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Einfluss der Mastdauer und -endmasse

Rinder aktuell: Emissionen von Treibhausgasen bei der Fleischerzeugung
Von Prof. Wilfried Brade
Weidende Mutterkühe – unabhängig von der Rasse – erhöhen regelmäßig auch die Attraktivität des ländlichen Raumes. Foto: Prof. Wilfried Brade

Die Rindfleischerzeugung mit Mutterkühen steht häufig in der Kritik, einen im Vergleich zur Schweinefleisch- oder Geflügelfleischproduktion hohen Output an Treibhausgasen (THG) je Produkteinheit zu haben. Gegenwärtig werden deutschlandweit zirka 640.000 Mutterkühe gehalten (Statistisches Bundesamt, 2020). Es gibt jedoch keine exakten Informationen zur zugehörigen Rassenstruktur der Mutterkühe. Es darf davon ausgegangen werden, dass die meisten Muttertiere im Fleckviehtyp stehen. Mit der vorliegenden Modellstudie sollen die Einflüsse einer unterschiedlichen Mastdauer und damit verschiedener Schlachtkörpermassen auf die emissionsrelevanten Ausscheidungen in der Fleischerzeugung mit Mastbullen und -färsen am Beispiel der Mutterkuhhaltung von Fleisch-Fleckviehkühen mittels einer Computersimulation untersucht werden.

Vorausgesetzt wird eine mittlere Nutzungsdauer der Mutterkühe von vier Jahren. In dieser Zeit werden ein weibliches Kalb zur Remontierung sowie drei Kälber, davon zwei männliche Kälber, zur Mast geboren. Berücksichtigt wird für männliche Nachkommen ein typisches Mastverfahren (nach Absetzen): die intensive Bullenmast (mittlere Zunahme zirka 1.350 g je Tier und Tag) mit Maissilage und Rapsextraktionsschrot.

Für die Färsenmast wurde ein Verfahren gewählt, in dem nur Grassilage und Kraftfutter eingesetzt werden. Für Mutterkühe und Färsen zur Remontierung wird im Sommer ganztägiger Weidegang angenommen (Weidedauer: 210 Tage pro Jahr). In der übrigen Zeit halten sie sich im Laufstall mit Einstreu auf. Ziel ist die Berechnung und Bewertung der auf die Produkt­einheit „kg Schlachtmasse“ bezogenen Emissionen unter Berücksichtigung des gesamten Produktionsablaufs. Da bei der Rindfleischproduktion mit Mutterkuhherden die Schlachtkörper von Altkühen, Mastbullen und Mastfärsen mit unterschiedlicher Schlachtausbeute anfallen, ist es sinnvoll, die Emissionen auf die Summe der Schlachtkörpermassen zu beziehen.

Bewertung einer Mutterkuh mit Nachzucht

Bei der Fleischerzeugung mit Mutterkühen dürfen nicht nur die zur Schlachtung vorgesehenen Tiere selbst betrachtet werden; vielmehr müssen alle im Produktionsprozess anfallenden Emissionen (einschließlich Futtererzeugung und Exkrementenbehandlung) betrachtet werden. Bei der Betrachtung einer „Familie“ aus Mutter­kuh und gemästeten Nachkommen wird die Summe aller Emissionen aus den verschiedenen Tierkategorien in Beziehung zur Summe der Schlachtkörpermasse (resultierend aus der Mutterkuh, den beiden Mastbullen und der Mastfärse) gesetzt. Die Beiträge des Muttertieres zur Gesamtsumme der entstehenden THG-Emissionen je Produkt­einheit in der Fleisch­erzeugung mit Mutterkühen (einschließlich der Nachkommen) sind von überragender Bedeutung.

Eine Mutterkuh erzeugt im Gesamtlebenszeitraum, bei vierjähriger Nutzung einschließlich zugehöriger Aufzuchtperiode, täglich etwa 390 l CH4 (Abbildung 1).

Eine unterschiedlich lange Mastdauer der Nachkommen und damit verschiedene zugehörige Mast­endmassen führen zu unterschiedlichen Schlachtkörpermassen.

In Abbildung 2 sind die Schlachtkörpersummen als Funktionen der Mastendmassen der Bullen und der Färsen zusammengestellt.

Eine längere Mastdauer der Nachkommen einer Mutterkuh erhöht die Schlachtkörpermasse (Abbildung 2). Damit verteilen sich die THG-Emissionen des Muttertieres auch regelmäßig auf eine größere Fleischmenge. Die Abbildung 3 lässt erkennen, dass die THG-Emissionen einer „Kuhfamilie“ deutlich von der Schlachtkörpermasse der gemästeten Tiere abhängen.

Unter Berücksichtigung der hohen THG-Emissionen des zugehörigen Muttertieres selbst (Abbildung 1) zeigt sich, dass ihr zugehöriger Anteil – auch bei höheren Mastendmassen – noch mehr als die Hälfte der entstehenden Treibhausgasemissionen ausmacht. Für die Praxis bleibt anzumerken: Es ist vorteilhaft, die Mastbullen und -färsen aus der Mutterkuhhaltung auf mindestens 550 kg (männliche Nachkommen) beziehungsweise 400 kg (weibliche Nachkommen) auszumästen. Noch höhere Mast­endmassen (zum Beispiel Bullen: mindestens 700 kg je Tier, Färsen: mindestens 500 kg je Tier) lassen jedoch nur noch in geringem Maß eine weitere Minderung entstehender THG je Produkteinheit erwarten (Abbildung 3).

Grünland in Diskussion einbeziehen

In der Diskussion um Emissionen aus der Rindfleischproduktion mit Mutterkuhherden wird häufig übersehen, dass der Erhalt beziehungsweise die weitere Nutzung von Dauergrünland, bei einem vergleichsweise geringen Getreideeinsatz, zur Erzeugung menschlicher Nahrung oft nur noch mit Mutterkühen dauerhaft gewährleistet werden kann. Neben der nicht möglichen ackerbaulichen Nutzung dieser vielgestaltigen Standorte sprechen zudem arbeitswirtschaftliche Gründe für die Fleischerzeugung mit Mutterkühen; üblicherweise im Fleckviehcharakter.

Hinsichtlich der anzustrebenden Mastendmasse liegen die Interessen der Mäster und der Vermarkter oft sehr weit auseinander. Folglich findet man eine erhebliche Variation der realisierten Mastendmasse in der Praxis. Mit steigenden Mast­endmassen der erzeugten Nachkommen verringert sich generell der Anteil der Kosten für die Bestandsergänzung, für die Aufzucht, aber auch sonstiger an das Tier gebundener Aufwendungen, wie zum Beispiel der Vermarktungskosten. Und auch die THG-Emissionen weisen in die gleiche Richtung (Abbildung 3).

Fazit

Es zeigt sich, dass es unter den hier widergespiegelten Bedingungen vorteilhaft ist, Mastbullen und -färsen aus der Mutterkuhhaltung mit Fleckviehtieren auf mindestens 550 kg beziehungsweise 400 kg je Tier auszumästen. Der zugehörige Beitrag des Muttertieres zur Gesamtsumme der entstehenden gasförmigen Emissionen je Produkteinheit ist so erheblich, dass in der Gesamtbetrachtung eine möglichst hohe Fleischerzeugung mit den (vergleichsweise wenigen) anfallenden Nachkommen je Mutterkuh notwendigerweise sicherzustellen ist.

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