Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat am Montag den amtlichen Erntebericht vorgestellt. Die Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) bestätigen die durchwachsenen Schätzungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Nach Angaben von Ressortchef Özdemir fällt die Getreideernte mit bundesweit etwa 38 Mio. t unterdurchschnittlich aus, während der Raps „zufriedenstellende“ Ergebnisse zeige.
Aufgrund der witterungsbedingt oftmals verspäteten Ernte liegen dem Minister zufolge noch vergleichsweise wenige Daten vor. Das endgültige Ergebnis könne daher stellenweise von den ersten vorläufigen Zahlen abweichen.
Das unbeständige Wetter führte laut Özdemir regional zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen bei Mengen und Qualitäten. Nach einem zunächst regenreichen Frühling seien ein sehr trockener Mai und Juni gefolgt, denen sich der Juli und August mit ungewöhnlich viel Regen angeschlossen hätten.
Das Hauptaugenmerk legt die amtliche Ernteerhebung auf Getreide und Raps. Beim Getreide (ohne Körnermais) wurde 2023 insgesamt nur leicht unterdurchschnittlich viel geerntet. Die Ernte bleibt hier mit 38 Mio. t um etwa 4 % unter dem Vorjahres- und um etwa 2,1 % unter dem Fünfjahresmittelwert zurück.
Rapsanbau ausgedehnt
Einschließlich Körnermais beträgt die Erntemenge 42,2 Mio. t. Wo es starke Niederschläge zur Erntezeit gab, litt vor allem beim Weizen die Qualität.
Ausgeweitet wurde der Rapsanbau – mit einem Plus bei der Anbaufläche von 7,8 %. Die vorläufige Ernteermittlung ergibt mit voraussichtlich fast 4,2 Mio. t ein zufriedenstellendes Ergebnis. Auch die bisherigen Qualitätsuntersuchungen fallen mit Blick auf die Ölgehalte erfreulich aus.
Im nun ersten vorläufigen Ernteergebnis aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung für 2023 sind noch nicht alle witterungsbedingten Einflüsse dieses Sommers berücksichtigt. Teilweise wurde ein nennenswerter Anteil der Probeschnitte bereits vor der lang anhaltenden Regenperiode vorgenommen. Des Weiteren liegen – abgesehen von der Wintergerste – auch erst vergleichsweise wenige Druschergebnisse vor. Gegenüber den jetzt vorliegenden Angaben wird es daher beim zweiten vorläufigen und beim endgültigen Ergebnis stellenweise zu größeren Abweichungen kommen können, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.
Kleinere Getreideernte
Die Getreideernte insgesamt (ohne Körnermais) wird sich voraussichtlich auf rund 38 Mio. t belaufen und fällt damit in diesem Jahr um 4,1 % kleiner als im Vorjahr aus. Gegenüber dem sechsjährigen Durchschnitt ergibt sich eine Abnahme um 2,1 %. Nur in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen (+7,8 %), Sachsen-Anhalt (+1,8 %), und Sachsen (+1,1 %) wurde der mehrjährige Vergleich übertroffen. Den stärksten Rückgang haben das Saarland (–9,9 %), Brandenburg (–9,6 %) und Hessen (–7,9 %) zu verbuchen.
Winterweizen: Die wichtigste Getreidekultur ist in Deutschland nach wie vor der Winterweizen mit einem Anteil von 46 % an der gesamten Getreidefläche. Die Anbaufläche verringerte sich gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,7 % auf 2,81 Mio. ha. Im Durchschnitt liegt der Hektarertrag bei 73,9 dt und damit 3,4 % unter dem Vorjahr. Die Erntemenge an Winterweizen erreicht voraussichtlich 20,8 Mio. t. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das eine Abnahme um 6 %. Das Ergebnis bleibt um 5,2 % hinter dem mehrjährigen Durchschnitt zurück.
Raps: Die Winterrapsernte 2023 fällt, ausgehend von den aktuell vorliegenden Zahlen, mit voraussichtlich fast 4,2 Mio. t zufriedenstellend aus. Gegenüber dem sehr erfreulichen Vorjahr bedeutet dies einen Mengenrückgang um 3 %. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2022 sind es 13 % mehr.
Mehr Felderbsen angebaut
Eiweißpflanzen: Die Anbaufläche für Eiweißpflanzen blieb auf hohem Niveau stabil. Trotz des in den letzten Jahren ausgeweiteten Sojabohnenanbaus bleibt die Felderbse die dominierende Körnerleguminose in Deutschland. Die noch vorläufigen Anbauzahlen für das Jahr 2023 belaufen sich auf rund 117.200 ha. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Ausweitung von knapp 10 %. Es folgen die Ackerbohnen mit rund 60.000 ha und hinter der Sojabohne an vierter Stelle die Süßlupinen mit rund 25.500 ha. Belastbare Schätzungen zu den aktuellen Ernteerträgen bei den Hülsenfrüchten sind noch nicht verfügbar. Man muss jedoch davon ausgehen, dass vor allem das nasse und kalte Frühjahr, die langen Trockenphasen im Frühsommer sowie der kalte, nasse Juli auch die Ertragsaussichten dieser Pflanzengruppe geschmälert haben. BMEL
Download des Ernteberichts 2023 auf der BMEL-Webseite: https://t1p.de/bsiwm