Die jährliche Betriebsplanung für mittlere und große Forstbetriebe basiert auf einer mittelfristigen Planung, meist für einen Zeitraum von zehn Jahren, der sogenannten Forsteinrichtung. Dabei werden die zurückliegenden zehn Jahre analysiert und die auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Betriebsziele für die folgende Dekade festgelegt. Das Vorhalten eigenen Personals dafür wäre bei einer Betriebsgröße von zirka 50.000 ha nicht wirtschaftlich. In den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) erfolgte deshalb die aktuelle Forsteinrichtung mit dem Stichtag 1. Januar 2022 durch das Niedersächsische Forstplanungsamt in Wolfenbüttel. Das Ergebnis findet sich im folgenden Bericht.
Welche Veränderungen haben sich in den Wäldern der SHLF zwischen 2012 und 2022 abgespielt? Die Baumartenzusammensetzung war und ist ein bunter „Gemischtwarenladen“, der Klima- und Vermarktungsrisiken besonders gut auffängt (siehe Abbildung 1).
Mehr Laubbäume
Der Laubwaldanteil, insbesondere von Buche, hat weiter zugenommen und liegt bei 54 %. Die Fichte hat nur noch einen Anteil von 22 % und ist nicht mehr die häufigste Baumart. Das verbessert die Klimastabilität der Wälder. Diese sind strukturreicher geworden. Viele Bestände haben sich durch Nachwuchs und Unterstand von gleichaltrigen Hallenbeständen in ungleichaltrige, mehrschichtige Mischbestände verwandelt. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist eine Kontrolle des durchschnittlichen Holzvorrates wichtig. Die SHLF haben mit 330 fm/ha einen vergleichsweise hohen Holzvorrat, der in den vergangenen zehn Jahren annähernd konstant blieb. Auffällig ist eine Zunahme des Vorrates an alten und dicken Laubbäumen. Dies spricht für eine vorsichtige, auf weiteren Vorratsaufbau ausgerichtete Holznutzung.
Die planmäßige jährliche Holznutzung hätte bei rund 250.000 fm liegen sollen. Sie wurde im Zeitraum 2012 bis 2021 um 160.000 fm übertroffen (siehe Abbildung 2).
Ökologische Funktion
Ursache für die erhöhte Nutzung waren primär die Stürme „Christian“ und „Xaver“ im Jahre 2014 mit erheblichen Zwangsnutzungen und Vorratsverlusten besonders im Nadelholz. Von den Forstplanern wurden hohe Verbiss- und Schälschäden durch das Schalenwild festgestellt. Die Betriebsziele werden hierdurch nicht selten gefährdet. Die Wälder der SHLF erfüllen auf der gesamten Betriebsfläche wertvolle ökologische Funktionen. 58 % (rund 29.000 ha) liegen in Schutzgebieten unterschiedlicher Kategorien.
Wie soll es in den kommenden zehn Jahren weitergehen? In den bereits vorhandenen Laubwäldern setzen die SHLF auf natürliche Verjüngung. Dies erfordert weiterhin starke jagdliche Anstrengungen. Die noch vorhandenen Fichtenalthölzer werden zu einem großen Teil durch Pflanzung von Buche in Laub-Nadel-Mischbestände umgewandelt. Der Anteil der Laubwälder wird im Jahr 2031 um mindestens 5.000 ha zugenommen haben.
Schwierigkeiten bereitet die Verjüngung der Licht liebenden Baumarten Eiche und Kiefer. Man kann davon ausgehen, dass hierfür benötigte Kahlflächen durch Schadereignisse (Stürme, Borkenkäfer) entstehen werden. Der jährliche Hiebssatz wird auf 257.000 fm angehoben, wobei besonders die Nutzung starker Fichten forciert werden soll und beim Laubholz Zurückhaltung geübt wird. Die geplante Nutzung bleibt dabei deutlich unter dem jährlichen Zuwachs. Daraus ergibt sich für den Gesamtbetrieb ein jährlicher Vorratsaufbau von 75.000 fm (ohne Naturwälder). Einen besseren Beweis für eine nachhaltige Betriebsführung könnte es kaum geben.
Fazit
Die Landesforsten erfüllen laut Niedersächsischem Forstplanungsamt den gesetzlichen Auftrag einer vorbildlichen und dem Allgemeinwohl dienenden Waldbewirtschaftung. Die Holznutzung erfolgt zurückhaltend und mit dem Ziel, besonders starke Laubbäume noch dicker werden zu lassen. Damit wird nicht zuletzt ein wichtiger Beitrag zur CO2-Bindung und Speicherung und damit zum Klimaschutz geleistet.