Zwei Jahrgänge der Forstwirtauszubildenden an der Lehranstalt für Forstwirtschaft (LAF) in Bad Segeberg haben am Videowettbewerb der Gesellschaft für forstliche Arbeitswissenschaft (Geffa) zum Thema „Sichere Waldarbeit im Klimawandel“ teilgenommen. Die Klasse Fowi 2022 holte bei der Preisverleihung den ersten Preis mit nach Schleswig-Holstein.
Nicht ganz freiwillig und mit geringen Erwartungen war die Klasse mit den Arbeiten am Videobeitrag gestartet. Sie hatte Sorge, dass professionelle Filmemacher teilnehmen und ihnen nachher nur viel Arbeit und wenig Brot bleiben. Es ist dann anders gekommen.
Anfang Mai kam die Klasse für ihren Zwischenprüfungsblock an die LAF nach Bad Segeberg. Am Ende des gut fünfwöchigen Blocks standen die Zwischenprüfungen für die 14 angehenden Forstwirte auf dem Plan. Zusätzlich galt es, die Schülerzeitung für die neuen Auszubildenden zu gestalten und sich praktisch und theoretisch auf die Prüfungen vorzubereiten. Die Klasse hatte also genug zu tun und brauchte nicht noch ein weiteres Projekt mit ungewissem Ausgang. Doch nach anfänglicher Zurückhaltung überlegte sie, was sie für das Thema benötigt und wie es sich in einem maximal zweiminütigen Videobeitrag darstellen lässt.
Herausgekommen ist ein Beitrag, der sich auf den Seiten des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) und Geffa-Stiftung (https://kwf2020.kwf-online.de/geffa-videowettbewerb/) herunterladen lässt. Bevor es jedoch so weit war, musste vieles überlegt und in der Gruppe überdacht werden. Entscheidungen wurden getroffen und viel zeitaufwendige Arbeit in Videoschnitt und Vertonung gesteckt. Es galt, passende Programme zu finden, die günstig oder kostenlos waren, sich in diese einzuarbeiten und dann den eigenen Beitrag immer weiter zu verfeinern. Auf den ersten Blick keine klassische Arbeit für Forstwirtauszubildende, aber die Klasse machte sich mit Unterstützung des Klassenlehrers und der Arbeitslehrer aus der Lehranstalt auf den Weg.
Thema Klimawandel
Es mussten Bestände für die verschiedenen Aufnahmen gefunden und bei passendem Wetter Videos gedreht werden. Beim Thema Klimawandel durften geschädigte Fichtenbestände ebenso nicht fehlen wie totholzreiche Laubholzbestände und urbaner Wald, der die Bedeutung für die Bevölkerung verdeutlicht. Berichtet man über aktuelle Waldbewirtschaftung, dann geht es auch um Großtechnik. Angesichts von Stundensätzen von um die 200 €/h für den Harvester benötigt man auch einiges an diplomatischem Geschick, einen Betrieb für die Videoaufnahmen zu finden. Wer hat schon Lust, mehrere Stunden für Aufnahmen zur Verfügung zu stehen, die im endgültigen Video nur wenige Sekunden ausmachen? Das alles sollte dann nicht etwa im Harz gesucht werden, sondern möglichst im direkten Umfeld der Schule – eine organisatorische Aufgabe, angesichts der begrenzten Zeit mit den weiteren oben genannten Aufgaben. Die Klasse hat es geschafft!
Einladung zur KWF-Tagung
Die gemeinsame Bearbeitung mit 14 Personen stellte eine weitere Herausforderung dar. Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen, Temperamente und Fähigkeiten, die es optimal einzusetzen galt. Dabei entstanden zwangsläufig Wartezeiten auf der einen und Hektik auf der anderen Seite, weil etwas wieder länger gedauert hat als geplant oder der Kollege noch drei weitere Versionen testen mochte. Auch zu der Frage, wie man welche Worte verwendet, musste sich die Klasse genau abstimmen, und Einzelne mussten Entscheidungen treffen, die von der ganzen Klasse getragen wurden.
Die dann gefundenen Worte galt es zu vertonen. Ein professionelles Tonstudio, das Störgeräusche unterdrückt und klare Sprachaufnahmen liefert, hatte man nicht zur Hand. Glücklicherweise mangelte es nicht an Ideen, und so ließ sich aus verschiedenen Einrichtungsgegenständen der Internatszimmer und einigen Handtüchern und Decken ein Raum schaffen, der einem professionellen Tonstudio recht nahekommt.
Da zeigte sich wieder, dass Forstwirte flexibel und belastbar sind und bei Bedarf über mehr als ausreichende Kreativität verfügen. Das Ergebnis kann sich daher auch hinsichtlich der Tonqualität sehen lassen. Die Kombination aus fachlich verdichteter Information mit tollen bewegten Bildern aus verschiedensten Drohnenflügen sowie der entsprechenden Tonqualität hat dann die unabhängige Jury überzeugt.
Die Aufregung in der Klasse, aber auch in der Schule war entsprechend groß, als knapp eine Woche vor der Preisverleihung der Anruf kam, man sei unter den ersten drei Plätzen. Ob man es schaffen würde, dass die Klasse geschlossen zur KWF-Tagung nach Schwarzenborn kommt? Eine Fahrt an den gut 420 km entfernten Ort in Hessen war ursprünglich nicht geplant, aber dann doch schnell organisiert. Es wurde ein langer Tag mit zwei Kleinbussen, und bis auf einen Auszubildenden konnten alle mitkommen.
Vor der spannenden Preisverleihung am Ende des Messetages hatten alle noch etwas Zeit, sich mit den Neuerungen und aktuellen Themen der Waldarbeit zu beschäftigen. Obwohl vermutlich mit der weitesten Anreise war die Gruppe aus Schleswig-Holstein und Hamburg mit ihren Unterstützern offenkundig die größte bei der Preisverleihung. Als dann für den dritten Preis ein anderer Beitrag genannt wurde und auch der zweite Preis nicht nach Schleswig-Holstein ging, war es mit der nordischen Zurückhaltung vorbei. Der Jubel der Klasse und ihrer Unterstützer donnerte durch das Tagungszelt. Mit diesem Ergebnis hatte keiner gerechnet. Am Ende ging die Klasse auf das Podium und nahm den ersten Preis und das dazugehörige Preisgeld in Empfang.
Klassenfahrt statt Party
Die anfänglichen Überlegungen, das Preisgeld in ein großes Fest mit Gerstensaft und Spanferkel zu investieren, wurde angesichts des tatsächlichen Gewinns verworfen. Mittlerweile plant die Klasse, das Geld für eine fachliche Exkursion oder für die Klassenfahrt nach Schweden zu investieren, und da ist sie dann doch wieder, die nordische Vernunft und Zurückhaltung.