Der Discounter Penny schlägt in dieser Woche bei neun Produkten die Umweltfolgekosten auf den normalen Verkaufspreis auf. Berechnet hat die Zusatzkosten ein Forschungsteam um Prof. Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg und der Wirtschaftsingenieurin Dr. Amelie Michalke von der Universität Greifswald.
Wie Penny bekanntgab, wird die Differenz zwischen den „wahren Kosten“ sowie den ursprünglichen Preisen an das Gemeinschaftsprojekt „Zukunftsbauer“ des Lebensmittelhändlers und der Meierei Berchtesgadener Land gespendet. Dieses fördert Genossenschaftsmeiereien, die ihre Betriebe energetisch optimieren wollen.
Extreme Schwankungen
Vom 31. Juli bis 5. August wird in den 2.150 Märkten der Discounter-Kette auf mehrere konventionelle und Bioprodukte sowie ein veganes Schnitzel ein Zusatzbetrag zwischen 5 % und 94 % fällig. Damit sollen die über die Lieferketten anfallenden ökonomischen Auswirkungen auf Boden, Klima, Wasser und Gesundheit mit einbezogen werden. Die extreme Schwankung ergibt sich den Forschenden zufolge dadurch, dass die Biolebensmittel geringere Folgekosten als ihre konventionellen Gegenstücke haben; das pflanzliche Ersatzprodukt hat im Vergleich den mit Abstand geringsten Aufpreis von 14 ct. Am deutlichsten ist der Mehrpreis bei einem Maasdamer-Käse, für den im Aktionszeitraum 2,35 € mehr bezahlt werden muss.
Studie zu Konsumverhalten
Es gehe nicht darum, die „wahren Kosten unmittelbar für alle Lebensmittel einzuführen“, betonte die Wissenschaftlerin Michalke. Das Forschungsteam erhofft sich laut eigenen Angaben von dem Projekt einen transparenten Diskurs über die Umweltfolgen des Lebensmittelsektors. Dass bereits heute „Folgekosten an anderer Stelle anfallen, die von allen getragen werden müssen“, findet Projektleiter Gaugler ungerecht. Die erhöhten Preise sollen „zum Nachdenken anregen, und zu bewussterem Konsum“, so der Ressourcenökonom.
Das Team wird die Aktionswoche wissenschaftlich begleiten und Informationen zum Einfluss auf das Konsumverhalten und die Zahlungsbereitschaft der Kundschaft im Interesse der Umwelt erheben. „Daraus lassen sich dann Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteure ableiten, um vor allem sinnvolle politische Maßnahmen zu gestalten, die zu einer nachhaltigen Transformation des Lebensmittelsektors beitragen“, so Gaugler.
Bauern äußern Kritik
Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) kritisierte den Discounter auf seiner Facebook-Seite für seine Aktion. Penny gehe mit Halbwahrheiten auf Kundenfang, denn die Treibhausgasbilanzierung erfolge nicht auf der Basis der Nährstoffdichte. Gerade tierische Lebensmittel seien jedoch besonders nährstoffreich. Der BVSH weist zudem darauf hin, dass mittlerweile mehr als die Hälfte an Obst und Gemüse nach Deutschland importiert werden.
BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau fordert einen differenzierten Blick auf das Thema. Bei der Erzeugung von 1 kg pflanzlicher Nahrung entstünden 4 kg Reststoffe, die über Tiermägen effizient in wertvolles Protein umgewandelt werden. „Die regionale Produktion tierischer Lebensmittel kann sehr nachhaltig sein“, unterstrich Pritschau gegenüber dem Bauernblatt. age/rq