StartNachrichtenAgrarpolitikDas Schreckgespenst MKS ist wieder da

Das Schreckgespenst MKS ist wieder da

Kommentar zum Ausbruch der Maul- und Klauenseuche
Von Mechthilde Becker-Weigel
Das Schild an einer Bushaltestelle weist auf den aktuellen Sperrbezirk hin. Foto: Imago

Ein Schreckgespenst ist zurück in den Ställen. Es dürfte kaum jemand damit gerechnet haben, dass nach über 35 Jahren die Maul- und Klauenseuche (MKS) wieder in Deutschland festgestellt wird. Höchstens Virologen hatten ein potenzielles Risiko auf dem Schirm. Am vergangenen Freitag ist im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland das Maul- und Klauenseuche-Virus in einem Wasserbüffel-Bestand mit 14 Tieren aufgetreten. Drei der Tiere sind verendet, die übrige Herde wurde vorsorglich getötet. Seitdem galt eine Eilverordnung, die den Transport von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Kameliden bis zum heutigen Mittwoch verbot. Gleiches gilt für in den Tierhaltungsbetrieben von diesen Tieren gewonnene Körper oder Tierkörperteile und Gülle. Am Mittwochnachmittag wurde die Verordnung erneut um weitere 48 Stunden verlängert und gilt bis zum 17. Januar.

Der MKS-Befund in einer bislang einzelnen Hobbyhaltung stürzt die gesamte Branche in eine schwere Krise. Die Aussagen zur Freiheit von Tierseuchen sind Bestandteil von Exportzertifikaten. Wenn hier eine Formulierung im Sinne von „kein Auftreten von MKS in Deutschland“ enthalten ist, sind diese Zertifikate durch die zuständigen Behörden kurzfristig nicht auszustellen. Der Export von Schweine- und Rindfleisch, Milch und Milchprodukten steht still seit der Meldung des Ausbruchs. Südkorea als großer Abnehmer hatte als erstes Land sämtliche Schweinefleischimporte gestoppt (siehe „Die Maul- und Klauenseuche ist zurück“).

Die Auswirkungen sind dramatisch und branchenübergreifend. Es ist ein gewaltiger Schaden für die Landwirtschaft und für die Ernährungswirtschaft entstanden. Über die Größenordnung kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts Abschließendes sagen. Das hängt davon ab, wie sich das Seuchengeschehen entwickelt. Die Handelsbeschränkungen können die Agrarbranche noch Monate einschränken. Das ist aber nur die wirtschaftliche Seite. Die emotionalen Belastungen für Landwirtinnen und Landwirte, wenn ihre Tierbestände gekeult werden müssen, sind kaum vorstellbar und nehmen in dem schnellen Ablauf der Geschehnisse keinen Raum ein. Keine Zeit für Gefühle.

Jetzt werden die Symptome der Maul- und Klauenseuche wieder herauf und herunter beschrieben. Bläschen im Bereich des Flotzmauls, der Maulschleimhaut, der Zunge, im Klauenbereich und an den Zitzen. Hautveränderungen an den Klauen, die Tiere lahmen, zeigen ausgeprägtes Speicheln, Kaustörungen, Fieber, Milchleistungsabfall und Fressunlust. Das sind die auffälligen Symptome bei Rindern, wenn sie an der MKS erkrankt sind, und höchste Alarmsignale für jeden Tierhalter. Die Kaskade, die durch den jetzt bemerkten Ausbruch in einer Hobbyhaltung ausgelöst wurde, macht wieder einmal deutlich, welch große Verantwortung Tierhalter für ihre Bestände tragen.

Landwirtinnen und Landwirte sind seit jeher auch Seuchenmanager, egal wie groß die Herde ist und welches wirtschaftliche Ziel verfolgt wird. Über den Grund des aktuellen Ausbruchs kursieren zum jetzigen Zeitpunkt nur Mutmaßungen. Die Betriebe, die von der Tierhaltung leben, haben in den vergangenen Jahren viel geleistet, um die Biosicherheit ihrer Bestände auszubauen und ihre Herden gesund zu halten. Biosicherheit ist im Seuchenfall nicht nur das Gebot der Stunde für Tierhalter, sondern gehört zum professionellen Gesamtkonzept. Damit tragen sie dazu bei, Forderungen der Gesellschaft an die Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft zu erfüllen. Biosicherheit beschäftigt sich mit der Analyse bestehender Gefahren, der Erregereinschleppung in Tierhaltungen sowie der Entwicklung von Maßnahmen, um die Risiken zu verkleinern oder zu verhindern.

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