Der Skulpturensommer in Bissee am Bothkamper See (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist jedes Jahr aufs Neue eine feste Institution für Kunstliebhaber. Eine Galerie mit Werken im Freien, ohne Wände, musealen Kontext und Öffnungszeiten, ein Spaziergang durch ein idyllisches Dorf, bei dem man wie auf Schatzsuche die von den Künstlern in den Gärten und auf den Höfen aufgestellten Kunstobjekte zu entdecken versucht. In diesem Jahr findet diese Art der Ausstellung zum letzten Mal statt. Nach 25 Jahren beendet der Verein Skulptur in Bissee seine Arbeit.
„The Last Waltz“ – der letzte Walzer, damit ist die 25. Sommerausstellung überschrieben. Dieses Motto sei angelehnt an ein legendäres Konzert am Ende einer musikalisch-kulturellen Ära, bei dem berühmte Gastmusiker gemeinsam aufgetreten waren: „Dieser letzte Walzer gehört nun uns“, erklärt die Vereinsvorsitzende Karin Russ.
Er sei als krönender Abschluss gedacht, um die 25-jährige Vereinsarbeit zu beenden. Man solle gehen, wenn es am schönsten sei, bevor das Projekt durch dauernde Wiederholungen an Reiz verliere. „Wir machen jetzt den Weg frei für Neues, danken dem Dorf Bissee und gönnen ihm eine Ruhepause“, so Russ. In diesem Jahr beteiligen sich 21 Künstler mit ihren Arbeiten an 34 Stellen im Ort am Tanz. Über die 25 Jahre gesehen, waren es weit mehr als 100 verschiedene Bildhauerinnen und Bildhauer, die ihre Skulpturen in dem kleinen Dorf präsentiert haben.
Zum Abschied seien noch einmal Werke treuer Wegbegleiter zu sehen, unter anderem vom 2017 verstorbenen Bildhauer, Grafiker, Autor und Hochschullehrer Jan Koblasa, von den international renommierten Künstlern Jo Kley und Jörg Plickat sowie vom Bildhauer Martin Wolke, der seine an anderer Stelle im Land ungeliebte Arbeit „Muschelläufer“ als „Muschelläufer 2.0“ nach Bissee gebracht hat. Des Weiteren sind Gleb Dusavitskiy, Dorsten Diekmann, Rainer Fest, Jan-Olav Hinz, Uschi Koch, Isabel und Kurt Lange, Gisela Meyer-Hahn, Klaus Müller, Arno Neufeld, Ernst Petras, Arne Prohn, Ulf Reisener Aurel Rückner, Winni Schaak, Tina Schwichtenberg und Ingo Warnke beim letzten Skulpturensommer mit dabei. „Sie alle haben uns in den vergangenen Jahren sehr unterstützt“, so Karin Russ. Doch was wäre ein Tanz ohne Partner und ohne ein Tanzparkett? Letztlich sei der Erfolg vor allem den Bisseern zu verdanken, die ihr Dorf für diese Form der Ausstellung zur Verfügung gestellt hätten, die reizvolle Landschaft und die Idylle, die den Kunstwerken über Monate im Wandel der Jahreszeiten einen immer wieder wechselnden Rahmen beschert sowie neue Ansichten und Empfindungen ermöglicht hätten.
Über die Jahre sei man zu einer großen Gemeinschaft gewachsen. Viele der Einwohner stellten ihren Garten oder ihre Höfe für die Objekte zur Verfügung, wissend, dass sie damit ein Stück ihrer eigenen Privatsphäre über die Sommerzeit preisgäben trotz des Hinweises an die Besucher, die Kunst mit Abstand zu genießen, Gärten und Grundstücke nicht zu betreten.
Als es vor 25 Jahren anfing, waren die Dorfbewohner sehr skeptisch und kritisch, „es hat gedauert, bis das Vertrauen da war“, erinnert sich die Vereinsvorsitzende. Mittlerweile herrsche ein großer Zusammenhalt, das Dorf identifiziere sich mit der Landschaftsgalerie und helfe mit, zum Beispiel beim Aufbau und Ausrichten der Objekte. Und auch unter den Künstlern sei ein unglaublich gutes Netzwerk entstanden. Somit seien sowohl die Künstler als auch die Dorfbewohner traurig, dass das Ganze nun ende, „aber es fühlt sich richtig an so und es bedeutet ja nicht, dass nicht etwas anderes folgt. Denn der Ideenreichtum der Künstler endet noch lange nicht.“
Bevor der letzte Vorhang für die Skulpturenaufführung fällt, haben Besucher bis zum 15. Oktober Zeit, bei der Sommerausstellung mitzutanzen. Dazu findet sich auf der Internetseite skulptur-in-bissee.de ein Lageplan zum Herunterladen. An den Objekten selbst befinden sich Schilder mit QR-Codes, die jeweils eine Audiodatei mit einer Beschreibung des Kunstwerks und des Künstlers enthalten. Größtenteils sprechen die Künstler selbst zu den Besuchern.