2022 um 2 % zulegen, die Gerstenerzeugung könnte 52,5 Mio. t erreichen. Das Rapsaufkommen wird etwas über dem Vorjahresniveau erwartet sowie deutlich mehr Sonnenblumensaat und Sojabohnen.
Coceral hat seine Prognose zur diesjährigen Getreideernte in der EU jetzt auf 280,06 Mio. t herabgesetzt. Im Dezember hatte der Verband noch 2,45 Mio. t mehr erwartet. Das hohe Erntepotenzial bleibt trotzdem mit der neuen Schätzung. Die Vorjahresmenge würde damit um 13,63 Mio. t übertroffen.
Mehr EU-Mais erwartet
Als Hauptgrund für die im Vorjahresvergleich größere Getreideernte wird die voraussichtliche Ausweitung der Maiserzeugung um 9,79 Mio. t auf 62,10 Mio. t angeführt. Die Dezemberprognose lag für diese Getreideart sogar noch bei 64,54 Mio. t. Für Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Italien werden deutlich größere Ernten erwartet, nachdem die Ernte 2022 durch schwere Dürre und Hitze beeinträchtigt wurde. Dagegen dürfte das französische Maisaufkommen mit voraussichtlich 10,54 Mio. t in etwa auf dem Vorjahresniveau verharren, weil die Landwirte den Anbau wegen der hohen Inputkosten wahrscheinlich zugunsten von Sonnenblumen einschränken werden.
Weizenfläche korrigiert
Die EU-Weichweizenproduktion 2023 taxieren die Brüsseler Fachleute nun auf voraussichtlich 129,47 Mio. t, gegenüber 128,90 Mio. t in der vorherigen Prognose. Damit würde die Vorjahresmenge um 2,67 Mio. t übertroffen. Ähnlich wie bei Mais werden größere Ernten insbesondere für Spanien, Italien, Ungarn und die Balkanländer erwartet.
Die hiesige Weichweizenfläche zur Ernte 2023 taxiert der Dachverband auf 2,89 Mio. ha, nachdem er bei seiner ersten Prognose noch von 3,05 Mio. ha ausgegangen war. Das deutsche Weichweizenaufkommen sieht Coceral nun bei 22 Mio. t; die Dezemberprognose hatte um 880.000 t höher gelegen. Dagegen setzte der Handel seine Prognose für die französische Weichweizenproduktion um 210.000 t auf 34,34 Mio. t herauf. Seine Voraussage für das diesjährige Gerstenaufkommen in der gesamten EU passte der Dachverband um 770.000 t auf 52,47 Mio. t nach unten an. Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte in der Gemeinschaft insgesamt 51,44 Mio. t Gerste gedroschen.
Rapsfläche etwas größer
Mit Blick auf die diesjährige EU-Erzeugung von Ölsaaten rechnet Coceral nun mit 33,84 Mio. t. Im Dezember hatten die Fachleute lediglich 32,38 Mio. t erwartet. Die Ernte 2022 beziffern sie auf 31,27 Mio. t. Im Einzelnen werden 2023 wahrscheinlich 19,86 Mio. t auf Rapssaat entfallen, nachdem im Dezember mit nur 18,98 Mio. t gerechnet worden war. Die Vorjahresmenge würde damit um 110.000 t übertroffen. Die Anbauflächen seien im Vergleich zum Vorjahr etwas ausgeweitet worden, während die Erträge gegenüber dem guten Vorjahresniveau voraussichtlich leicht zurückgehen dürften, hieß es. Vor allem die Landwirte in Deutschland dürften flächenbedingt mehr Raps von den Feldern holen. Die betreffende Menge wird auf 4,39 Mio. t beziffert; das wären 100.000 t mehr als im Vorjahr. Damit wäre die Bundesrepublik weiterhin die Nummer zwei der EU-Rapserzeuger. Dagegen wird für Frankreich – den größten Produzent der Gemeinschaft – mit einem ertragsbedingten Minus von 100.000 t auf 4,42 Mio. t Rapssaat gerechnet. Noch deutlicher dürfte die polnische Ernte schrumpfen, und zwar um voraussichtlich 250.000 t auf 3,47 Mio. t Raps.
Mehr Sonnenblumen
Außerdem passte der Handel seine Voraussage für die EU-Produktion von Sonnenblumensaat um 620.000 t auf 11,23 Mio. t nach oben an. Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte in der Union ertragsbedingt lediglich 9,35 Mio. t Sonnenblumensaat eingebracht. Der größte Zuwachs wird nun für Ungarn erwartet, nämlich um 990.000 t auf 2,24 Mio. t Sonnenblumensaat. Damit würde das Land im EU-Vergleich vom vierten auf den zweiten Platz vorrücken. Außerdem wird für Rumänien, den weiterhin größten Erzeuger der Union, ein Zuwachs um 340.000 t auf 2,79 Mio. t prognostiziert. Derweil würde Bulgarien trotz einer voraussichtlichen Steigerung des Aufkommens um 180.000 t auf 2,07 Mio. t Sonnenblumensaat vom zweiten auf den dritten Rang abrutschen. Indes sehen die Händler Frankreich mit einer Ernte von 1,94 Mio. t Sonnenblumensaat nur noch auf dem vierten Platz, obwohl das Land seine Ernte damit gegenüber 2022 um 160.000 t steigern würde.
Außerdem passte Coceral seine Prognose für die EU-Sojabohnenernte 2023 um 50.000 t auf 2,75 Mio. t nach unten an; das wären aber 580.000 t mehr als im Vorjahr. Die Fachleute rechnen mit einem Durchschnittsertrag von 27,8 dt/ha, nach nur 22,5 dt/ha im vergangenen Jahr. Größter EU-Erzeuger dürfte Italien mit voraussichtlich 1,20 Mio. t Bohnen bleiben; damit würde das Aufkommen von 2022 um 400.000 t übertroffen. age