Die Spargelsaison ist am 24. Juni (Johanni) pünktlich zu Ende gegangen, viele Betriebe hatten bereits vorab Teilflächen aus der Produktion genommen, sodass sich das hiesige Angebot zum Ende hin in Schleswig-Holstein sogar leicht verknappte. Trotz gestiegener Kosten starteten die meisten Betriebe mit Preisen wie in der Vorsaison, konnten aber vor allem zu Beginn der Saison gegen die billige Ware im Handel aus dem Ausland, nicht konkurrieren.
Die vergangenen zwei bis drei Wochen konnten das Ruder für die Erzeuger hier nicht mehr herumreißen. Es wird von Umsatzeinbußen gegenüber zwei sehr guten Spargeljahren von 15 bis 20 % berichtet, trotz des frühen Saisonstarts, der guten Spargelqualitäten und einer stabilen Anbaufläche.
Nach der Rückschau auf die Saison dürfte es zum einen die Kaufzurückhaltung der Verbraucher gewesen sein, die aufgrund der insgesamt höheren Ausgaben unter anderem für Energie und Lebensmittel vorherrschte. Zum anderen dürfte aufgrund des Rückzuges von Corona wieder weniger Spargel zu Hause zubereitet worden sein. Verbraucher und Verbraucherinnen waren in diesem Jahr einfach wieder mehr unterwegs, sei es auf Events oder auch im Urlaub im Ausland, wo einfach die Zeit fehlte, am Herd daheim das köstliche Gemüse zuzubereiten. Es wurde weniger Spargel zu Hause gegessen, so die Vermutung.
Günstige Angebote aus dem Ausland
Erschwerend kamen für hiesige Erzeuger insbesondere die verstärkten günstigen Angebote des Einzelhandels mit ausländischem Spargel hinzu. Die extremen Billigangebote der Supermärkte und der nicht mehr so locker sitzende Geldbeutel vieler Konsumenten haben dazu geführt, dass diesmal Verbraucher auch entgegen den Erfahrungen der Vorjahre auf diese Produkte zurückgegriffen haben. Durch ein Überangebot sanken die Erzeugerpreise deutlich schneller als in den Vorjahren. Dieser Preisdruck setzte sich bis in die Direktvermarktung durch. Dieser Rückstand konnte bis zum Ende der Saison nicht mehr aufgeholt werden.
Hintergrund zur Kostenstruktur
In Deutschland wird unter Einhaltung hoher Umwelt- und Sozialstandards produziert. Es wird mindestens der deutsche Mindestlohn gezahlt. Dadurch kann deutscher Spargel mit Importware oft nicht konkurrieren. Durch die kurzen Wege ist aber die heimische Ware in Sachen Frische und Qualität gegenüber der ausländischen Ware im Vorteil. Die deutlich kürzeren Wege bis zum Verbraucher schonen das Klima, weil häufig nur wenige Kilometer anstatt teilweise über 1.000 bis 2.000 km zurückgelegt werden müssen.
Es ist die bewusste Entscheidung jedes einzelnen Kunden für den heimischen Spargel bester Qualität notwendig, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig Spargel in Schleswig-Holstein produzieren zu können, heißt es vonseiten der Erzeuger. Schon jetzt werden nur noch knapp 30 % des in Deutschland verzehrten Gemüses auch in Deutschland produziert. Beim Spargel lag dieser Wert bisher noch bei 85 %.
Prognose für kommende Saison ungewiss
Ob sich die Anbauflächen im kommenden Jahr hier reduzieren wird, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich werden Altanlagen, die schon lange genutzt wurden, jetzt eher umgebrochen zugunsten anderer Kulturen. Vor allem ist aber mit Anpassungen in den großen Spargelanbauregionen Deutschlands zu rechnen, weniger hierzulande. Dennoch sorgt eine weiter hohe Inflation dafür, dass viele Menschen auch bei Lebensmitteln sparen (müssen). Weiterhin ist zu berücksichtigen, wie die im nächsten Jahr geltende Corona-Lage das Einkaufsverhalten, Präferenzen und Prioritäten der Verbraucher, bestimmt. Mit einer deutlich reduzierten Anbaufläche hierzulande wird nicht gerechnet.
In Schleswig-Holstein bauen etwa 45 Betriebe auf einer Fläche von etwa 500 ha Spargel an, darunter sind es 90 ha Junganlagen, die erst nach und nach vollen Ertrag bringen werden.