„Jetzt also auch noch die Eier“ – so denken viele Verbraucher, wenn sie die Pressemeldungen über eine bevorstehende „Eierkrise“ hören. Nachdem in diesem Jahr bereits Mehl, Nudeln, Pflanzenöl und Reis zeitweise knapp waren, scheinen nun auch Eier Mangelware zu werden. Doch keine Angst: Für die Weihnachtsbäckerei sollten auch weiterhin genügend Eier im Lebensmittelhandel vorhanden sein. Die Lebensmittelindustrie hat jedoch schon vorsorglich Preisaufschläge für zum Beispiel Backwaren, Nudeln, Mayonnaise und Eierlikör angekündigt. Nach Aussage der Produzenten ist im Großhandel das Eierangebot leer geräumt. Auch die Bestände an Flüssigei, Eipulver et cetera sind mittlerweile knapp. Die Notierungen für zum Beispiel Eier aus Bodenhaltung haben im Großhandel ein Allzeithoch von über 21 € für 100 Stück (Klasse L) erreicht, vor einem Jahr waren es noch etwa 17 €. In den vergangenen Wochen sind die Kurse nicht weitergestiegen, halten sich jedoch auf dem erreichten Rekordniveau. Die Preisaufschläge für eihaltige Produkte sind sogar noch höher ausgefallen.
Viele Gründe
Die Hühnerhalter begründen die hohen Preise mit durch die Vogelgrippe reduzierten Beständen. Vor allem Zuchtbetriebe waren durch diese Krankheit betroffen, sodass jetzt der Nachwuchs in den Hühnerställen fehlt. Durch den Ukraine-Krieg haben sich zudem die Futterkosten deutlich erhöht. Hinzu kommen noch die stark gestiegenen Energiekosten. Die Stallhaltung verursacht hohe Kosten durch Heizung und Lüftung. Dazu kommen die gestiegenen Transportkosten. Wegen der Vogelgrippe müssen viele Freilandhennen nun drinnen gehalten werden. Das soll sie davor schützen, von Zugvögeln mit der Vogelgrippe angesteckt zu werden. Viele Betriebe haben aufgrund dessen die Hühnerhaltung reduziert.
Der Absatz von frischen Eiern ist zu Weihnachten höher als zum Osterfest. Daher zeigt sich der Markt aktuell geräumt. Die Großabnehmer können sich aktuell nur am Spot-Markt eindecken. Aber auch hier ist die frei gehandelte Ware sehr knapp und teuer. Damit gleicht die Situation am Eiermarkt vielen anderen Bereichen mit hohen Preisaufschlägen. Auch in anderen EU-Ländern sind Eier knapp. In England werden Eier bereits nur noch in rationierten Mengen verkauft. Viele Regale bleiben dort trotzdem leer. In den Pubs werden Eierspeisen von der Karte genommen. Somit können auch Importe nicht das hiesige Angebot ergänzen. Einfuhren können zudem die hiesigen Anforderungen an Herkunft und Haltung oft nicht erfüllen.
Aufschläge für den Bruderhahn
Nach Aussage einiger Eierproduzenten könnte sich die Lage ab dem Jahr 2024 zusätzlich verschärfen. Nach derzeitigem Stand gibt es bis dahin kein erlaubtes Verfahren zur Früherkennung des Geschlechts im Ei. Somit bleibt nur die teure Bruderhahnaufzucht. Diese wird bereits jetzt in der Biohühnerhaltung praktiziert. Da die Aufzucht der Bruderhähne etwa dreimal so viel kostet wie der Verkauf des Masthähnchens einbringt, wird auf jedes Ei ein Aufschlag von zirka 4 ct erhoben, um die Kosten zu decken.
Wer hätte gedacht, dass es bei all den Rohstoffkrisen dieses Jahres jetzt auch noch die Eier treffen würde? Trotz des knappen Angebotes sind viele Abnehmer im Großhandel nicht bereit, höhere Preise zu zahlen, und würden lieber die Bestellmengen reduzieren. Sollten zu Weihnachten weniger Eier in den Regalen zu finden sein, könnte dies auch mit dem Unwillen des LEH zusammenhängen, höhere Preise zu zahlen. Die vielen Pressemeldungen zu diesem Thema sorgen dafür, dass die Nachfrage nochmals zunimmt. Ähnlich wie im Frühjahr bei Nudeln und Mehl wird das Eierangebot knappgeredet. Verstärkte Hamsterkäufe beschleunigen den Abverkauf.
Auch die Halter von Mastgeflügel stehen aktuell vor ähnlichen Herausforderungen wie die Legehennen-Betriebe. In der ganzen Branche sind jetzt auskömmliche und angepasste Preise notwendig. Ansonsten nimmt der Bestand weiter ab und die Abhängigkeit von Importen nimmt zu.