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Dieselpreise fallen – Dünger bleibt teuer

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Nach der Ernte und der Rapseinsaat werden auf vielen Betrieben die Dieselvorräte aufgefüllt, um für die Herbstaussaat vorbereitet zu sein. Dabei zeigen sich die Käufer recht erfreut über die aktuellen Dieselpreise. Anfang September liegen die Kurse auf dem tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Bereits im August gaben die Spritpreise an den Tankstellen spürbar nach. Hauptgründe sind die reduzierten Rohölpreise, ein erhöhter Eurokurs und gefallene Preise für Gasöl, das Vorprodukt für die Dieselproduktion.

Trotz Krisen: Günstige Rohstoffkurse

Die Regel, dass in Krisenzeiten die Kurse an den Rohstoffmärkten steigen, scheint mittlerweile überholt zu sein. Trotz der weltweiten Konflikte stehen die Rohölpreise unter Druck. Dabei greifen die Huthi-Rebellen weiter Schiffe im Roten Meer an. Aktuell brennt dort ein Tanker. Er könnte die größte Ölpest aller Zeiten auslösen. Auch der Krieg in der Ukraine oder der Konflikt im Nahen Osten scheinen an Einfluss auf die Preisbildung im Rohölbereich zu verlieren. In New York lag der Nymex-Ölkurs Ende voriger Woche bei 67 ­US-$/ bbl. Dies ist der niedrigste Kurs seit Juni des Vorjahres. Einige Analysten halten einen weiteren Preisrückgang auf bis zu 50 US-$/bbl für möglich, vor allem aufgrund eines weltweit hohen Rohölangebots und einer schwächelnden Weltwirtschaft. In Europa sorgt ein vergleichsweise hoher Eurokurs zudem noch für günstige Importpreise bei der Einfuhr von Rohöl und Rohölprodukten. Bis 2022 war Russland ein wichtiger Lieferant von Rohöl und Diesel. Durch die Sanktionen aufgrund des Kriegsausbruchs in der Ukraine konnten jedoch andere Länder als Lieferanten von Mineralölprodukten gewonnen werden. Das meiste Rohöl bezieht Deutschland mittlerweile aus den USA. Beim Diesel werden mittlerweile große Mengen aus den EU-Nachbarländern Belgien und Niederlande bezogen. Diese EU-Länder unterliegen ebenfalls den Sanktionsvorgaben gegenüber Russland. Somit stammt das Rohöl für die Dieselproduktion nicht aus Russland. Dieselimporte aus Indien sind dagegen deutlich zurückgegangen. Hier vermutete man, dass es sich um Lieferungen russischen Ursprungs handelte.

Hohe Forderungen für Dünger

Obwohl die Energiekurse in vielen Bereichen etwas reduziert wurden, bleiben die Forderungen für Düngemittel weiter recht stabil. In diesem Sommer sind die Kurse für Erdgas spürbar angestiegen, haben jedoch mittlerweile wieder nachgegeben. Die Forderungen des Handels für KAS liegen aktuell wieder deutlich über der Marke von 30 €/ dt. Für geschützten Harnstoff werden zum Teil wieder mehr als 45 €/dt verlangt. Das für die Düngemittelproduktion sehr wichtige Erdgas bezieht Deutschland mittlerweile zum größten Teil über Länder wie Norwegen. Auch über die Niederlande und Belgien wird LNG-Gas bezogen, das dort in Häfen angelandet wird. Im Gegensatz zum Energiebereich sind die Einfuhren an Düngemitteln aus Russland seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine gestiegen. Berichten zufolge lag der Anteil an russischem Stickstoff-Dünger in der EU vor dem Ukraine-Krieg bei 6 %. Mittlerweile sollen es mehr als 30 % sein. Damit wird ein nicht geringer Teil des Erdgases, das nicht mehr nach Mitteleuropa geliefert werden darf, in Form von Dünger an diese Länder verkauft. Aufgrund der festen Düngemittelpreise bleibt die Nachfrage aus der Landwirtschaft weiterhin ruhig. Die geringen Erlöse im Ackerbau bremsen die Kauflaune der Landwirte. Im Frühjahr gab es noch zeitlich begrenzte Sonderangebote für KAS und Harnstoff zu deutlich reduzierten Preisen. Diese Ware war wahrscheinlich russischen Ursprungs. Trotz der Herkunft haben einige Landwirte diesem Angebot nicht widerstehen können, frei nach dem Motto „Wenn russische Getreideexporte hierzulande die Getreidepreise unter Druck bringen, kann ich auch günstigen Dünger aus der gleichen Region beziehen“.

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