StartNachrichtenPflanzeDie Grasnarben optimal vorbereiten

Die Grasnarben optimal vorbereiten

Grünlandpflege im Frühjahr
Von Liesel Grün , Landwirtschaftskammer SH
Mit Schafen im Herbst kurz gehaltene Grasnarben sind weniger pilzanfällig und starten gesünder in die kommende Saison. Fotos: Liesel Grün

Die lang anhaltenden Regenfälle der Herbst- und Wintermonate haben auch im Grünland deutliche Schäden hinterlassen, weshalb ein Monitoring der eigenen Grasnarben aktuell sehr wichtig wird. Die Bestandsaufnahme dient als Grundlage, um flächenspezifisch die bestmöglichen Pflegemaßnahmen für das Frühjahr auszuwählen. Schleppen, Striegeln, Walzen und Nachsaat sichern dann bei vorwiegend guten Narben das hohe Ertrags- und Qualitätsniveau oder aber verbessern bereits suboptimal entwickelte Grünlandbestände.

Die Ziele der Grünlandpflege sind eine hohe Narbendichte, eingeebnete Bodenoberflächen sowie eine gute Regenerationsfähigkeit der Grasaufwüchse. Beim Grünlandmonitoring werden während der Flächenbegehung aktuelle Informationen über den Flächenzustand, die Vegetation und den Lückenanteil in der Narbe gesammelt. Überprüft werden hierbei mögliche Schäden in Bereichen mit hoher Bodenfeuchtigkeit, Staunässe oder sogar Überflutungen sowie hochgefrorene Narbenbereiche, Fahr- und Trittspuren (Bodenverdichtung). Auch Schäden durch Mäuse und Wildschweine werden beurteilt. Bezüglich der Vegetation stehen ausgewinterte oder abgestorbene Bestände, der Grad der Verfilzung oder Vermoosung der Narbe sowie der Anteil an Ungräsern und Unkräutern im Visier.

Quelle: Liesel Grün, LKSH

Der Lückenanteil in der Grünlandnarbe zeigt an, ob eine Nachsaat erforderlich ist. Dazu wird ein Zollstock zu einem Quadrat aufgeklappt (40 cm x 40 cm) und auf die Narbe gelegt. Der Anteil der Lücken darin wird mittels einer Handfläche innerhalb des Quadrats geschätzt; diese ergibt eine Fläche von etwa 15 % (Abbildung 1). Dieser Vorgang wird je nach Größe und Heterogenität der Fläche an fünf bis zehn zufällig gewählten Stellen im Bestand wiederholt, um einen guten Überblick über die gesamte Fläche zu gewinnen.

Start in die Saison

Um der Gefahr von Schäden durch Fusariumpilze (Schneeschimmel) in zu lang gewachsenen Beständen vorzubeugen, erfolgte bereits, wo nötig, im Spätherbst eine Nachmahd. Auch eine Beweidung mit Schafen im Herbst oder Winter kann hierfür gute Dienste leisten. Im Frühjahr beginnt die Grünlandpflege nach der ersten Güllegabe. Die Flächen müssen gut abgetrocknet sein, um Verschmierungen der Maulwurfshaufen und somit eine Verschmutzung des Futters sowie Narbenschäden zu vermeiden (Abbildung 2). Mit dem Einsetzen des Schossens der Bestände endet die Zeit für die Pflegemaßnahmen, da dann die Narbenentwicklung nachhaltig geschädigt werden kann.

Quelle: Liesel Grün, LKSH

Die Pflegemaßnahmen

Die Wirkung des Schleppens besteht in erster Linie in der Einebnung der Maulwurfshaufen. Diese würden sonst das Futter bei der Ernte verschmutzen und auch wichtige Eintrittspforten für unerwünschte Gräser und Kräuter darstellen. Schleppen und insbesondere Striegel werden ferner eingesetzt, um Gülleschleier zu entfernen und die Bestockung anzuregen.

Das Striegeln holt zudem abgestorbenes Pflanzenmaterial aus der Narbe heraus und belüftet den Boden, indem es auf dem Boden liegendes organisches Material lockert. Stark verfilzte Narben benötigen einen scharf eingestellten Striegel, um Gemeine Rispe (Poa trivialis) und andere oberflächlich wurzelnde Ungräser oder Unkräuter zu entfernen. Hier eignet sich auch das zweimalige Arbeiten in diagonaler Richtung.

