Die Düngemittelpreise waren in den letzten Monaten auf einem relativ niedrigen Niveau. Wenn man es mit den Preisniveaus der Vorjahre vergleicht. Trotzdem ist die Nachfrage fast europaweit extrem niedrig gewesen. Hier spielt natürlich der niedrige Getreidepreis die entscheidende Rolle, denn im Vergleich zu den Getreidepreisen waren Düngemittel immer noch zu teuer. Dementsprechend ist nach wie vor sehr viel Getreide der letzten Ernte noch nicht vermarktet. Das daraus resultierende Liquiditätsdefizit ist die Hauptursache für die geringe bis kaum vorhandene Nachfrage nach Düngemitteln.
Düngemittel verlassen ihr Preisniveau
Doch die seit längerem angekündigten Preiserhöhungen der Düngemittelhersteller machen sich mittlerweile auch in den regionalen Preisen der Landhändler bemerkbar. So ergab die Preisermittlung der Landwirtschaftskammer in der Weihnachtswoche moderate Preiserhöhungen quer durch die gesamte Düngemittelpalette. Dies wurde bisher von Seiten der Düngemittelhersteller immer mit den gestiegenen Gaspreisen begründet. Doch die europäischen Gaspreise sind im Laufe des Dezembers gefallen, so dass die höheren Preisforderungen besonders für Stickstoffdünger zum jetzigen Zeitpunkt doch etwas überraschend kamen.
Hohe Last-Minute-Nachfrage erwartet
Unter Berücksichtigung bisher nicht erfolgter Einkaufsaktivitäten europäischer Landwirte, aber auch internationaler Großeinkäufer wird mit deutlichen Preisaufschlägen im Frühjahr 2025 zu rechnen sein. Ein erster Indikator könnte die indische Ausschreibung von insgesamt 30.000 Tonnen NPK-Dünger sein. Diese Ausschreibung endete am 16. Dezember, allerdings war bis Redaktionsschluss noch kein Ergebnis bekannt. Indien würde damit zu einer ersten erheblichen Entlastung des aktuellen Angebotsüberhangs beitragen, wenn es denn zum Abschluss kommt. Doch neben den europäischen Landwirten, die ihre Düngemitteleinkäufe weiter vor sich herschieben, haben auch die Landwirte in Brasilien ihren Düngereinkauf zu einem „Last-Minute-Geschäft“ gemacht. Hier beginnt die Maisaussaat im Februar und ein erheblicher Teil der dafür benötigten Düngemittel ist ebenfalls noch nicht eingekauft, was auch zu logistischen Herausforderungen führt.
Schwacher Euro ungünstig für Düngerimporte
Aufgrund der geringen Nachfrage haben europäische Düngemittelhersteller ihre Produktion zuletzt massiv heruntergefahren. Sollte sich die von vielen Marktbeobachtern prognostizierte Last-Minute-Nachfrage der europäischen Landwirte bestätigen, werden zusätzliche Düngemittel importiert werden müssen. Auch hierfür ist die Lage aktuell ungünstig, denn der schwache Euro verteuert die in Dollar gehandelten Düngemittel zusätzlich. Die europäischen Düngemittelhersteller haben in den letzten Monaten mehrere Versuche unternommen, die Preise zu erhöhen. Dies wurde immer wieder durch die fehlende Nachfrage seitens der Landwirte vereitelt. Das ihnen dies auch im Frühjahr erneut gelingen wird, ist fraglich, da die weltweite Nachfrage anziehen wird. Es sprechen also viele Argumente für einen weiteren Anstieg der Düngemittelpreise in den kommenden Monaten, während Argumente für gleichbleibende oder gar fallende Preise aus heutiger Sicht nur schwer herzuleiten sind.