Ein Kinderbuch, bunt illustriert und mit fantasievollen Texten – was scheinbar mühelos wirkt und so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit viel Arbeit. Oft steckt hinter den einfachen Geschichten ein langwieriger und mühsamer Prozess, von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk. Das weiß auch die Flensburger Kinderbuch-Autorin Friederike Dammermann, die diesen Prozess in einer Ausstellung auf dem Museumsberg Flensburg bis zum 18. Februar zeigt. In „Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht“ nimmt sie kleine und große Besucher mit auf eine Bilderbuchreise durch ihre Geschichten.
Ein Frosch findet zufällig eine Krone und wird unfreiwillig zum König im Tierreich. Sein ganzes Leben steht auf dem Kopf. Ist so eine königliche Rolle wirklich so erstrebenswert? Und wieso findet ausgerechnet ein Frosch eine Krone? Wieso kein anderes Tier und warum eine Krone und kein anderer Gegenstand? Wie mag so ein Frosch in der Zeichnung aussehen? Wer sind die Freunde des Froschs und wie reagieren sie auf seine Krone und die neue Rolle?
Das sind nur einige Fragen, die sich die Flensburger Autorin vor einem neuen Kinderbuchprojekt stellt. In einer Vitrine sind unzählige Skizzen, Entwürfe, Figuren und Zeichnungen zu sehen, eine Art Skizzentagebuch, in dem sie den Prozess der Kinderbuchentstehung festgehalten hat. Und in dem sie den Museumsbesuchern einen Blick hinter die Kulissen gewährt, denn aus Erfahrung weiß sie: „Viele Besucher, auch in meinem Atelier, sind fasziniert vom Prozess des Malens und Zeichnens“, erzählt sie. Auch sie finde diesen Prozess immer wieder spannend: etwas zu entwickeln, zu verwerfen, neu anzufangen, zu übermalen, durchzustreichen. „Es gehört auch immer das Scheitern dazu.“ Ihr Entstehungstagebuch in Form von Skizzen mache den Prozess lebendig. „Als ich mit dem Projekt anfing, war noch nicht klar, ob ich einen Verlag dafür finde, der das Buch nimmt und veröffentlicht. Anhand meiner Skizzen sieht man, dass auch ganz viele Selbstzweifel in so einem Prozess mit dabei sind. Deshalb wollte ich in dieser Ausstellung nicht nur das fertige Produkt zeigen, sondern den Weg dahin“, erzählt sie. Mittlerweile habe sie mit Picus in Wien einen Verlag gefunden, „doch das hätte auch ganz anders kommen können. Als Autorin muss man mit dem Aspekt leben können, dass ein Buch nicht genommen wird“, so Dammermann.
„Frosch findet Krone“ ist nicht ihr erstes Buch. 2020 veröffentlichte sie „Wenn Line nachts nicht schlafen kann“, 2021 folgte „Ein Elefant in unserer Stadt“, 2023 erschien „Nicht ohne meine Ente“. Seit 2002 arbeitet Dammermann als Lehrerin für Kunst und Deutsch an der Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg. In ihren Geschichten geht es um wahre Freundschaft, geheime Wünsche und Ängste, um Ausgrenzung und Diskriminierung – immer humor- und liebevoll, ohne erhobenen Zeigefinger.
Für ihr Konzept einer humorvollen Auseinandersetzung mit Diskriminierung in dem Buch „Ein Elefant in unserer Stadt“ wurde sie beim internationalen Wettbewerb für Kinderbücher Key Colours Competition prämiert, es folgten Veröffentlichungen auf Flämisch („Een olifant in onze stadt“) und Chinesisch.
„Geschichten entstehen nicht immer rein logisch oder stringent, sondern sind wie im wahren Leben nicht vorhersehbar. Gerade die Charakterentwicklung ist wichtig für ein Bilderbuch. Hat man einen gefunden, schaut man, mit wem er interagiert und wo und womit. Aus einem Impuls heraus folgt ein Nächster, daraus entstehen auf einmal wieder ganz neue, noch kreativere Geschichten. Auch beim Illustrieren gibt es immer den Vorsatz: Erst muss der Protagonist zeichnerisch stimmen, dann stimmt auch die Geschichte. Wenn ich mich für einen Charakter entschieden habe, zum Beispiel für eine Giraffe, dann zeichne ich eine Woche lang nur die Giraffe aus allen Perspektiven, um mich diesem Charakter anzunähern“, schildert Friederike Dammermann ihre Herangehensweise.
Das alles in der rein analogen und interaktiven Ausstellung in Flensburg zeigen zu dürfen, sei ein Geschenk. So können Kinder, aber auch Erwachsene beispielsweise mit veränderbaren Magnetfiguren oder auch mit den Story-Cubes ihre eigenen Figuren und Geschichten entwickeln.
An einer der Wände tauchen die Kinder in eine übergroße Graslandschaft mit ihren Bewohnern, dafür wurden eigens nach Dammermanns Vorlagen Tapetenbahnen angefertigt. Und auch die Geschichten aus den Büchern „Nicht ohne meine Ente“ und „Ein Elefant in unserer Stadt“ haben Einzug in die Ausstellung gehalten. So können sich die kleinen Besucher in die Tigerbar zurückziehen und Memory spielen oder sich im Papierboot auf Reise begeben.
Auch für Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr und Kuratorin Madeleine Städtler ist diese Ausstellung etwas Besonderes. So habe man sehr viel Wert darauf gelegt, gerade für Kinder neue Wege zu gehen. „Wir hatten mit 1,20 Meter noch nie eine so niedrige Bilderhängung“, so Städtler. Und auch die überhöhte Wiese sei etwas Neues, um sich auf Augenhöhe mit den kleinen Besuchern zu begeben. Wichtig sei dem Team gewesen, eine rein analoge sowie interaktive Ausstellung zu erstellen, die auch Erwachsene anspreche. Eine Ausstellung wie aus dem Bilderbuch zum Eintauchen, Anfassen und Mitmachen. Die Ausstellung geht bis zum 18. Februar 2024. Termine zu Führungen, Lesungen, Veranstaltungen und Workshops sowie weitere Informationen unter museumsberg.de