Die Kurse für stickstoffhaltige Düngemittel gaben in der vorigen Woche nochmals nach. Frei Ostseehafen reduzierte sich der Großhandelskurs für geschützten Harnstoff auf 440 €/t. In Mecklenburg konnten Großbetriebe zu diesen Kursen Harnstoff ab Schiff beziehen. Hierzulande liegen die Forderungen noch etwas über dieser Marke. Ausgelöst wurde der der jüngste Preisrückgang durch ein Überangebot und eine ruhige Nachfrage am Weltmarkt. Vor allem der importierte Harnstoff sorgt hierzulande für Preisdruck. Die Produktion in Ägypten und Russland ist deutlich günstiger als hierzulande. Zuletzt wurde von Werksschließungen in Europa berichtet. So hat der Yara-Konzern beschlossen, sein Werk in Italien für zwei Monate stillzulegen.
Weniger Düngernachfrage
Ein weiterer Faktor ist das nasse Herbstwetter. Vor allem in Großbritannien, Frankreich und Deutschland konnten nicht alle vorgesehenen Flächen mit Winterweizen eingesät werden. Die Ernte der Vorfrucht hatte sich durch die Nässe verzögert. Vereinzelt stehen hierzulande noch Zuckerrübenflächen zur Ernte an. Durch die verringerte Aussaatfläche für Wintergetreide könnte sich der Stickstoffbedarf im kommenden Frühjahr reduzieren. Ein weiterer Faktor sind die Auflagen bei der Düngung und die Flächenstilllegung, durch die im kommenden Jahr der Bedarf an Düngemitteln zurückgeht.
Der wichtigste Faktor im Düngemittelhandel bleibt jedoch die Lage an den wichtigen Handelsplätzen am Weltmarkt. Im Mittleren Osten sind die Terminmarktkurse für ungeschützten Harnstoff auf 320 US-$/t gefallen. In Ägypten gaben die Kurse auf 340 US-$/t nach und am US-Golf wurden zuletzt nur noch 305 US-$/t notiert. Russland hat seine Exportquoten zum Jahresende nochmals erhöht. In Deutschland und Europa bleiben die Düngerimporte weit hinter dem Normalwert zurück, obwohl jetzt eigentlich die Haupteinkaufssaison ist. Selbst bei deutlichen Rabatten finden sich nur wenige Abnehmer. Mit Blick auf die reduzierten Getreidepreise ist die Bereitschaft, Düngemittel zu kaufen, eher gering.
Gegenreaktion möglich
Vor allem die Nachfrage aus Indien ist in diesem Herbst deutlich kleiner ausgefallen als erwartet. Um die Nachfrage doch noch zu mobilisieren, hat man die Kurse jetzt gesenkt. Sollte dies tatsächlich funktionieren, könnten die Kurse genauso schnell wieder steigen, wie sie zuletzt gefallen sind. Unsicherheit birgt auch die Exportpolitik Chinas. Dort wurden zuletzt die Stickstoffausfuhren reduziert, um die inländischen Preise stabil zu halten. Viele Abnehmer am Weltmarkt beobachten gerade jetzt den Markt, um bei einer Gegenreaktion schnell Ware einzukaufen. Gerade zum Jahresbeginn könnte sich die Nachfrage wieder beleben. Aktuell geht man jedoch davon aus, dass der Tiefpunkt der Kurse noch nicht erreicht worden ist.
Hierzulande sind die Forderungen für KAS und für AHL noch relativ stabil geblieben. Sollte jedoch Harnstoff weiter günstig bleiben, sieht man auch hier Spielraum für Preisabschläge. Stabil zeigen sich dagegen die Kurse für P-haltige Düngemittel durch die chinesischen Exportbeschränkungen für Phosphatdüngemittel. So sind die Kurse für DAP zuletzt sogar etwas erhöht worden.