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Emissionsmindernde Ausbringtechnik im Praxiseinsatz

Feldtage des Modell- und Demonstrationsvorhabens „Säure+“
Von Lea-Sophie Steffensen, Landwirtschaftskammer SH
Gülleansäuerung während der Ausbringung im Grünland. Foto: Peter Lausen

Gülleansäuerung während der Ausbringung – wie funktioniert das in der Praxis? Hierüber konnten sich Interessierte auf zwei Feldtagen in Futterkamp (Kreis Plön) und Sarlhusen (Kreis Steinburg) Anfang Juni informieren.

Im Fokus stand das Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) „Säure+“, das auf acht Praxisbetrieben in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Lohnunternehmen Blunk GmbH und Brockmann GmbH & Co. KG die Ansäuerungstechnik SyreN erprobt. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat die Regionalkoordination des MuD für Schleswig-Holstein. Sieben weitere Bundesländer sind ebenfalls Teil des MuD.

Nach einer theoretischen Einführung in die Funktionsweise der Gülleansäuerung konnten die Besucher die Technik gemeinsam mit den anwesenden Lohnunternehmern besichtigen und Fragen stellen, unter anderem zum praktischen Umgang oder den zusätzlichen Kosten, die durch die Säureapplikation entstehen.

In den Diskussionen konnten die bisher gesammelten Praxiserfahrungen der Lohnunternehmer gut dargestellt werden. So konnten zum Beispiel Vorbehalte gegenüber der Sicherheit im Umgang mit der Schwefelsäure abgebaut werden, da umfangreich die einzuhaltenden Sicherheitsvorkehrungen erklärt wurden. Beide Lohnunternehmen berichteten, dass sie noch keine nennenswerten Probleme im Zusammenhang mit dem Ansäuerungssystem hatten.

Niclas Brockmann, Brockmann GmbH & Co. KG, erläutert das SyreN-System. Foto: Peter Lausen
Doppelwandiger IBC-Container mit Schwefelsäure sowie das ADR-Sicherheitskit in der Fronteinheit des SyreN-Systems. Foto: Daniel Viain

Im Anschluss folgte eine Livevorführung der Ausbringtechnik, sodass die visuellen Unterschiede durch die Ansäuerung (Aufschäumen der Gülle) direkt betrachtet werden konnten. Auch bundesländerübergreifende Versuchsergebnisse aus dem ersten Jahr des MuD wurden vorgestellt.

Helmut Döhler von der Döhler­Agrar Unternehmensberatung führte Ad-hoc-NH3-Gasmessungen durch, um das Einsparpotenzial von Ammoniakemissionen durch die Ansäuerung zu verdeutlichen. Döhler warb mit dem Slogan „Wir machen Emissionen sichtbar“. Es wurde mit einem eigens entwickelten Ammoniak-Messsystem gezeigt, wie die Emissionen trotz günstiger Ausbringbedingungen (teilweise bedeckter Himmel, niedrige Temperaturen) durch eine Ansäuerung gesenkt werden konnten. So konnten Ammoniak-Emissionsminderungen von bis zu 80 % durch die Gülleansäuerung erzielt werden.

Interessierte konnten sich direkt mit dem Lohnunternehmen Blunk GmbH über das SyreN-System austauschen. Foto: Daniel Viain
Erkennen von optischen Unterschieden zwischen angesäuerter (schäumt auf, hellere Färbung) und nicht angesäuerter Gülle. Foto: Daniel Viain

Auch der Effekt der Sonneneinstrahlung auf die Emissionen wurde an einem der beiden Feldtage demonstriert. So stieg der gemessene Ammoniakverlust 30 min nach Ausbringung durch Sonneneinstrahlung in der nicht angesäuerten Variante um rund 60 % an. In der angesäuerten Variante waren sowohl direkt nach der Ausbringung als auch 30 min nach der Ausbringung keine Ammoniakemissionen messbar.

Dass die Gülleansäuerung dazu beiträgt, Ammoniakemissionen zu senken, wurde durch die Ad-hoc-Gasmessungen verdeutlicht. Trotzdem, so Döhler, bleibe eine direkte Einarbeitung der Gülle die wirksamste Methode, um Emissionen zu vermeiden. Für die Ausbringung in wachsende Bestände bietet die Ansäuerung durch die Minderung von gasförmigen Stickstoffverlusten über das SyreN-System jedoch eine gute Möglichkeit, mehr Stickstoff für die Pflanzen verfügbar zu machen, und zeigt demnach auch das Potenzial, einen wirklichen Beitrag zur Erreichung der Ammoniakreduktionsziele gemäß NEC-Richtlinie zu leisten.

Ad-hoc-Gasmessungen durch die DöhlerAgrar Unternehmensberatung. Foto: Daniel Viain

Auch über alle im Projekt beteiligten Bundesländer hinweg konnten im ersten Versuchsjahr 2023 die Emissionen insgesamt bei einer pH-Wert-Reduktion der ausgebrachten Wirtschaftsdünger auf 6,4 um 60 bis 75 % gesenkt werden.

Rückblickend auf das Jahr 2023 lässt sich sagen, dass dieses erste Versuchsjahr sich schwierig gestaltete: Durch das nasse und kalte Frühjahr war ein Andüngen der Weizenbestände zum Teil erst sehr spät möglich. Die danach folgende Trockenheit hatte zur Folge, dass auf vielen Standorten die Wasserverfügbarkeit zum limitierenden Faktor wurde und nicht die N-Verfügbarkeit. Des Weiteren erschwerten hohe Niederschlagsmengen zur Abreife die Ernte. Auch die Grünlandstandorte hatten 2023 mit Trockenstress zu kämpfen. Es lässt sich somit sagen, dass weitere Versuchsjahre unerlässlich sind, um aussagekräftige Ergebnisse für die Praxis zu erhalten.

Fazit

Am Ende der Projektlaufzeit des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) „Säure+“ sollen Handlungsempfehlungen für Landwirtinnen und Landwirte abgeleitet werden können, unter welchen Bedingungen eine Ansäuerung sinnvoll ist beziehungsweise in welchen Situationen auch nicht. Eine Rolle spielen hierbei mehrere Faktoren. So müssen der zusätzliche Schwefeldüngungseffekt durch die Anwendung von Schwefelsäure und der durch das emissionssenkende Verfahren zusätzlich bereitgestellte pflanzenverfügbare Stickstoff berücksichtigt werden. Hinzu kommt der positive Effekt auf die Absenkung der Ammoniakemissionen. Inwiefern die Ansäuerungstechnik auch aus ökonomischen Gesichtspunkten zum Betriebserfolg beitragen kann, wird im Laufe des Projektes bundeslandübergreifend ermittelt.

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