Die dabei frei werdenden Lücken müssen mit einer Nachsaatmischung versorgt werden, damit sich dort schnell eine dichte Narbe aus Futtergräsern entwickelt. Der Einsatz von Walzen soll die ausgebrachten Samen für einen guten Bodenkontakt andrücken oder aufgefrorene Böden auf humosen, anmoorigen bis moorigen Standorten ebnen. Um verschiedene Maßnahmen in einem Arbeitsschritt zu erledigen, bieten sich Grünland-Striegel-Kombinationen an.

Wenn Lücken in einer Grünlandnarbe entstehen, breiten sich binnen Kurzem Unkräuter aus.

Über- oder Nachsaat?

Das Ziel der Saatgutausbringung ist die Verbesserung von lückigen Grasnarben oder die Bestandserhaltung als regelmäßige Grünlandpflege. Entsprechend dem Bewirtschaftungsziel liegt die Entscheidung an, ob eine einfache Übersaat (mit bis zu 10 kg/ha) oder eine Nachsaat (mit 20 kg/ha) notwendig ist. Hierfür werden die aus dem Monitoring gewonnenen Erkenntnisse über die aktuell vorgefundenen Anteile an Lücken, an wertvollen Gräsern und an unerwünschten Gräsern und Kräutern herangezogen (Tabelle 1).

Quelle: Liesel Grün, LKSH

Für den Erfolg einer Nachsaat ist neben der Qualität der Altnarbe auch die nachfolgende Witterung mit ausreichender Wasserversorgung für die Jugendentwicklung entscheidend. Im zeitigen Frühjahr bietet die Winterfeuchte meist gute Saatbedingungen, jedoch kann die Altnarbe dann rasch einen zu hohen Konkurrenzdruck zeigen. Dagegen profitiert eine Nachsaat im Spätsommer oder Frühherbst von der dann abnehmenden Konkurrenzkraft der Altnarbe und von den beginnenden Herbstniederschlägen. Die Aussaat sollte dabei vor dem 15. September stattfinden, damit die Jungpflanzen genug Winterfestigkeit entwickeln können.

Die Nachsaat kann gut mit dem Striegeleinsatz kombiniert werden. Saatgut, das dabei vor den Striegelzinken abgelegt wird, gelangt nicht auf die Altnarbe, sondern hat guten Bodenkontakt. Wird es jedoch zu tief eingearbeitet, kann das Auflaufen der Saat vermindert sein. Eine Ablage hinter den Zinken findet dagegen oberflächlich statt und verspricht ein besseres Auflaufen. Anschließendes Walzen sichert dann den Bodenschluss und reduziert somit die Vertrocknungsgefahr für die junge Saat.

Auswahl von Saatgut

Für Nachsaaten eignen sich wegen der Konkurrenzkraft der Altnarbe nur die Gräser, die eine schnelle Jugendentwicklung aufweisen. Nachgesäte Gräserarten mit langsamer Entwicklung in der Jugendzeit können sich kaum in der Altnarbe etablieren. Empfohlen wird daher der Einsatz einer reinen Deutsch-Weidelgras-Mischung (GV, GV-Klee oder GV-spät). Diese Mischungen setzen sich aus unterschiedlichen Anteilen an frühen, mittelfrühen und späten Sorten des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) zusammen (Tabelle 2). Die GV-Klee, die zusätzlich 10 % Weißklee enthält, bietet sich insbesondere für die Nachsaat auf Flächen mit Beweidung oder mit reduzierter Stickstoffdüngung an.

Quelle: Liesel Grün, LKSH

Die Aussaatstärke richtet sich bei der Nachsaat nicht nur nach dem Zustand der Narbe, sondern auch nach den Anteilen diploider und tetraploider Sorten (variierende Tausendkorngewichte) in den Deutsch-Weidelgras-Mischungen. Die Richtwerte für eine Nachsaat liegen bei 10 bis 20 kg/ha.

Ein anhaltender Erfolg der Grünlandpflege und Nachsaat auf dem Grünland setzt voraus, dass bei der Folgebewirtschaftung die Nutzungsintensität auf das Ertragsniveau des Bestandes abgestimmt ist. Dieses wiederum hängt entscheidend von den Bodeneigenschaften, der Wassernachlieferung und der Topografie ab.

Fazit

Die Frühjahrs-Grünlandpflege basiert auf dem sorgfältigen Erfassen des aktuellen Narbenzustandes, um für jede Fläche die optimalen Maßnahmen planen zu können. Diese flächenspezifische Pflege ist insbesondere für hochproduktive Grasbestände essenziell. Eine konsequente Grünlandpflege durch Striegeln und Nachsaat hält die Grünlandnarben in einem guten Zustand oder verbessert sie sogar und sichert somit den Ertrag und die Qualität des Futters.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt