Das Grüne Sofa

Landwirtschaft live vom Feld aufs Smartphone
Von Kathrin Iselt-Segert
Nicht nur das Grüne Sofa ist ein Gemeinschaftsprojekt, auch Hannes Bumann ist kein Einzelkämpfer, wenn es um die Talkreihe am Feldrand geht. Denn allein schon das Verladen des besonderen Sitzmöbels erfordert Teamarbeit. Aber einer muss fürs Foto Modell sitzen und Hannes übernahm die Aufgabe gern. Fotos: Jennifer Müller, ljv

Knackige Fragen und kurze, gut verständliche Antworten zur Landwirtschaft – das ist das Konzept vom Grünen Sofa, mit dem Bauernverband und Landjugend Landwirtschaft live vom Feld aufs Smartphone bringen wollen. Natürlich ist das Grüne Sofa eine Anspielung auf das bekannte Rote Sofa des NDR. Allerdings wird nicht im Studio getalkt. Die Landjugend trägt das Sitzmöbel direkt an den Feldrand, auf die Weide oder in den Stall. Und dann heißt es: „Action!“

Die Idee wurde in der Zukunftswerkstatt Pflanzenbau Schleswig-Holstein geboren. Genauer genommen brachte sie Heinrich Mougin, Landwirt aus Lenste und Vorstandsmitglied des Bauernverbandes, ein. Danach sollen auf dem Sofa alle Facetten der Landwirtschaft vorgestellt und zudem erklärt werden, was gerade in der Landwirtschaft läuft. „Unser Fokus liegt darauf, dass die Interviewten bei den jeweiligen Themen voll im Saft stehen, aber Landwirtschaft auch für jeden verständlich erklären“, so Mougin. Er nahm die Sache auch gleich selbst in die Hand und suchte bei eBay ein grünes Sofa. Der Bauernverband stellte das Equipment für die Außenaufnahmen wie zwei sturmsichere Funkmikrofone.



Kay Eiberg von der Kreislandjugend Herzogtum Lauenburg interviewt beim Tag des offenen Hofes den Spargelbauern Andreas Löding. Hannes filmt.

Und dann kam die Landjugend ins Spiel. „Wir wollten auf jeden Fall, das die Landjugend federführend ist und die Themen von jungen Leuten rübergebracht werden“, sagt Mougin und freut sich, dass der Plan aufging.

Seit der Rapsblüte reist nun Hannes Bumann, erster Vorsitzender der Landjugend Schleswig-Holstein, oft mit dem besonderen Möbelstück durch die Lande. Vom Hof in Grömitz-Brenkenhagen startet er mit dem wetterfesten Ledersofa zu den Terminen. Zusammen mit dem Moderatorenteam der Landjugend hatte er schon Gesprächspartner zur Imkerei, zur Rehkitzrettung und beim Tag des offenen Hofes zum Spargelanbau auf dem Sofa. Heinrich Mougin hatte die Serie eröffnet. Die Gäste beantworteten Fragen wie: Was hat es mit dem Grünen Sofa auf sich? Welchen Profit hat der Imker davon, dass die Bienen beim Raps stehen? Und warum wird Spargel in Dämmen angebaut? „Wir wollen die breite Bevölkerung mitnehmen an die Orte, an denen Nahrungsmittel produziert werden oder die mit der Nahrungsmittelproduktion in Verbindung stehen“, sagt Hannes. Wichtigste Vorbereitung auf die Interviews, sei nicht die Technik, das sei alles easy. Aufwendiger sei die Vorbereitung auf die Fragen. Es müssten gute Fragen sein, damit am Ende in höchstens zweieinhalb Minuten drei Kernaussagen stünden. Das erfordere Vorbereitung. „Oft überlegen wir uns das zusammen vor Ort.“ Ist alles aufgenommen, schneidet Agrarblogger Sönke Hauschild vom Bauernverband die Clips und unterlegt sie mit Texten. „Wir wollen uns schulen lassen, damit wir das als Ehrenamtler auch bald selbst machen können“, sagt der Lajuvorsitzende.

Die Moderatoren möchte sich Hannes bei der Landjugend in der Nähe des jeweiligen Drehortes suchen wie in der Startphase Christine Dörr und Kay Eiberg. Er setze darauf, dass sich dadurch nach und nach eine Eigendynamik entwickele, sagt der junge Landwirt. Und auch, dass das Sofa vielleicht irgendwann in Rendsburg stationiert werde. Dann könne jede Ortsgruppe oder jeder Kreisverband, der Bock habe, sich beteiligen und das Grüne Sofa ziehe durchs ganze Land.

Auch jetzt gibt es schon viele Ideen: Videos zur Getreideernte, zur Aussaat, zur Maisernte oder mal das Grüne Sofa in einem Melk­stand oder auf einem Fischkutter. „Das wäre auch irgendwie cool.“ Zudem liege bereits eine Anfrage vom Landwirtschaftsministerium in Kiel vor, ob das Grüne Sofa im September bei der Woche der Nahrungsmittelverschwendung dabei sei.

Auf Tajo Lass, den zweiten Vorsitzenden der Landjugend SH (hinten), kann Hannes zählen, wenn das Grüne Sofa transportiert werden muss. 

Bis dahin wird das Sofa auf jeden Fall vom Hof in Grömitz-Brenkenhagen starten. Das bedeutet kurze Nächte für den junge Landwirt. Einen Teil des Ackerbaubetriebes hat Hannes schon übernommen und mit Gemüse und Direktvermarktung angefangen. Das sei viel schneller gewachsen als vor zwei Jahren gedacht, berichtet er. Und Gemüse bedeute viel Handarbeit. Das Ehrenamt und auch die Sofatouren schaffe er nur mit guter Organisation, ab und an wenig Schlaf und Unterstützung seiner Eltern, erzählt der 26-Jährige. Aber das sei in Ordnung. „Durch meine Arbeit in der Landjugend habe sich so viel gelernt. Schon im Studium war ich immer bestens informiert, wenn es um aktuelle Themen der Landwirtschaft ging“, erinnert sich Hannes. Inzwischen könne er vieles für den eigenen Betrieb nutzen. Und das sei auch beim neuen Projekt so.

Sieben bis zehn Clips sollen bis zur Norla entstehen, bald auch auf YouTube laufen. Auf der Landwirtschaftsmesse ist geplant, das Grüne Sofa an einem Stand zu präsentieren, mit dem einen oder anderen Promigast ins Gespräch zu kommen und auch gern mit Besuchern aus der Stadt, denn die neue Plattform solle Land und Stadt verbinden, sagt Hannes. „Halt drei knackige Fragen und drei gut verständliche Antworten.“

Alle bisherigen Clips findet ihr unter landjugend-sh.ddns.net/gru​enes-sofa/ 

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt